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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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noch verbliebenen Postbezirke, resp. in deren Staaten der status
quo
der Reichspost durch den Reichsdeputationsschluß geboten
war, besondere Verträge; so 1804 mit Nassau und Hessen-
Darmstadt, 1805 mit Baden, Württemberg, Pfalz, Bayern,
Würzburg, Sachsen, Hildburghausen, Sachsen-Meiningen,
Sachsen-Coburg und den Fürsten von Reuß. Auch Sachsen-
Gotha und Sachsen-Meiningen erklärten, daß Taxis die rei-
tende
Post wie bisher in ihren Ländern behalten sollte. Was
menschliche Einsicht vorzusehen vermochte1), war geschehen, auf
eine lange Reihe von Jahren geschehen; -- und doch nur für
wenige Monate!

Kaum stand der Churfürst von Württemberg im Begriffe,
durch den Presburger Frieden (26. Dezember 1805) die
Königswürde mit damals relativer Souveränetät zu erlangen,
so ward schon die Taxis'sche Post aus dem Churfürstenthum,
und Königreich weggewiesen und eine eigene Post eingesetzt.

Kaum waren dem französischen Prinzen Murat, von
Napoleon, seinem Schwager, das Herzogthum Berg und die
Reste des Herzogthums Cleve auf der rechten Rheinseite mit
voller Souveränetät abgetreten worden (15. Mai 1806), so
wurden auch dort die Taxis'schen Posten vertrieben.

Als endlich die Vereinigung jener 14 Reichsfürsten --
worunter Bayern, Württemberg, der Fürst-Primas von Mainz,
Baden und Berg als die mächtigsten -- unter dem Protec-
torate Napoleons am 12. Juli 1806 den Rheinbund schuf,
in Folge dessen sich die Mitglieder vom Reichsfürsten-Verein

1) Klüber, a. a. O. p. 43.

noch verbliebenen Poſtbezirke, resp. in deren Staaten der status
quo
der Reichspoſt durch den Reichsdeputationsſchluß geboten
war, beſondere Verträge; ſo 1804 mit Naſſau und Heſſen-
Darmſtadt, 1805 mit Baden, Württemberg, Pfalz, Bayern,
Würzburg, Sachſen, Hildburghauſen, Sachſen-Meiningen,
Sachſen-Coburg und den Fürſten von Reuß. Auch Sachſen-
Gotha und Sachſen-Meiningen erklärten, daß Taxis die rei-
tende
Poſt wie bisher in ihren Ländern behalten ſollte. Was
menſchliche Einſicht vorzuſehen vermochte1), war geſchehen, auf
eine lange Reihe von Jahren geſchehen; — und doch nur für
wenige Monate!

Kaum ſtand der Churfürſt von Württemberg im Begriffe,
durch den Presburger Frieden (26. Dezember 1805) die
Königswürde mit damals relativer Souveränetät zu erlangen,
ſo ward ſchon die Taxis'ſche Poſt aus dem Churfürſtenthum,
und Königreich weggewieſen und eine eigene Poſt eingeſetzt.

Kaum waren dem franzöſiſchen Prinzen Murat, von
Napoleon, ſeinem Schwager, das Herzogthum Berg und die
Reſte des Herzogthums Cleve auf der rechten Rheinſeite mit
voller Souveränetät abgetreten worden (15. Mai 1806), ſo
wurden auch dort die Taxis'ſchen Poſten vertrieben.

Als endlich die Vereinigung jener 14 Reichsfürſten —
worunter Bayern, Württemberg, der Fürſt-Primas von Mainz,
Baden und Berg als die mächtigſten — unter dem Protec-
torate Napoleons am 12. Juli 1806 den Rheinbund ſchuf,
in Folge deſſen ſich die Mitglieder vom Reichsfürſten-Verein

1) Klüber, a. a. O. p. 43.
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[368/0381] noch verbliebenen Poſtbezirke, resp. in deren Staaten der status quo der Reichspoſt durch den Reichsdeputationsſchluß geboten war, beſondere Verträge; ſo 1804 mit Naſſau und Heſſen- Darmſtadt, 1805 mit Baden, Württemberg, Pfalz, Bayern, Würzburg, Sachſen, Hildburghauſen, Sachſen-Meiningen, Sachſen-Coburg und den Fürſten von Reuß. Auch Sachſen- Gotha und Sachſen-Meiningen erklärten, daß Taxis die rei- tende Poſt wie bisher in ihren Ländern behalten ſollte. Was menſchliche Einſicht vorzuſehen vermochte 1), war geſchehen, auf eine lange Reihe von Jahren geſchehen; — und doch nur für wenige Monate! Kaum ſtand der Churfürſt von Württemberg im Begriffe, durch den Presburger Frieden (26. Dezember 1805) die Königswürde mit damals relativer Souveränetät zu erlangen, ſo ward ſchon die Taxis'ſche Poſt aus dem Churfürſtenthum, und Königreich weggewieſen und eine eigene Poſt eingeſetzt. Kaum waren dem franzöſiſchen Prinzen Murat, von Napoleon, ſeinem Schwager, das Herzogthum Berg und die Reſte des Herzogthums Cleve auf der rechten Rheinſeite mit voller Souveränetät abgetreten worden (15. Mai 1806), ſo wurden auch dort die Taxis'ſchen Poſten vertrieben. Als endlich die Vereinigung jener 14 Reichsfürſten — worunter Bayern, Württemberg, der Fürſt-Primas von Mainz, Baden und Berg als die mächtigſten — unter dem Protec- torate Napoleons am 12. Juli 1806 den Rheinbund ſchuf, in Folge deſſen ſich die Mitglieder vom Reichsfürſten-Verein 1) Klüber, a. a. O. p. 43.

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/381>, abgerufen am 24.11.2024.