tüchtige Entwickelung desselben Sorge tragen. Ein flüchtiger Blick auf die Einrichtung unserer Schulen, und auf die darin vorherrschenden Methoden, wird genügen auch den größten Optimisten zu überzeugen, daß hier noch sehr viele Reformen nöthig sind.
Vorerst wird im Allgemeinen auf die Beschaffen- heit der Schulstuben noch viel zu wenig gesehen; sie sind meistentheils zu klein, zu niedrig, zu dunkel. Wenn schon sehr viele öffentliche Schulstuben den Tadel eines Mangels an gehöriger Größe, Trocken- heit, Ventilation und Helligkeit verdienen, so kann man sich denken, wie es in dieser Beziehung in den Privatinstituten und Pensionen aussieht. Hier muß nicht selten eine unverhältnißmäßige Anzahl Kinder täglich 6, 7, 8, Stunden und noch länger in dumpfigen Stuben zubringen, wo aus Mangel an Ventilation die Luft gar bald verdirbt. Die Folgen zeigen sich bald in dem kränklichen, blassen Aussehen der Kinder, in dem Abnehmen ihrer natürlichen Munterkeit. Eben so schädlich ist der in vielen Pensionen bestehende Gebrauch, die Kinder in schlecht ventilirten, verhält- nißmäßig kleinen Schlafstuben anzuhäufen. Jn einem Raume, wo vielleicht 4 Kinder ihrer Gesundheit un- beschadet, schlafen könnten, müssen deren 6 oder 8 die Nacht zubringen.
Oft ist in der Schulstube so wenig für gehöriges Licht gesorgt, daß die von den Fenstern entfernteren
tuͤchtige Entwickelung desſelben Sorge tragen. Ein flüchtiger Blick auf die Einrichtung unſerer Schulen, und auf die darin vorherrſchenden Methoden, wird genügen auch den groͤßten Optimiſten zu uͤberzeugen, daß hier noch ſehr viele Reformen noͤthig ſind.
Vorerſt wird im Allgemeinen auf die Beſchaffen- heit der Schulſtuben noch viel zu wenig geſehen; ſie ſind meiſtentheils zu klein, zu niedrig, zu dunkel. Wenn ſchon ſehr viele oͤffentliche Schulſtuben den Tadel eines Mangels an gehoͤriger Groͤße, Trocken- heit, Ventilation und Helligkeit verdienen, ſo kann man ſich denken, wie es in dieſer Beziehung in den Privatinſtituten und Penſionen ausſieht. Hier muß nicht ſelten eine unverhaͤltnißmaͤßige Anzahl Kinder taͤglich 6, 7, 8, Stunden und noch laͤnger in dumpfigen Stuben zubringen, wo aus Mangel an Ventilation die Luft gar bald verdirbt. Die Folgen zeigen ſich bald in dem kraͤnklichen, blaſſen Ausſehen der Kinder, in dem Abnehmen ihrer natuͤrlichen Munterkeit. Eben ſo ſchaͤdlich iſt der in vielen Penſionen beſtehende Gebrauch, die Kinder in ſchlecht ventilirten, verhaͤlt- nißmaͤßig kleinen Schlafſtuben anzuhaͤufen. Jn einem Raume, wo vielleicht 4 Kinder ihrer Geſundheit un- beſchadet, ſchlafen koͤnnten, muͤſſen deren 6 oder 8 die Nacht zubringen.
Oft iſt in der Schulſtube ſo wenig fuͤr gehoͤriges Licht geſorgt, daß die von den Fenſtern entfernteren
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tuͤchtige Entwickelung desſelben Sorge tragen. Ein
flüchtiger Blick auf die Einrichtung unſerer Schulen,
und auf die darin vorherrſchenden Methoden, wird
genügen auch den groͤßten Optimiſten zu uͤberzeugen,
daß hier noch ſehr viele Reformen noͤthig ſind.
Vorerſt wird im Allgemeinen auf die Beſchaffen-
heit der Schulſtuben noch viel zu wenig geſehen; ſie
ſind meiſtentheils zu klein, zu niedrig, zu dunkel.
Wenn ſchon ſehr viele oͤffentliche Schulſtuben den
Tadel eines Mangels an gehoͤriger Groͤße, Trocken-
heit, Ventilation und Helligkeit verdienen, ſo kann
man ſich denken, wie es in dieſer Beziehung in den
Privatinſtituten und Penſionen ausſieht. Hier muß
nicht ſelten eine unverhaͤltnißmaͤßige Anzahl Kinder
taͤglich 6, 7, 8, Stunden und noch laͤnger in dumpfigen
Stuben zubringen, wo aus Mangel an Ventilation
die Luft gar bald verdirbt. Die Folgen zeigen ſich
bald in dem kraͤnklichen, blaſſen Ausſehen der Kinder,
in dem Abnehmen ihrer natuͤrlichen Munterkeit. Eben
ſo ſchaͤdlich iſt der in vielen Penſionen beſtehende
Gebrauch, die Kinder in ſchlecht ventilirten, verhaͤlt-
nißmaͤßig kleinen Schlafſtuben anzuhaͤufen. Jn einem
Raume, wo vielleicht 4 Kinder ihrer Geſundheit un-
beſchadet, ſchlafen koͤnnten, muͤſſen deren 6 oder 8
die Nacht zubringen.
Oft iſt in der Schulſtube ſo wenig fuͤr gehoͤriges
Licht geſorgt, daß die von den Fenſtern entfernteren
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Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/122>, abgerufen am 03.07.2024.
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