Das Zimmer, worin die Kinder sich aufhalten, darf nicht weiß angestrichen oder mit glänzenden Gegenständen (vergoldete Rahmen, blanke Metall- flächen) angefüllt sein, da das Auge in einem solchen Raume die nöthige Ruhe nicht findet -- grau, chamois, mit grün oder blau vermischt, müssen die herrschen- den Farben darin sein. Nirgends schreiende Con- traste, überall finde das unbeschäftigte Auge nur milde, angenehme, erquickende Farben. Höchst schäd- lich ist es, wenn von einer gegenüberstehenden, weiß oder gelb angestrichenen Mauer, ein greller Licht- reflex in das Zimmer geworfen wird; kein Lichtein- druck kann dem Auge verderblicher sein als dieser, und man glaube nicht, daß das stärkste Auge einer solchen Schädlichkeit lange widersteht.
"So manche Augenschwäche," sagt Büsch, (Erfahrungen von J. G. Büsch, Professor in Ham- burg. Hamburg 1790) "und völlige Blindheit entsteht bloß aus Verfehlung dieser wichtigen Regel. Als ich vor 15 Jahren den seligen Hagedorn in Dresden zum ersten Mal besuchte, den ich fast ganz blind fand, nahm er meinen Besuch in einem Zimmer an, wo mir das Licht ganz unausstehlich war. Er wohnte in einer ziemlich schmalen Gasse. Das Sonnenlicht fiel von den Quadersteinen der gegenüber gelegenen Häuser scharf zurück in das Zimmer." "Haben Sie," fragte ich, "in diesem Hause schon lange gelebt?" --
Das Zimmer, worin die Kinder ſich aufhalten, darf nicht weiß angeſtrichen oder mit glaͤnzenden Gegenſtaͤnden (vergoldete Rahmen, blanke Metall- flaͤchen) angefuͤllt ſein, da das Auge in einem ſolchen Raume die noͤthige Ruhe nicht findet — grau, chamois, mit gruͤn oder blau vermiſcht, muͤſſen die herrſchen- den Farben darin ſein. Nirgends ſchreiende Con- traſte, uͤberall finde das unbeſchaͤftigte Auge nur milde, angenehme, erquickende Farben. Hoͤchſt ſchaͤd- lich iſt es, wenn von einer gegenuͤberſtehenden, weiß oder gelb angeſtrichenen Mauer, ein greller Licht- reflex in das Zimmer geworfen wird; kein Lichtein- druck kann dem Auge verderblicher ſein als dieſer, und man glaube nicht, daß das ſtaͤrkſte Auge einer ſolchen Schaͤdlichkeit lange widerſteht.
»So manche Augenſchwaͤche,« ſagt Buͤſch, (Erfahrungen von J. G. Buͤſch, Profeſſor in Ham- burg. Hamburg 1790) »und voͤllige Blindheit entſteht bloß aus Verfehlung dieſer wichtigen Regel. Als ich vor 15 Jahren den ſeligen Hagedorn in Dresden zum erſten Mal beſuchte, den ich faſt ganz blind fand, nahm er meinen Beſuch in einem Zimmer an, wo mir das Licht ganz unausſtehlich war. Er wohnte in einer ziemlich ſchmalen Gaſſe. Das Sonnenlicht fiel von den Quaderſteinen der gegenuͤber gelegenen Haͤuſer ſcharf zuruͤck in das Zimmer.« »Haben Sie,« fragte ich, »in dieſem Hauſe ſchon lange gelebt?« —
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Das Zimmer, worin die Kinder ſich aufhalten,
darf nicht weiß angeſtrichen oder mit glaͤnzenden
Gegenſtaͤnden (vergoldete Rahmen, blanke Metall-
flaͤchen) angefuͤllt ſein, da das Auge in einem ſolchen
Raume die noͤthige Ruhe nicht findet — grau, chamois,
mit gruͤn oder blau vermiſcht, muͤſſen die herrſchen-
den Farben darin ſein. Nirgends ſchreiende Con-
traſte, uͤberall finde das unbeſchaͤftigte Auge nur
milde, angenehme, erquickende Farben. Hoͤchſt ſchaͤd-
lich iſt es, wenn von einer gegenuͤberſtehenden, weiß
oder gelb angeſtrichenen Mauer, ein greller Licht-
reflex in das Zimmer geworfen wird; kein Lichtein-
druck kann dem Auge verderblicher ſein als dieſer,
und man glaube nicht, daß das ſtaͤrkſte Auge einer
ſolchen Schaͤdlichkeit lange widerſteht.
»So manche Augenſchwaͤche,« ſagt Buͤſch,
(Erfahrungen von J. G. Buͤſch, Profeſſor in Ham-
burg. Hamburg 1790) »und voͤllige Blindheit entſteht
bloß aus Verfehlung dieſer wichtigen Regel. Als
ich vor 15 Jahren den ſeligen Hagedorn in Dresden
zum erſten Mal beſuchte, den ich faſt ganz blind
fand, nahm er meinen Beſuch in einem Zimmer an,
wo mir das Licht ganz unausſtehlich war. Er wohnte
in einer ziemlich ſchmalen Gaſſe. Das Sonnenlicht
fiel von den Quaderſteinen der gegenuͤber gelegenen
Haͤuſer ſcharf zuruͤck in das Zimmer.« »Haben Sie,«
fragte ich, »in dieſem Hauſe ſchon lange gelebt?« —
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Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/156>, abgerufen am 22.07.2024.
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