Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

Bild:
<< vorherige Seite

schiedene Auslegung gefunden, theils diese selbst von einer irrigen
Auffassung befangen sein mochten.

Die persischen Boten oder Curiere hießen nemlich "astandae"
und Plutarch1) und namentlich auch Curtius2) nennen den Darius
einen astanda im niedersten Sinne seiner Bedeutung und
wollen hiemit seine niedere Herkunft andeuten oder beweisen.
Da aber Darius wirklich von königlichem Blute abstammte,
so kann mit dem Titel "astanda" nichts anderes gemeint und
bewiesen werden, als daß Darius eben der oberste Leiter des
Postdienstes gewesen sei, wie sich dieses Amt und diese Würde
durch alle Zeiten bis auf den heutigen Tag erhalten hat.3)

Wenn man nun zusammenfaßt, was diese persischen Posten
geleistet haben mochten, in welchen Beziehungen diese Anstalt
zu dem Volke und dessen Bedürfnissen gestanden hat, so ergibt
sich, daß nur von Fußboten, von Läufern, später von reitenden
Boten, von Curieren, die Rede ist, daß nur der König sich
derseben zu seinen Regierungszwecken bediente, daß das Volk
zweifellos von der Benützung der Anstalt ausgeschlossen war;
die Anstalt diente nur den dynastischen und absolutistischen

1) Plutarch, vita Alexandr., ed. Basil. pag. 257.
2) Curtius, de gest. Alex. M. libr. III. cap. 3, (quam stolam
ipse [Darius] olim regi serviens gestare solebat, quum ex ministro
[Astanda] rex factus.)
3) Amelang, das persische Postwesen, Leipzig 1774. Eine Schrift,
die ich hier nur citirt haben möchte, weil sie sich am Ausführlichsten
über das alte persische Postwesen ergeht. Als Quelle möchte ich sie
nicht empfehlen, denn sie enthält viel Unrichtiges. Uebrigens ist die
Schrift sehr selten. Jch ward der glückliche Besitzer des letzten Exem-
plars, das der Verleger noch hatte, während ich in Bibliotheken ver-
gebens darnach gesucht hatte.
2*

ſchiedene Auslegung gefunden, theils dieſe ſelbſt von einer irrigen
Auffaſſung befangen ſein mochten.

Die perſiſchen Boten oder Curiere hießen nemlich „astandae
und Plutarch1) und namentlich auch Curtius2) nennen den Darius
einen astanda im niederſten Sinne ſeiner Bedeutung und
wollen hiemit ſeine niedere Herkunft andeuten oder beweiſen.
Da aber Darius wirklich von königlichem Blute abſtammte,
ſo kann mit dem Titel „astanda“ nichts anderes gemeint und
bewieſen werden, als daß Darius eben der oberſte Leiter des
Poſtdienſtes geweſen ſei, wie ſich dieſes Amt und dieſe Würde
durch alle Zeiten bis auf den heutigen Tag erhalten hat.3)

Wenn man nun zuſammenfaßt, was dieſe perſiſchen Poſten
geleiſtet haben mochten, in welchen Beziehungen dieſe Anſtalt
zu dem Volke und deſſen Bedürfniſſen geſtanden hat, ſo ergibt
ſich, daß nur von Fußboten, von Läufern, ſpäter von reitenden
Boten, von Curieren, die Rede iſt, daß nur der König ſich
derſeben zu ſeinen Regierungszwecken bediente, daß das Volk
zweifellos von der Benützung der Anſtalt ausgeſchloſſen war;
die Anſtalt diente nur den dynaſtiſchen und abſolutiſtiſchen

1) Plutarch, vita Alexandr., ed. Basil. pag. 257.
2) Curtius, de gest. Alex. M. libr. III. cap. 3, (quam stolam
ipse [Darius] olim regi serviens gestare solebat, quum ex ministro
[Astanda] rex factus.)
3) Amelang, das perſiſche Poſtweſen, Leipzig 1774. Eine Schrift,
die ich hier nur citirt haben möchte, weil ſie ſich am Ausführlichſten
über das alte perſiſche Poſtweſen ergeht. Als Quelle möchte ich ſie
nicht empfehlen, denn ſie enthält viel Unrichtiges. Uebrigens iſt die
Schrift ſehr ſelten. Jch ward der glückliche Beſitzer des letzten Exem-
plars, das der Verleger noch hatte, während ich in Bibliotheken ver-
gebens darnach geſucht hatte.
2*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0032" n="19"/>
&#x017F;chiedene Auslegung gefunden, theils die&#x017F;e &#x017F;elb&#x017F;t von einer irrigen<lb/>
Auffa&#x017F;&#x017F;ung befangen &#x017F;ein mochten.</p><lb/>
            <p>Die per&#x017F;i&#x017F;chen Boten oder Curiere hießen nemlich &#x201E;<hi rendition="#aq">astandae</hi>&#x201C;<lb/>
und Plutarch<note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Plutarch, vita Alexandr., ed. Basil. pag. 257.</hi></note> und namentlich auch Curtius<note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">Curtius, de gest. Alex. M. libr. III. cap. 3, (quam stolam<lb/>
ipse [Darius] olim regi serviens gestare solebat, quum ex ministro<lb/>
[Astanda] rex factus.)</hi></note> nennen den Darius<lb/>
einen <hi rendition="#aq">astanda</hi> im nieder&#x017F;ten Sinne &#x017F;einer Bedeutung und<lb/>
wollen hiemit &#x017F;eine niedere Herkunft andeuten oder bewei&#x017F;en.<lb/>
Da aber Darius wirklich von königlichem Blute ab&#x017F;tammte,<lb/>
&#x017F;o kann mit dem Titel &#x201E;<hi rendition="#aq">astanda</hi>&#x201C; nichts anderes gemeint und<lb/>
bewie&#x017F;en werden, als daß Darius eben der ober&#x017F;te Leiter des<lb/>
Po&#x017F;tdien&#x017F;tes gewe&#x017F;en &#x017F;ei, wie &#x017F;ich die&#x017F;es Amt und die&#x017F;e Würde<lb/>
durch alle Zeiten bis auf den heutigen Tag erhalten hat.<note place="foot" n="3)"><hi rendition="#aq">Amelang</hi>, das per&#x017F;i&#x017F;che Po&#x017F;twe&#x017F;en, Leipzig 1774. Eine Schrift,<lb/>
die ich hier nur citirt haben möchte, weil &#x017F;ie &#x017F;ich am Ausführlich&#x017F;ten<lb/>
über das alte <hi rendition="#g">per&#x017F;i&#x017F;che</hi> Po&#x017F;twe&#x017F;en ergeht. Als Quelle möchte ich &#x017F;ie<lb/>
nicht empfehlen, denn &#x017F;ie enthält viel Unrichtiges. Uebrigens i&#x017F;t die<lb/>
Schrift &#x017F;ehr &#x017F;elten. Jch ward der glückliche Be&#x017F;itzer des letzten Exem-<lb/>
plars, das der Verleger noch hatte, während ich in Bibliotheken ver-<lb/>
gebens darnach ge&#x017F;ucht hatte.</note></p><lb/>
            <p>Wenn man nun zu&#x017F;ammenfaßt, was die&#x017F;e per&#x017F;i&#x017F;chen Po&#x017F;ten<lb/>
gelei&#x017F;tet haben mochten, in welchen Beziehungen die&#x017F;e An&#x017F;talt<lb/>
zu dem Volke und de&#x017F;&#x017F;en Bedürfni&#x017F;&#x017F;en ge&#x017F;tanden hat, &#x017F;o ergibt<lb/>
&#x017F;ich, daß nur von Fußboten, von Läufern, &#x017F;päter von reitenden<lb/>
Boten, von Curieren, die Rede i&#x017F;t, daß nur der König &#x017F;ich<lb/>
der&#x017F;eben zu &#x017F;einen Regierungszwecken bediente, daß das Volk<lb/>
zweifellos von der Benützung der An&#x017F;talt ausge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en war;<lb/>
die An&#x017F;talt diente nur den dyna&#x017F;ti&#x017F;chen und ab&#x017F;oluti&#x017F;ti&#x017F;chen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">2*</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0032] ſchiedene Auslegung gefunden, theils dieſe ſelbſt von einer irrigen Auffaſſung befangen ſein mochten. Die perſiſchen Boten oder Curiere hießen nemlich „astandae“ und Plutarch 1) und namentlich auch Curtius 2) nennen den Darius einen astanda im niederſten Sinne ſeiner Bedeutung und wollen hiemit ſeine niedere Herkunft andeuten oder beweiſen. Da aber Darius wirklich von königlichem Blute abſtammte, ſo kann mit dem Titel „astanda“ nichts anderes gemeint und bewieſen werden, als daß Darius eben der oberſte Leiter des Poſtdienſtes geweſen ſei, wie ſich dieſes Amt und dieſe Würde durch alle Zeiten bis auf den heutigen Tag erhalten hat. 3) Wenn man nun zuſammenfaßt, was dieſe perſiſchen Poſten geleiſtet haben mochten, in welchen Beziehungen dieſe Anſtalt zu dem Volke und deſſen Bedürfniſſen geſtanden hat, ſo ergibt ſich, daß nur von Fußboten, von Läufern, ſpäter von reitenden Boten, von Curieren, die Rede iſt, daß nur der König ſich derſeben zu ſeinen Regierungszwecken bediente, daß das Volk zweifellos von der Benützung der Anſtalt ausgeſchloſſen war; die Anſtalt diente nur den dynaſtiſchen und abſolutiſtiſchen 1) Plutarch, vita Alexandr., ed. Basil. pag. 257. 2) Curtius, de gest. Alex. M. libr. III. cap. 3, (quam stolam ipse [Darius] olim regi serviens gestare solebat, quum ex ministro [Astanda] rex factus.) 3) Amelang, das perſiſche Poſtweſen, Leipzig 1774. Eine Schrift, die ich hier nur citirt haben möchte, weil ſie ſich am Ausführlichſten über das alte perſiſche Poſtweſen ergeht. Als Quelle möchte ich ſie nicht empfehlen, denn ſie enthält viel Unrichtiges. Uebrigens iſt die Schrift ſehr ſelten. Jch ward der glückliche Beſitzer des letzten Exem- plars, das der Verleger noch hatte, während ich in Bibliotheken ver- gebens darnach geſucht hatte. 2*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/32
Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/32>, abgerufen am 22.11.2024.