Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

Bild:
<< vorherige Seite

Kurz, die Pariser Universitätspost war schon im X. und
XI. Jahrhundert jedenfalls zu großer Bedeutung herangewachsen,
denn die Ausführung ihres Geschäftes brachte es, begünstigt
durch den Mangel jeder andern Verkehrsgelegenheit bald dahin,
daß sie weit über den Kreis des studentischen Verkehrs hinaus-
reichte. Das durch sie gebotene Mittel einer Verkehrsverbind-
ung nach allen Weltrichtungen mußte bald auch das große
Publikum verlocken, diese Anstalt auch für ihre Zwecke zu be-
nützen, und daß dies wirklich geschehen sei, ist um so gewisser
anzunehmen, als Duboulay bemerkt, diese geschworenen Boten
der Universität seien, seitdem das Parlament in Paris ständig
geworden (also seit dem XIV. Jahrhundert), auch mit den
Schriften und Acten und dem Geldverkehr zwischen diesem hohen
Gerichtshof und den Parteien betraut gewesen1).

Ueber die innere Einrichtung, über die einzelnen Routen,
die Stationen und die Art des Jneinandergreifens dieser Boten-
anstalt besitzen wir zwar auch keine directen Nachrichten und
die wenigen allgemeinen Umrisse, die uns Duboulay's und
Crevier's Geschichte der Universität Paris überliefern, sind
kaum hinreichend, uns ein klares und bestimmtes Bild hievon
zu geben. Jmmerhin aber gestatten sie einigermassen einen
Einblick, der uns folgende historisch begründete Notizen an die
Hand gibt. --

Bei den Comitien vom 4. August 1489 beantragte ein gewisser
Cordiger aus Ungarn einen Boten für die Diözese Fünf-
kirchen und schlug Johannes Boursier vor; die Engländer ver-

1) Historisch-politische Blätter 1858, Band II.

Kurz, die Pariſer Univerſitätspoſt war ſchon im X. und
XI. Jahrhundert jedenfalls zu großer Bedeutung herangewachſen,
denn die Ausführung ihres Geſchäftes brachte es, begünſtigt
durch den Mangel jeder andern Verkehrsgelegenheit bald dahin,
daß ſie weit über den Kreis des ſtudentiſchen Verkehrs hinaus-
reichte. Das durch ſie gebotene Mittel einer Verkehrsverbind-
ung nach allen Weltrichtungen mußte bald auch das große
Publikum verlocken, dieſe Anſtalt auch für ihre Zwecke zu be-
nützen, und daß dies wirklich geſchehen ſei, iſt um ſo gewiſſer
anzunehmen, als Duboulay bemerkt, dieſe geſchworenen Boten
der Univerſität ſeien, ſeitdem das Parlament in Paris ſtändig
geworden (alſo ſeit dem XIV. Jahrhundert), auch mit den
Schriften und Acten und dem Geldverkehr zwiſchen dieſem hohen
Gerichtshof und den Parteien betraut geweſen1).

Ueber die innere Einrichtung, über die einzelnen Routen,
die Stationen und die Art des Jneinandergreifens dieſer Boten-
anſtalt beſitzen wir zwar auch keine directen Nachrichten und
die wenigen allgemeinen Umriſſe, die uns Duboulay's und
Crevier's Geſchichte der Univerſität Paris überliefern, ſind
kaum hinreichend, uns ein klares und beſtimmtes Bild hievon
zu geben. Jmmerhin aber geſtatten ſie einigermaſſen einen
Einblick, der uns folgende hiſtoriſch begründete Notizen an die
Hand gibt. —

Bei den Comitien vom 4. Auguſt 1489 beantragte ein gewiſſer
Cordiger aus Ungarn einen Boten für die Diözeſe Fünf-
kirchen und ſchlug Johannes Boursier vor; die Engländer ver-

1) Hiſtoriſch-politiſche Blätter 1858, Band II.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0219" n="206"/>
            <p>Kurz, die Pari&#x017F;er Univer&#x017F;itätspo&#x017F;t war &#x017F;chon im <hi rendition="#aq">X</hi>. und<lb/><hi rendition="#aq">XI</hi>. Jahrhundert jedenfalls zu großer Bedeutung herangewach&#x017F;en,<lb/>
denn die Ausführung ihres Ge&#x017F;chäftes brachte es, begün&#x017F;tigt<lb/>
durch den Mangel jeder andern Verkehrsgelegenheit bald dahin,<lb/>
daß &#x017F;ie weit über den Kreis des &#x017F;tudenti&#x017F;chen Verkehrs hinaus-<lb/>
reichte. Das durch &#x017F;ie gebotene Mittel einer Verkehrsverbind-<lb/>
ung nach allen Weltrichtungen mußte bald auch das große<lb/>
Publikum verlocken, die&#x017F;e An&#x017F;talt auch für ihre Zwecke zu be-<lb/>
nützen, und daß dies wirklich ge&#x017F;chehen &#x017F;ei, i&#x017F;t um &#x017F;o gewi&#x017F;&#x017F;er<lb/>
anzunehmen, als <hi rendition="#aq">Duboulay</hi> bemerkt, die&#x017F;e ge&#x017F;chworenen Boten<lb/>
der Univer&#x017F;ität &#x017F;eien, &#x017F;eitdem das Parlament in Paris &#x017F;tändig<lb/>
geworden (al&#x017F;o &#x017F;eit dem <hi rendition="#aq">XIV</hi>. Jahrhundert), auch mit den<lb/>
Schriften und Acten und dem Geldverkehr zwi&#x017F;chen die&#x017F;em hohen<lb/>
Gerichtshof und den Parteien betraut gewe&#x017F;en<note place="foot" n="1)">Hi&#x017F;tori&#x017F;ch-politi&#x017F;che Blätter 1858, Band <hi rendition="#aq">II</hi>.</note>.</p><lb/>
            <p>Ueber die innere Einrichtung, über die einzelnen Routen,<lb/>
die Stationen und die Art des Jneinandergreifens die&#x017F;er Boten-<lb/>
an&#x017F;talt be&#x017F;itzen wir zwar auch keine directen Nachrichten und<lb/>
die wenigen allgemeinen Umri&#x017F;&#x017F;e, die uns <hi rendition="#aq">Duboulay's</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Crevier's</hi> Ge&#x017F;chichte der Univer&#x017F;ität Paris überliefern, &#x017F;ind<lb/>
kaum hinreichend, uns ein klares und be&#x017F;timmtes Bild hievon<lb/>
zu geben. Jmmerhin aber ge&#x017F;tatten &#x017F;ie einigerma&#x017F;&#x017F;en einen<lb/>
Einblick, der uns folgende hi&#x017F;tori&#x017F;ch begründete Notizen an die<lb/>
Hand gibt. &#x2014;</p><lb/>
            <p>Bei den Comitien vom 4. Augu&#x017F;t 1489 beantragte ein gewi&#x017F;&#x017F;er<lb/><hi rendition="#aq">Cordiger</hi> aus Ungarn einen Boten für die Diöze&#x017F;e Fünf-<lb/>
kirchen und &#x017F;chlug <hi rendition="#aq">Johannes Boursier</hi> vor; die Engländer ver-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[206/0219] Kurz, die Pariſer Univerſitätspoſt war ſchon im X. und XI. Jahrhundert jedenfalls zu großer Bedeutung herangewachſen, denn die Ausführung ihres Geſchäftes brachte es, begünſtigt durch den Mangel jeder andern Verkehrsgelegenheit bald dahin, daß ſie weit über den Kreis des ſtudentiſchen Verkehrs hinaus- reichte. Das durch ſie gebotene Mittel einer Verkehrsverbind- ung nach allen Weltrichtungen mußte bald auch das große Publikum verlocken, dieſe Anſtalt auch für ihre Zwecke zu be- nützen, und daß dies wirklich geſchehen ſei, iſt um ſo gewiſſer anzunehmen, als Duboulay bemerkt, dieſe geſchworenen Boten der Univerſität ſeien, ſeitdem das Parlament in Paris ſtändig geworden (alſo ſeit dem XIV. Jahrhundert), auch mit den Schriften und Acten und dem Geldverkehr zwiſchen dieſem hohen Gerichtshof und den Parteien betraut geweſen 1). Ueber die innere Einrichtung, über die einzelnen Routen, die Stationen und die Art des Jneinandergreifens dieſer Boten- anſtalt beſitzen wir zwar auch keine directen Nachrichten und die wenigen allgemeinen Umriſſe, die uns Duboulay's und Crevier's Geſchichte der Univerſität Paris überliefern, ſind kaum hinreichend, uns ein klares und beſtimmtes Bild hievon zu geben. Jmmerhin aber geſtatten ſie einigermaſſen einen Einblick, der uns folgende hiſtoriſch begründete Notizen an die Hand gibt. — Bei den Comitien vom 4. Auguſt 1489 beantragte ein gewiſſer Cordiger aus Ungarn einen Boten für die Diözeſe Fünf- kirchen und ſchlug Johannes Boursier vor; die Engländer ver- 1) Hiſtoriſch-politiſche Blätter 1858, Band II.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/219
Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/219>, abgerufen am 27.11.2024.