Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847.oft genug berücksichtigt oder nicht weit genug verfolgt; Die Einwirkung der Affecte auf den ganzen Orga- 7 *
oft genug beruͤckſichtigt oder nicht weit genug verfolgt; Die Einwirkung der Affecte auf den ganzen Orga- 7 *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0109" n="99"/> oft genug beruͤckſichtigt oder nicht weit genug verfolgt;<lb/> man hat noch zu wenig daran gedacht (außer in der<lb/> Behandlung der Geiſteskrankheiten) die Leidenſchaften<lb/> als Heilmittel zu benutzen. Allerdings iſt es leichter,<lb/> ein gewoͤhnliches Recept zu verſchreiben, als den<lb/> Gemuͤthszuſtand ſeines Patienten zu ſtudiren, ſein<lb/> Vertrauen zu erwerben, und ſich der ſchwachen oder<lb/> ſtarken Seiten ſeines Charakters als Hebel zu ſeiner<lb/> koͤrperlichen Beſſerung zu bedienen. Aber, von der<lb/> andern Seite, welch ein Triumph fuͤr den denkenden<lb/> Arzt durch die unmittelbare Einwirkung ſeiner eigenen<lb/> Seele, die Seele eines Mitmenſchen aufzurichten, und<lb/> ſie aus erſtarrender Lethargie zu neuem Leben zu<lb/> erwecken!</p><lb/> <p>Die Einwirkung der Affecte auf den ganzen Orga-<lb/> nismus iſt in der That erſtaunlich. Schmerz, Freude,<lb/> Zorn und Schrecken koͤnnen toͤdten wie der Blitz oder<lb/> den Verſtand unheilbar zerruͤtten. Eine freudige<lb/> Botſchaft ruft oft den Kranken von den Pforten<lb/> des Todes zuruͤck. Nach einer Schlacht iſt die<lb/> Sterblichkeit unter den Verwundeten der geſchlagenen<lb/> Armee (auch bei gleicher Pflege) am groͤßten. Furcht<lb/> bleicht in wenigen Stunden die Haare des Jüng-<lb/> lings. So durchlaufen die Affecte die Scala von<lb/> der hoͤchſten Erregung bis zur tiefſten Depreſſion und<lb/> ſind die immateriellen Repraͤſentanten der materiellen<lb/> Arzneimittel (ſtaͤrkend, erregend, narcotiſch, ſchwaͤchend.)</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">7 *</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [99/0109]
oft genug beruͤckſichtigt oder nicht weit genug verfolgt;
man hat noch zu wenig daran gedacht (außer in der
Behandlung der Geiſteskrankheiten) die Leidenſchaften
als Heilmittel zu benutzen. Allerdings iſt es leichter,
ein gewoͤhnliches Recept zu verſchreiben, als den
Gemuͤthszuſtand ſeines Patienten zu ſtudiren, ſein
Vertrauen zu erwerben, und ſich der ſchwachen oder
ſtarken Seiten ſeines Charakters als Hebel zu ſeiner
koͤrperlichen Beſſerung zu bedienen. Aber, von der
andern Seite, welch ein Triumph fuͤr den denkenden
Arzt durch die unmittelbare Einwirkung ſeiner eigenen
Seele, die Seele eines Mitmenſchen aufzurichten, und
ſie aus erſtarrender Lethargie zu neuem Leben zu
erwecken!
Die Einwirkung der Affecte auf den ganzen Orga-
nismus iſt in der That erſtaunlich. Schmerz, Freude,
Zorn und Schrecken koͤnnen toͤdten wie der Blitz oder
den Verſtand unheilbar zerruͤtten. Eine freudige
Botſchaft ruft oft den Kranken von den Pforten
des Todes zuruͤck. Nach einer Schlacht iſt die
Sterblichkeit unter den Verwundeten der geſchlagenen
Armee (auch bei gleicher Pflege) am groͤßten. Furcht
bleicht in wenigen Stunden die Haare des Jüng-
lings. So durchlaufen die Affecte die Scala von
der hoͤchſten Erregung bis zur tiefſten Depreſſion und
ſind die immateriellen Repraͤſentanten der materiellen
Arzneimittel (ſtaͤrkend, erregend, narcotiſch, ſchwaͤchend.)
7 *
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |