eine blühende Kraft und dem Geiste eine herrliche Entwickelung verleiht.
Diese unschätzbaren Güter lassen sich aber weder durch einen homöopathischen Anflug von fremden Sprachen, noch durch das zeittödtende Erlernen einer seelenlosen musicalischen Fingerfertigkeit erlangen.
Jch fasse nun das Vorhergehende noch einmal kurz zusammen.
Eine zweckmäßige geistige Erziehung verlangt vor allen Dingen, daß man durch zu langes Stuben- sitzen die Gesundheit nicht zerstöre, und daß das Gehen oder Sitzen im Freien weit häufiger zum Unterricht benutzt werde, als bis jetzt noch geschieht. Sie verlangt, daß in den ersten 6, 7 oder 8 Jahren (je nach den Kräften) von gar keinem geregelten Schulunterricht die Rede sei.
Sie fordert, daß man die Gegenstände des Un- terrichts so wähle, daß das Kind auch im späteren Leben Nutzen daraus ziehe und daß die Methode einige Spuren von Geist verrathe.
Sie fordert, daß man das Gedächtniß nicht mit Wortkram überlade und mehr für die Cultur des Gemüthes und des Urtheils sorge, daß man dem Kinde keine Sachen vortrage, die es nicht verstehen kann. Sie verlangt, daß die Schulstube allen Er- fordernissen der Gesundheit entspreche, daß sie hell, groß und wohl gelüftet sei. Sie verlangt endlich
eine bluͤhende Kraft und dem Geiſte eine herrliche Entwickelung verleiht.
Dieſe unſchaͤtzbaren Guͤter laſſen ſich aber weder durch einen homoͤopathiſchen Anflug von fremden Sprachen, noch durch das zeittoͤdtende Erlernen einer ſeelenloſen muſicaliſchen Fingerfertigkeit erlangen.
Jch faſſe nun das Vorhergehende noch einmal kurz zuſammen.
Eine zweckmaͤßige geiſtige Erziehung verlangt vor allen Dingen, daß man durch zu langes Stuben- ſitzen die Geſundheit nicht zerſtoͤre, und daß das Gehen oder Sitzen im Freien weit haͤufiger zum Unterricht benutzt werde, als bis jetzt noch geſchieht. Sie verlangt, daß in den erſten 6, 7 oder 8 Jahren (je nach den Kraͤften) von gar keinem geregelten Schulunterricht die Rede ſei.
Sie fordert, daß man die Gegenſtaͤnde des Un- terrichts ſo waͤhle, daß das Kind auch im ſpaͤteren Leben Nutzen daraus ziehe und daß die Methode einige Spuren von Geiſt verrathe.
Sie fordert, daß man das Gedaͤchtniß nicht mit Wortkram uͤberlade und mehr fuͤr die Cultur des Gemuͤthes und des Urtheils ſorge, daß man dem Kinde keine Sachen vortrage, die es nicht verſtehen kann. Sie verlangt, daß die Schulſtube allen Er- forderniſſen der Geſundheit entſpreche, daß ſie hell, groß und wohl geluͤftet ſei. Sie verlangt endlich
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eine bluͤhende Kraft und dem Geiſte eine herrliche
Entwickelung verleiht.
Dieſe unſchaͤtzbaren Guͤter laſſen ſich aber weder
durch einen homoͤopathiſchen Anflug von fremden
Sprachen, noch durch das zeittoͤdtende Erlernen einer
ſeelenloſen muſicaliſchen Fingerfertigkeit erlangen.
Jch faſſe nun das Vorhergehende noch einmal
kurz zuſammen.
Eine zweckmaͤßige geiſtige Erziehung verlangt
vor allen Dingen, daß man durch zu langes Stuben-
ſitzen die Geſundheit nicht zerſtoͤre, und daß das
Gehen oder Sitzen im Freien weit haͤufiger zum
Unterricht benutzt werde, als bis jetzt noch geſchieht.
Sie verlangt, daß in den erſten 6, 7 oder 8 Jahren
(je nach den Kraͤften) von gar keinem geregelten
Schulunterricht die Rede ſei.
Sie fordert, daß man die Gegenſtaͤnde des Un-
terrichts ſo waͤhle, daß das Kind auch im ſpaͤteren
Leben Nutzen daraus ziehe und daß die Methode
einige Spuren von Geiſt verrathe.
Sie fordert, daß man das Gedaͤchtniß nicht mit
Wortkram uͤberlade und mehr fuͤr die Cultur des
Gemuͤthes und des Urtheils ſorge, daß man dem
Kinde keine Sachen vortrage, die es nicht verſtehen
kann. Sie verlangt, daß die Schulſtube allen Er-
forderniſſen der Geſundheit entſpreche, daß ſie hell,
groß und wohl geluͤftet ſei. Sie verlangt endlich
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Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/143>, abgerufen am 16.02.2025.
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