Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847.

Bild:
<< vorherige Seite

sein muß, wenn er einen großen Theil des mensch-
lichen Geschlechtes ein paar tausend Jahre starr hinter
einander herziehen sieht, die auf's Ungewisse und unter
dem Freibriefe, Regeln für die Welt aufzusuchen, hin-
gehen, und sich und der Welt unnütz sterben, ohne
ihren Körper, der doch ihr vornehmster Theil war,
gekannt zu haben, da ein Blick auf ihn, sie, ihre
Kinder, ihren Nächsten, ihre Nachkommen hätte
glücklich machen können."

Die politische Oeconomie ist eine der nützlichsten
Wissenschaften, welche durchaus in allen Schulen
den ältern Knaben vorgetragen werden müßte, und
so viel ich weiß, in keiner vorgetragen wird. Jhre
Hauptwahrheiten sind leicht faßlich und interessiren
gleichmäßig alle Classen der Gesellschaft. Sie lehrt
uns das Zweckmäßige lieben, macht auf den hohen
Werth der Arbeit aufmerksam, lehrt uns den Segen
des Friedens schätzen, giebt uns bessere Einsichten in
den Mechanismus der Gesellschaft, ein richtiges Ur-
theil über manche wichtige Punkte, und streift viele
in ihren Folgen höchst verderbliche Vorurtheile von
uns ab. Ein so reiches Studium, welches dabei die
Begriffe 15 oder 16jähriger Knaben nicht übersteigt,
und bei allgemeinerer Verbreitung so viel zur Hebung
des Menschengeschlechtes beitragen würde, verdient
gewiß manchen andern Disciplinen vorgezogen zu
werden, und dürfte in keinem guten Schulplan fehlen.

9 *

ſein muß, wenn er einen großen Theil des menſch-
lichen Geſchlechtes ein paar tauſend Jahre ſtarr hinter
einander herziehen ſieht, die auf’s Ungewiſſe und unter
dem Freibriefe, Regeln fuͤr die Welt aufzuſuchen, hin-
gehen, und ſich und der Welt unnütz ſterben, ohne
ihren Koͤrper, der doch ihr vornehmſter Theil war,
gekannt zu haben, da ein Blick auf ihn, ſie, ihre
Kinder, ihren Naͤchſten, ihre Nachkommen haͤtte
gluͤcklich machen koͤnnen.«

Die politiſche Oeconomie iſt eine der nuͤtzlichſten
Wiſſenſchaften, welche durchaus in allen Schulen
den aͤltern Knaben vorgetragen werden muͤßte, und
ſo viel ich weiß, in keiner vorgetragen wird. Jhre
Hauptwahrheiten ſind leicht faßlich und intereſſiren
gleichmaͤßig alle Claſſen der Geſellſchaft. Sie lehrt
uns das Zweckmaͤßige lieben, macht auf den hohen
Werth der Arbeit aufmerkſam, lehrt uns den Segen
des Friedens ſchaͤtzen, giebt uns beſſere Einſichten in
den Mechanismus der Geſellſchaft, ein richtiges Ur-
theil uͤber manche wichtige Punkte, und ſtreift viele
in ihren Folgen hoͤchſt verderbliche Vorurtheile von
uns ab. Ein ſo reiches Studium, welches dabei die
Begriffe 15 oder 16jaͤhriger Knaben nicht uͤberſteigt,
und bei allgemeinerer Verbreitung ſo viel zur Hebung
des Menſchengeſchlechtes beitragen wuͤrde, verdient
gewiß manchen andern Disciplinen vorgezogen zu
werden, und duͤrfte in keinem guten Schulplan fehlen.

9 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0141" n="131"/>
&#x017F;ein muß, wenn er einen großen Theil des men&#x017F;ch-<lb/>
lichen Ge&#x017F;chlechtes ein paar tau&#x017F;end Jahre &#x017F;tarr hinter<lb/>
einander herziehen &#x017F;ieht, die auf&#x2019;s Ungewi&#x017F;&#x017F;e und unter<lb/>
dem Freibriefe, Regeln fu&#x0364;r die Welt aufzu&#x017F;uchen, hin-<lb/>
gehen, und &#x017F;ich und der Welt unnütz &#x017F;terben, ohne<lb/>
ihren Ko&#x0364;rper, der doch ihr vornehm&#x017F;ter Theil war,<lb/>
gekannt zu haben, da ein Blick auf ihn, &#x017F;ie, ihre<lb/>
Kinder, ihren Na&#x0364;ch&#x017F;ten, ihre Nachkommen ha&#x0364;tte<lb/>
glu&#x0364;cklich machen ko&#x0364;nnen.«</p><lb/>
        <p>Die politi&#x017F;che Oeconomie i&#x017F;t eine der nu&#x0364;tzlich&#x017F;ten<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften, welche durchaus in allen Schulen<lb/>
den a&#x0364;ltern Knaben vorgetragen werden mu&#x0364;ßte, und<lb/>
&#x017F;o viel ich weiß, in keiner vorgetragen wird. Jhre<lb/>
Hauptwahrheiten &#x017F;ind leicht faßlich und intere&#x017F;&#x017F;iren<lb/>
gleichma&#x0364;ßig alle Cla&#x017F;&#x017F;en der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft. Sie lehrt<lb/>
uns das Zweckma&#x0364;ßige lieben, macht auf den hohen<lb/>
Werth der Arbeit aufmerk&#x017F;am, lehrt uns den Segen<lb/>
des Friedens &#x017F;cha&#x0364;tzen, giebt uns be&#x017F;&#x017F;ere Ein&#x017F;ichten in<lb/>
den Mechanismus der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft, ein richtiges Ur-<lb/>
theil u&#x0364;ber manche wichtige Punkte, und &#x017F;treift viele<lb/>
in ihren Folgen ho&#x0364;ch&#x017F;t verderbliche Vorurtheile von<lb/>
uns ab. Ein &#x017F;o reiches Studium, welches dabei die<lb/>
Begriffe 15 oder 16ja&#x0364;hriger Knaben nicht u&#x0364;ber&#x017F;teigt,<lb/>
und bei allgemeinerer Verbreitung &#x017F;o viel zur Hebung<lb/>
des Men&#x017F;chenge&#x017F;chlechtes beitragen wu&#x0364;rde, verdient<lb/>
gewiß manchen andern Disciplinen vorgezogen zu<lb/>
werden, und du&#x0364;rfte in keinem guten Schulplan fehlen.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">9 *</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0141] ſein muß, wenn er einen großen Theil des menſch- lichen Geſchlechtes ein paar tauſend Jahre ſtarr hinter einander herziehen ſieht, die auf’s Ungewiſſe und unter dem Freibriefe, Regeln fuͤr die Welt aufzuſuchen, hin- gehen, und ſich und der Welt unnütz ſterben, ohne ihren Koͤrper, der doch ihr vornehmſter Theil war, gekannt zu haben, da ein Blick auf ihn, ſie, ihre Kinder, ihren Naͤchſten, ihre Nachkommen haͤtte gluͤcklich machen koͤnnen.« Die politiſche Oeconomie iſt eine der nuͤtzlichſten Wiſſenſchaften, welche durchaus in allen Schulen den aͤltern Knaben vorgetragen werden muͤßte, und ſo viel ich weiß, in keiner vorgetragen wird. Jhre Hauptwahrheiten ſind leicht faßlich und intereſſiren gleichmaͤßig alle Claſſen der Geſellſchaft. Sie lehrt uns das Zweckmaͤßige lieben, macht auf den hohen Werth der Arbeit aufmerkſam, lehrt uns den Segen des Friedens ſchaͤtzen, giebt uns beſſere Einſichten in den Mechanismus der Geſellſchaft, ein richtiges Ur- theil uͤber manche wichtige Punkte, und ſtreift viele in ihren Folgen hoͤchſt verderbliche Vorurtheile von uns ab. Ein ſo reiches Studium, welches dabei die Begriffe 15 oder 16jaͤhriger Knaben nicht uͤberſteigt, und bei allgemeinerer Verbreitung ſo viel zur Hebung des Menſchengeſchlechtes beitragen wuͤrde, verdient gewiß manchen andern Disciplinen vorgezogen zu werden, und duͤrfte in keinem guten Schulplan fehlen. 9 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/141
Zitationshilfe: Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/141>, abgerufen am 24.11.2024.