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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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die Standlager Germanien's führten, wurden natürlich immer
mit größerem oder geringerem Gefolge unternommen.

Unternehmungen, Geschäfte, Gewerbe, die an irgend einem
Orte erfolglos geblieben waren, konnten in jeder andern Stadt
des Reich's auf's Neue versucht werden. Allerdings strömte
es am stärksten aus den Provinzen nach Rom, aber doch
auch wieder von dort zurück, und nicht minder muß der Ver-
kehr der Provinzen unter einander fortwährend sehr lebendig
gewesen sein.

Das ist das Bild des socialen Verkehrs von Rom und
seinen Provinzen und Niemand wird es verkennen wollen, daß
unter solchen Verhältnissen die dringendste Veranlassung gegeben
war, dem Volke eine Anstalt zu bieten, die ihm zu Nutzen
und Frommen, zur Erleichterung des sich von selbst erzeugenden
Verkehrs gedient hätte. Aber der Unsegen des einmal erfaßten
Staatssystems ließ eine solche fürsorgliche Hingebung für das
Volk nicht aufkommen und so ward und blieb der cursus
publicus
der Römer jenes sterile Jnstitut, das dem Volke wie
dem Staate fortwährend Wunden geschlagen hat, die mehr, als
man vielleicht sonst anzunehmen geneigt ist, verderbend an dem
Marke und Blute des ganzen Staatskörpers zehrten.

Doch wenden wir uns nun zur historischen Entstehung und
Entwicklung des cursus publicus, der eigentlichen römischen
Staatsposten selbst! --

§. 2.
Die Gründung des cursus publicus.

Jn wie weit die Einrichtungen der Republik schon längst
dem Postwesen des Kaiserreich's vorgearbeitet hatten, haben

die Standlager Germanien's führten, wurden natürlich immer
mit größerem oder geringerem Gefolge unternommen.

Unternehmungen, Geſchäfte, Gewerbe, die an irgend einem
Orte erfolglos geblieben waren, konnten in jeder andern Stadt
des Reich's auf's Neue verſucht werden. Allerdings ſtrömte
es am ſtärkſten aus den Provinzen nach Rom, aber doch
auch wieder von dort zurück, und nicht minder muß der Ver-
kehr der Provinzen unter einander fortwährend ſehr lebendig
geweſen ſein.

Das iſt das Bild des ſocialen Verkehrs von Rom und
ſeinen Provinzen und Niemand wird es verkennen wollen, daß
unter ſolchen Verhältniſſen die dringendſte Veranlaſſung gegeben
war, dem Volke eine Anſtalt zu bieten, die ihm zu Nutzen
und Frommen, zur Erleichterung des ſich von ſelbſt erzeugenden
Verkehrs gedient hätte. Aber der Unſegen des einmal erfaßten
Staatsſyſtems ließ eine ſolche fürſorgliche Hingebung für das
Volk nicht aufkommen und ſo ward und blieb der cursus
publicus
der Römer jenes ſterile Jnſtitut, das dem Volke wie
dem Staate fortwährend Wunden geſchlagen hat, die mehr, als
man vielleicht ſonſt anzunehmen geneigt iſt, verderbend an dem
Marke und Blute des ganzen Staatskörpers zehrten.

Doch wenden wir uns nun zur hiſtoriſchen Entſtehung und
Entwicklung des cursus publicus, der eigentlichen römiſchen
Staatspoſten ſelbſt! —

§. 2.
Die Gründung des cursus publicus.

Jn wie weit die Einrichtungen der Republik ſchon längſt
dem Poſtweſen des Kaiſerreich's vorgearbeitet hatten, haben

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[39/0052] die Standlager Germanien's führten, wurden natürlich immer mit größerem oder geringerem Gefolge unternommen. Unternehmungen, Geſchäfte, Gewerbe, die an irgend einem Orte erfolglos geblieben waren, konnten in jeder andern Stadt des Reich's auf's Neue verſucht werden. Allerdings ſtrömte es am ſtärkſten aus den Provinzen nach Rom, aber doch auch wieder von dort zurück, und nicht minder muß der Ver- kehr der Provinzen unter einander fortwährend ſehr lebendig geweſen ſein. Das iſt das Bild des ſocialen Verkehrs von Rom und ſeinen Provinzen und Niemand wird es verkennen wollen, daß unter ſolchen Verhältniſſen die dringendſte Veranlaſſung gegeben war, dem Volke eine Anſtalt zu bieten, die ihm zu Nutzen und Frommen, zur Erleichterung des ſich von ſelbſt erzeugenden Verkehrs gedient hätte. Aber der Unſegen des einmal erfaßten Staatsſyſtems ließ eine ſolche fürſorgliche Hingebung für das Volk nicht aufkommen und ſo ward und blieb der cursus publicus der Römer jenes ſterile Jnſtitut, das dem Volke wie dem Staate fortwährend Wunden geſchlagen hat, die mehr, als man vielleicht ſonſt anzunehmen geneigt iſt, verderbend an dem Marke und Blute des ganzen Staatskörpers zehrten. Doch wenden wir uns nun zur hiſtoriſchen Entſtehung und Entwicklung des cursus publicus, der eigentlichen römiſchen Staatspoſten ſelbſt! — §. 2. Die Gründung des cursus publicus. Jn wie weit die Einrichtungen der Republik ſchon längſt dem Poſtweſen des Kaiſerreich's vorgearbeitet hatten, haben

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/52>, abgerufen am 24.11.2024.