Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

Bild:
<< vorherige Seite

thum in Erfindungen und unzähligen anderen Dingen des
praktischen Lebens weit hinter den Fortschritten der Neuzeit,
ja selbst hinter denjenigen des Mittelalters zurückstand. --
Reich an unmittelbaren Jdeen und großartigen Entwürfen
war es beschränkt durch mangelhafte Kenntniß der Naturkräfte
und arm an technischen Hilfsmitteln. Man mußte die Kräfte
der Menschen und Thiere im Uebermaße aufwenden und ab-
nützen, um verhältnißmäßig geringfügige Ergebnisse zu erzielen.

5. Wie schon oben angedeutet, war auch das Ausmaß der
Wagen vorgeschrieben. Jm Jahr 364 erschien unter Valen-
tinian
ein dießbezügliches Gesetz1), de mensura seu modo
ponderis et vehiculorum
, in welchem nicht bloß das Gewicht
vorgeschrieben wurde, sondern namentlich auch die Ausmaße der
Fahrzeuge; die härtesten Strafen waren angedroht gegen den
Handwerksmann, der sich unterstünde, davon abzugehen; ("exilii,
si opifex liber esset, metalli si servus
"). Selbstverständlich
konnte dies nur für die zum cursus publicus verwendeten
Fahrzeuge Geltung haben. --

Ein zweites folgte in demselben Sinne bald nach2) nämlich
im Jahre 368 unter Valentinian, Valens und Gratian; Va-
lentinian
stellte förmliche Jnspicienten zur Ueberwachung dieser
Vorschrift auf, "ideoque ad Magistros equitum et peditum
scripta porreximus
, sagt das Gesetz, ut per loca, quae hujusce-
modi observationis excubiis munienda sunt, sollicitos
protectores diligentesque constituant, quo iidem et men-
suram
vehiculorum et vim onerum semper inspiciant
".
Also auch hiefür Aufpasser, Wächter, Jnspicienten, welche auf

1) Cod. Theod. d. c. p. Lex XVII.
2) Cod. Theod. d. c. p. Lex XXX.
6*

thum in Erfindungen und unzähligen anderen Dingen des
praktiſchen Lebens weit hinter den Fortſchritten der Neuzeit,
ja ſelbſt hinter denjenigen des Mittelalters zurückſtand. —
Reich an unmittelbaren Jdeen und großartigen Entwürfen
war es beſchränkt durch mangelhafte Kenntniß der Naturkräfte
und arm an techniſchen Hilfsmitteln. Man mußte die Kräfte
der Menſchen und Thiere im Uebermaße aufwenden und ab-
nützen, um verhältnißmäßig geringfügige Ergebniſſe zu erzielen.

5. Wie ſchon oben angedeutet, war auch das Ausmaß der
Wagen vorgeſchrieben. Jm Jahr 364 erſchien unter Valen-
tinian
ein dießbezügliches Geſetz1), de mensura seu modo
ponderis et vehiculorum
, in welchem nicht bloß das Gewicht
vorgeſchrieben wurde, ſondern namentlich auch die Ausmaße der
Fahrzeuge; die härteſten Strafen waren angedroht gegen den
Handwerksmann, der ſich unterſtünde, davon abzugehen; („exilii,
si opifex liber esset, metalli si servus
“). Selbſtverſtändlich
konnte dies nur für die zum cursus publicus verwendeten
Fahrzeuge Geltung haben. —

Ein zweites folgte in demſelben Sinne bald nach2) nämlich
im Jahre 368 unter Valentinian, Valens und Gratian; Va-
lentinian
ſtellte förmliche Jnſpicienten zur Ueberwachung dieſer
Vorſchrift auf, „ideoque ad Magistros equitum et peditum
scripta porreximus
, ſagt das Geſetz, ut per loca, quae hujusce-
modi observationis excubiis munienda sunt, sollicitos
protectores diligentesque constituant, quo iidem et men-
suram
vehiculorum et vim onerum semper inspiciant
“.
Alſo auch hiefür Aufpaſſer, Wächter, Jnſpicienten, welche auf

1) Cod. Theod. d. c. p. Lex XVII.
2) Cod. Theod. d. c. p. Lex XXX.
6*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0096" n="83"/>
thum in Erfindungen und unzähligen anderen Dingen des<lb/>
prakti&#x017F;chen Lebens weit hinter den Fort&#x017F;chritten der Neuzeit,<lb/>
ja &#x017F;elb&#x017F;t hinter denjenigen des Mittelalters zurück&#x017F;tand. &#x2014;<lb/>
Reich an unmittelbaren Jdeen und großartigen Entwürfen<lb/>
war es be&#x017F;chränkt durch mangelhafte Kenntniß der Naturkräfte<lb/>
und arm an techni&#x017F;chen Hilfsmitteln. Man mußte die Kräfte<lb/>
der Men&#x017F;chen und Thiere im Uebermaße aufwenden und ab-<lb/>
nützen, um verhältnißmäßig geringfügige Ergebni&#x017F;&#x017F;e zu erzielen.</p><lb/>
                <p>5. Wie &#x017F;chon oben angedeutet, war auch das Ausmaß der<lb/>
Wagen vorge&#x017F;chrieben. Jm Jahr 364 er&#x017F;chien unter <hi rendition="#aq">Valen-<lb/>
tinian</hi> ein dießbezügliches Ge&#x017F;etz<note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Cod. Theod. d. c. p. Lex XVII.</hi></note>, <hi rendition="#aq">de mensura seu modo<lb/>
ponderis et vehiculorum</hi>, in welchem nicht bloß das Gewicht<lb/>
vorge&#x017F;chrieben wurde, &#x017F;ondern namentlich auch die Ausmaße der<lb/>
Fahrzeuge; die härte&#x017F;ten Strafen waren angedroht gegen den<lb/>
Handwerksmann, der &#x017F;ich unter&#x017F;tünde, davon abzugehen; (&#x201E;<hi rendition="#aq">exilii,<lb/>
si opifex liber esset, metalli si servus</hi>&#x201C;). Selb&#x017F;tver&#x017F;tändlich<lb/>
konnte dies nur für die zum <hi rendition="#aq">cursus publicus</hi> verwendeten<lb/>
Fahrzeuge Geltung haben. &#x2014;</p><lb/>
                <p>Ein zweites folgte in dem&#x017F;elben Sinne bald nach<note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">Cod. Theod. d. c. p. Lex XXX.</hi></note> nämlich<lb/>
im Jahre 368 unter <hi rendition="#aq">Valentinian, Valens</hi> und <hi rendition="#aq">Gratian; Va-<lb/>
lentinian</hi> &#x017F;tellte förmliche Jn&#x017F;picienten zur Ueberwachung die&#x017F;er<lb/>
Vor&#x017F;chrift auf, &#x201E;<hi rendition="#aq">ideoque ad Magistros equitum et peditum<lb/>
scripta porreximus</hi>, &#x017F;agt das Ge&#x017F;etz, <hi rendition="#aq">ut per loca, quae hujusce-<lb/>
modi observationis excubiis munienda sunt, sollicitos<lb/>
protectores diligentesque constituant, quo iidem et <hi rendition="#g">men-<lb/>
suram</hi> vehiculorum et vim onerum semper inspiciant</hi>&#x201C;.<lb/>
Al&#x017F;o auch hiefür Aufpa&#x017F;&#x017F;er, Wächter, Jn&#x017F;picienten, welche auf<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">6*</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[83/0096] thum in Erfindungen und unzähligen anderen Dingen des praktiſchen Lebens weit hinter den Fortſchritten der Neuzeit, ja ſelbſt hinter denjenigen des Mittelalters zurückſtand. — Reich an unmittelbaren Jdeen und großartigen Entwürfen war es beſchränkt durch mangelhafte Kenntniß der Naturkräfte und arm an techniſchen Hilfsmitteln. Man mußte die Kräfte der Menſchen und Thiere im Uebermaße aufwenden und ab- nützen, um verhältnißmäßig geringfügige Ergebniſſe zu erzielen. 5. Wie ſchon oben angedeutet, war auch das Ausmaß der Wagen vorgeſchrieben. Jm Jahr 364 erſchien unter Valen- tinian ein dießbezügliches Geſetz 1), de mensura seu modo ponderis et vehiculorum, in welchem nicht bloß das Gewicht vorgeſchrieben wurde, ſondern namentlich auch die Ausmaße der Fahrzeuge; die härteſten Strafen waren angedroht gegen den Handwerksmann, der ſich unterſtünde, davon abzugehen; („exilii, si opifex liber esset, metalli si servus“). Selbſtverſtändlich konnte dies nur für die zum cursus publicus verwendeten Fahrzeuge Geltung haben. — Ein zweites folgte in demſelben Sinne bald nach 2) nämlich im Jahre 368 unter Valentinian, Valens und Gratian; Va- lentinian ſtellte förmliche Jnſpicienten zur Ueberwachung dieſer Vorſchrift auf, „ideoque ad Magistros equitum et peditum scripta porreximus, ſagt das Geſetz, ut per loca, quae hujusce- modi observationis excubiis munienda sunt, sollicitos protectores diligentesque constituant, quo iidem et men- suram vehiculorum et vim onerum semper inspiciant“. Alſo auch hiefür Aufpaſſer, Wächter, Jnſpicienten, welche auf 1) Cod. Theod. d. c. p. Lex XVII. 2) Cod. Theod. d. c. p. Lex XXX. 6*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/96
Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/96>, abgerufen am 25.11.2024.