Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.Post zwar der Theorie, nicht aber der Wirklichkeit nach eine Die auf die bisherigen Verhältnisse und Bedürfnisse be- 1) Storch, das Postwesen von seinem Ursprunge bis an die Ge-
genwart, Wien 1866, sagt: Es wird Rowland Hill bei der Mit- und Nachwelt zum Ruhme gereichen, zu einer Zeit, wo alle Postverwaltungen und an der Spitze die englische noch fiscalische Taxen festhielten, die großen national- ökonomischen und finanziellen Vortheile einer einfachen und mäßigen Posttaxe dargethan, durch seine unablässigen Anstrenguugen, dem vor- trefflichen von Oesterreich in frühern Zeiten aufgegebenen System, einer ohne Rücksicht auf die Entfernungen zu normirenden Brieftaxe in dem größten Verkehrsstaate der Welt Geltung verschafft, und der allgemeinen Civilisation einen wichtigen Dienst geleistet zu haben. Den Portosatz, den Rowland Hill schon 1837 vorschlug, und der nach vielen Verhandlungen im englischen Parlement vom 10. Januar 1840 ab in Kraft trat, ward 1 d. für den einfachen 1/2 Unze schweren frankirten Brief. Der Begründer und die Anhänger der Reform nahmen nun an, daß bei der plötzlichen und außerordentlichen Ermäßigung der Taxe auf 1 d. die Correspondenz sich sofort um das 5- bis 6fache und nach längerer Zeit selbst um das 10- ja 20fache vermehren werde, daß somit die Einführung des Penny-Porto's für die Staatskassa mit keinem Verluste verbunden sein und die Einnahme der Postverwaltung ungeschmälert bleiben werde. -- Aber erst nach 16 Jahren hat sich die Correspondenz um das 5- bis 6fache vermehrt; die Brutto-Ein- nahme erreichte erst nach 14 Jahren die frühere Höhe wieder. Poſt zwar der Theorie, nicht aber der Wirklichkeit nach eine Die auf die bisherigen Verhältniſſe und Bedürfniſſe be- 1) Storch, das Poſtweſen von ſeinem Urſprunge bis an die Ge-
genwart, Wien 1866, ſagt: Es wird Rowland Hill bei der Mit- und Nachwelt zum Ruhme gereichen, zu einer Zeit, wo alle Poſtverwaltungen und an der Spitze die engliſche noch fiscaliſche Taxen feſthielten, die großen national- ökonomiſchen und finanziellen Vortheile einer einfachen und mäßigen Poſttaxe dargethan, durch ſeine unabläſſigen Anſtrenguugen, dem vor- trefflichen von Oeſterreich in frühern Zeiten aufgegebenen Syſtem, einer ohne Rückſicht auf die Entfernungen zu normirenden Brieftaxe in dem größten Verkehrsſtaate der Welt Geltung verſchafft, und der allgemeinen Civiliſation einen wichtigen Dienſt geleiſtet zu haben. Den Portoſatz, den Rowland Hill ſchon 1837 vorſchlug, und der nach vielen Verhandlungen im engliſchen Parlement vom 10. Januar 1840 ab in Kraft trat, ward 1 d. für den einfachen ½ Unze ſchweren frankirten Brief. Der Begründer und die Anhänger der Reform nahmen nun an, daß bei der plötzlichen und außerordentlichen Ermäßigung der Taxe auf 1 d. die Correſpondenz ſich ſofort um das 5- bis 6fache und nach längerer Zeit ſelbſt um das 10- ja 20fache vermehren werde, daß ſomit die Einführung des Penny-Porto's für die Staatskaſſa mit keinem Verluſte verbunden ſein und die Einnahme der Poſtverwaltung ungeſchmälert bleiben werde. — Aber erſt nach 16 Jahren hat ſich die Correſpondenz um das 5- bis 6fache vermehrt; die Brutto-Ein- nahme erreichte erſt nach 14 Jahren die frühere Höhe wieder. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0396" n="383"/> Poſt zwar der Theorie, nicht aber der Wirklichkeit nach eine<lb/> ſolche allgemein zugängliche Vermittlungsanſtalt. Hiedurch<lb/> wurde nun zugleich die Beſtimmung der modernen Nationen,<lb/> in den innigſten Wechſelbeziehungen der Jndividuen als ein<lb/> großer von gemeinſamen Jntereſſen beſeelter Organismus ſo-<lb/> wohl den individuellen als den allgemeinen Zwecken mit ver-<lb/> einigten Kräften energiſcher nachzuleben, weſentlich gefördert.<lb/> Die <hi rendition="#g">nationale Einheit</hi> erhielt eine neue Verſtärkung.“<note place="foot" n="1)"><p><hi rendition="#aq">Storch</hi>, das Poſtweſen von ſeinem Urſprunge bis an die Ge-<lb/> genwart, Wien 1866, ſagt:</p><lb/><p>Es wird Rowland Hill bei der Mit- und Nachwelt zum Ruhme<lb/> gereichen, zu einer Zeit, wo alle Poſtverwaltungen und an der Spitze<lb/> die engliſche noch fiscaliſche Taxen feſthielten, die großen national-<lb/> ökonomiſchen und finanziellen Vortheile einer einfachen und mäßigen<lb/> Poſttaxe dargethan, durch ſeine unabläſſigen Anſtrenguugen, dem vor-<lb/> trefflichen von Oeſterreich in frühern Zeiten aufgegebenen Syſtem,<lb/> einer ohne Rückſicht auf die Entfernungen zu normirenden Brieftaxe<lb/> in dem größten Verkehrsſtaate der Welt Geltung verſchafft, und der<lb/> allgemeinen Civiliſation einen wichtigen Dienſt geleiſtet zu haben. Den<lb/> Portoſatz, den Rowland Hill ſchon 1837 vorſchlug, und der nach vielen<lb/> Verhandlungen im engliſchen Parlement vom 10. Januar 1840 ab in<lb/> Kraft trat, ward 1 <hi rendition="#aq">d</hi>. für den einfachen ½ Unze ſchweren frankirten<lb/> Brief. Der Begründer und die Anhänger der Reform nahmen nun<lb/> an, daß bei der plötzlichen und außerordentlichen Ermäßigung der<lb/> Taxe auf 1 <hi rendition="#aq">d</hi>. die Correſpondenz ſich ſofort um das 5- bis 6fache und<lb/> nach längerer Zeit ſelbſt um das 10- ja 20fache vermehren werde, daß<lb/> ſomit die Einführung des Penny-Porto's für die Staatskaſſa mit<lb/> keinem Verluſte verbunden ſein und die Einnahme der Poſtverwaltung<lb/> ungeſchmälert bleiben werde. — Aber erſt nach 16 <hi rendition="#g">Jahren</hi> hat ſich<lb/> die Correſpondenz um das 5- bis 6fache vermehrt; die Brutto-Ein-<lb/> nahme erreichte erſt <hi rendition="#g">nach 14 Jahren</hi> die <hi rendition="#g"><hi rendition="#b">frühere</hi></hi> Höhe wieder.</p></note></p><lb/> <p>Die auf die bisherigen Verhältniſſe und Bedürfniſſe be-<lb/> rechneten Einrichtungen genügten bei der täglich zunehmenden<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [383/0396]
Poſt zwar der Theorie, nicht aber der Wirklichkeit nach eine
ſolche allgemein zugängliche Vermittlungsanſtalt. Hiedurch
wurde nun zugleich die Beſtimmung der modernen Nationen,
in den innigſten Wechſelbeziehungen der Jndividuen als ein
großer von gemeinſamen Jntereſſen beſeelter Organismus ſo-
wohl den individuellen als den allgemeinen Zwecken mit ver-
einigten Kräften energiſcher nachzuleben, weſentlich gefördert.
Die nationale Einheit erhielt eine neue Verſtärkung.“ 1)
Die auf die bisherigen Verhältniſſe und Bedürfniſſe be-
rechneten Einrichtungen genügten bei der täglich zunehmenden
1) Storch, das Poſtweſen von ſeinem Urſprunge bis an die Ge-
genwart, Wien 1866, ſagt:
Es wird Rowland Hill bei der Mit- und Nachwelt zum Ruhme
gereichen, zu einer Zeit, wo alle Poſtverwaltungen und an der Spitze
die engliſche noch fiscaliſche Taxen feſthielten, die großen national-
ökonomiſchen und finanziellen Vortheile einer einfachen und mäßigen
Poſttaxe dargethan, durch ſeine unabläſſigen Anſtrenguugen, dem vor-
trefflichen von Oeſterreich in frühern Zeiten aufgegebenen Syſtem,
einer ohne Rückſicht auf die Entfernungen zu normirenden Brieftaxe
in dem größten Verkehrsſtaate der Welt Geltung verſchafft, und der
allgemeinen Civiliſation einen wichtigen Dienſt geleiſtet zu haben. Den
Portoſatz, den Rowland Hill ſchon 1837 vorſchlug, und der nach vielen
Verhandlungen im engliſchen Parlement vom 10. Januar 1840 ab in
Kraft trat, ward 1 d. für den einfachen ½ Unze ſchweren frankirten
Brief. Der Begründer und die Anhänger der Reform nahmen nun
an, daß bei der plötzlichen und außerordentlichen Ermäßigung der
Taxe auf 1 d. die Correſpondenz ſich ſofort um das 5- bis 6fache und
nach längerer Zeit ſelbſt um das 10- ja 20fache vermehren werde, daß
ſomit die Einführung des Penny-Porto's für die Staatskaſſa mit
keinem Verluſte verbunden ſein und die Einnahme der Poſtverwaltung
ungeſchmälert bleiben werde. — Aber erſt nach 16 Jahren hat ſich
die Correſpondenz um das 5- bis 6fache vermehrt; die Brutto-Ein-
nahme erreichte erſt nach 14 Jahren die frühere Höhe wieder.
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