Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

Bild:
<< vorherige Seite

Jn der That trat diese deutsche Post-Conferenz am 18.
Oktober 1847 in Dresden zusammen, und sämmtliche deutsche
Regierungen waren durch Bevollmächtigte vertreten.

Wenn auch die in 37 Sitzungen gepflogenen Verhand-
lungen zu einem thatsächlichen Resultate nicht führten, so sind
doch deren Ergebnisse als die Grundlage des jetzigen deutsch-
österreichischen Postvereins zu betrachten.

Auch das Jahr 1848 mit seinen urkräftigen Reform-
bestrebungen im Schooße der deutschen Nationalversammlung
zu Frankfurt a./M. nahm sich warm um das deutsche Post-
wesen an und man fühlte wohl, daß unter allen Transport-
anstalten namentlich die Post es ist, die in Ansehung des
Correspondenz- und des Zeitungsverkehrs, durch die ihr inne-
wohnende Fähigkeit, den Verkehr bis in die entlegensten Wohn-
plätze der Menschen zu leiten, dem Staate einen großartigen
Hebel zur Förderung der Cultur an die Hand gibt. -- Un-
zählige Anträge und Reformvorschläge sind dem deßfallsigen
Ausschuße entgegengekommen.

Artikel VIII der deutschen Reichsverfassung, wie diese
selbst oft berathen, nach allen Seiten erwogen und formulirt,
endgültig beschlossen und einseitig promulgirt, aber niemals
ausgeführt, handelt vom "deutschen Reichspostwesen."

Mit der Reichsverfassung war jedoch das Bestreben nach
Fortbildung des Postwesens glücklicherweise nicht schlafen ge-
gangen; die einzelnen Regierungen nahmen die Sache wieder
auf. Und wirklich unterzeichneten schon am 6. April
1850 Oesterreich und Preußen einen Vertrag, welcher auf

Jn der That trat dieſe deutſche Poſt-Conferenz am 18.
Oktober 1847 in Dresden zuſammen, und ſämmtliche deutſche
Regierungen waren durch Bevollmächtigte vertreten.

Wenn auch die in 37 Sitzungen gepflogenen Verhand-
lungen zu einem thatſächlichen Reſultate nicht führten, ſo ſind
doch deren Ergebniſſe als die Grundlage des jetzigen deutſch-
öſterreichiſchen Poſtvereins zu betrachten.

Auch das Jahr 1848 mit ſeinen urkräftigen Reform-
beſtrebungen im Schooße der deutſchen Nationalverſammlung
zu Frankfurt a./M. nahm ſich warm um das deutſche Poſt-
weſen an und man fühlte wohl, daß unter allen Transport-
anſtalten namentlich die Poſt es iſt, die in Anſehung des
Correſpondenz- und des Zeitungsverkehrs, durch die ihr inne-
wohnende Fähigkeit, den Verkehr bis in die entlegenſten Wohn-
plätze der Menſchen zu leiten, dem Staate einen großartigen
Hebel zur Förderung der Cultur an die Hand gibt. — Un-
zählige Anträge und Reformvorſchläge ſind dem deßfallſigen
Ausſchuße entgegengekommen.

Artikel VIII der deutſchen Reichsverfaſſung, wie dieſe
ſelbſt oft berathen, nach allen Seiten erwogen und formulirt,
endgültig beſchloſſen und einſeitig promulgirt, aber niemals
ausgeführt, handelt vom „deutſchen Reichspoſtweſen.“

Mit der Reichsverfaſſung war jedoch das Beſtreben nach
Fortbildung des Poſtweſens glücklicherweiſe nicht ſchlafen ge-
gangen; die einzelnen Regierungen nahmen die Sache wieder
auf. Und wirklich unterzeichneten ſchon am 6. April
1850 Oeſterreich und Preußen einen Vertrag, welcher auf

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0401" n="388"/>
              <p>Jn der That trat die&#x017F;e deut&#x017F;che Po&#x017F;t-Conferenz am 18.<lb/>
Oktober 1847 in Dresden zu&#x017F;ammen, und &#x017F;ämmtliche deut&#x017F;che<lb/>
Regierungen waren durch Bevollmächtigte vertreten.</p><lb/>
              <p>Wenn auch die in 37 Sitzungen gepflogenen Verhand-<lb/>
lungen zu einem that&#x017F;ächlichen Re&#x017F;ultate nicht führten, &#x017F;o &#x017F;ind<lb/>
doch deren Ergebni&#x017F;&#x017F;e als die Grundlage des jetzigen deut&#x017F;ch-<lb/>
ö&#x017F;terreichi&#x017F;chen Po&#x017F;tvereins zu betrachten.</p><lb/>
              <p>Auch das Jahr 1848 mit &#x017F;einen urkräftigen Reform-<lb/>
be&#x017F;trebungen im Schooße der deut&#x017F;chen Nationalver&#x017F;ammlung<lb/>
zu Frankfurt a./M. nahm &#x017F;ich warm um das deut&#x017F;che Po&#x017F;t-<lb/>
we&#x017F;en an und man fühlte wohl, daß unter allen Transport-<lb/>
an&#x017F;talten namentlich die <hi rendition="#g">Po&#x017F;t</hi> es i&#x017F;t, die in An&#x017F;ehung des<lb/>
Corre&#x017F;pondenz- und des Zeitungsverkehrs, durch die ihr inne-<lb/>
wohnende Fähigkeit, den Verkehr bis in die entlegen&#x017F;ten Wohn-<lb/>
plätze der Men&#x017F;chen zu leiten, dem Staate einen großartigen<lb/>
Hebel zur Förderung der Cultur an die Hand gibt. &#x2014; Un-<lb/>
zählige Anträge und Reformvor&#x017F;chläge &#x017F;ind dem deßfall&#x017F;igen<lb/>
Aus&#x017F;chuße entgegengekommen.</p><lb/>
              <p>Artikel <hi rendition="#aq">VIII</hi> der deut&#x017F;chen Reichsverfa&#x017F;&#x017F;ung, wie die&#x017F;e<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t oft berathen, nach allen Seiten erwogen und formulirt,<lb/>
endgültig be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en und ein&#x017F;eitig promulgirt, aber niemals<lb/>
ausgeführt, handelt vom &#x201E;deut&#x017F;chen Reichspo&#x017F;twe&#x017F;en.&#x201C;</p><lb/>
              <p>Mit der Reichsverfa&#x017F;&#x017F;ung war jedoch das Be&#x017F;treben nach<lb/>
Fortbildung des Po&#x017F;twe&#x017F;ens glücklicherwei&#x017F;e nicht &#x017F;chlafen ge-<lb/>
gangen; die einzelnen Regierungen nahmen die Sache wieder<lb/>
auf. Und wirklich unterzeichneten &#x017F;chon am 6. April<lb/>
1850 Oe&#x017F;terreich und Preußen einen Vertrag, welcher auf<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[388/0401] Jn der That trat dieſe deutſche Poſt-Conferenz am 18. Oktober 1847 in Dresden zuſammen, und ſämmtliche deutſche Regierungen waren durch Bevollmächtigte vertreten. Wenn auch die in 37 Sitzungen gepflogenen Verhand- lungen zu einem thatſächlichen Reſultate nicht führten, ſo ſind doch deren Ergebniſſe als die Grundlage des jetzigen deutſch- öſterreichiſchen Poſtvereins zu betrachten. Auch das Jahr 1848 mit ſeinen urkräftigen Reform- beſtrebungen im Schooße der deutſchen Nationalverſammlung zu Frankfurt a./M. nahm ſich warm um das deutſche Poſt- weſen an und man fühlte wohl, daß unter allen Transport- anſtalten namentlich die Poſt es iſt, die in Anſehung des Correſpondenz- und des Zeitungsverkehrs, durch die ihr inne- wohnende Fähigkeit, den Verkehr bis in die entlegenſten Wohn- plätze der Menſchen zu leiten, dem Staate einen großartigen Hebel zur Förderung der Cultur an die Hand gibt. — Un- zählige Anträge und Reformvorſchläge ſind dem deßfallſigen Ausſchuße entgegengekommen. Artikel VIII der deutſchen Reichsverfaſſung, wie dieſe ſelbſt oft berathen, nach allen Seiten erwogen und formulirt, endgültig beſchloſſen und einſeitig promulgirt, aber niemals ausgeführt, handelt vom „deutſchen Reichspoſtweſen.“ Mit der Reichsverfaſſung war jedoch das Beſtreben nach Fortbildung des Poſtweſens glücklicherweiſe nicht ſchlafen ge- gangen; die einzelnen Regierungen nahmen die Sache wieder auf. Und wirklich unterzeichneten ſchon am 6. April 1850 Oeſterreich und Preußen einen Vertrag, welcher auf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/401
Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/401>, abgerufen am 22.11.2024.