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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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Territorien umgrenzte, bildete sich gleichzeitig mit allen,
aber von bei weitem früheren Anfängen ausgehend noch eine
weitere Botenanstalt aus, die schließlich wie ein großartiges
Netz alle bisherigen Verkehrsverbindungen überdeckte; nämlich
die Universitätsbotenanstalten.

Wir haben schon bei der Entstehung des Botenwesens im
Allgemeinen darauf hingewiesen, daß die ersten Anfänge des-
selben zunächst sich aus dem Bedürfnisse der Klöster und Schulen
nach gegenseitiger Verbindung entwickelten. Diese Klöster und
Klosterschulen waren selbst durch die dichteste Finsterniß der
Jahrhunderte hindurch die Zufluchtsstätte der Wissenschaft ge-
blieben, sie waren lange Zeiten im Mittelalter fast ganz allein
die vereinsamten Quellen, aus welchen für spätere Jahrhunderte
dann mit um so mächtigerer Kraft der Born der Erkenntniß
und der Wissenschaft sich erschloß. -- Nachdem Kaiser Karl
der Große eine kräftige Grundlage für Bildung von Schulen
geschaffen hatte, war dies fast das Einzige, was auch als ma-
terielle Frucht seines geistigen Strebens den spätern Jahrhun-
derten erhalten blieb.

Die Früchte fingen bald an zu reifen, mitten durch die sie
umgebende Finsterniß hatten sie sich Bahn gebrochen, und waren
von kleinen Anfängen zu großen und bedeutsamen Sammel-
punkten für die Wissenschaft herangewachsen; es erstarkten selbst
einzelne solche Schulen durch Reichthum, durch ausdrückliche
Privilegien zu gesonderten Jnstituten, welche, wenn sie auch
ihrem Geiste und auch der Form ihrer Verwaltung nach klösterlich
oder geistlich blieben, wenn sie auch unter der Leitung der Hoheit
der kirchlichen Autoritäten zumal des Papstes standen, dennoch
lebenskräftig für die Wissenschaften, und auch als eigene

Territorien umgrenzte, bildete ſich gleichzeitig mit allen,
aber von bei weitem früheren Anfängen ausgehend noch eine
weitere Botenanſtalt aus, die ſchließlich wie ein großartiges
Netz alle bisherigen Verkehrsverbindungen überdeckte; nämlich
die Univerſitätsbotenanſtalten.

Wir haben ſchon bei der Entſtehung des Botenweſens im
Allgemeinen darauf hingewieſen, daß die erſten Anfänge des-
ſelben zunächſt ſich aus dem Bedürfniſſe der Klöſter und Schulen
nach gegenſeitiger Verbindung entwickelten. Dieſe Klöſter und
Kloſterſchulen waren ſelbſt durch die dichteſte Finſterniß der
Jahrhunderte hindurch die Zufluchtsſtätte der Wiſſenſchaft ge-
blieben, ſie waren lange Zeiten im Mittelalter faſt ganz allein
die vereinſamten Quellen, aus welchen für ſpätere Jahrhunderte
dann mit um ſo mächtigerer Kraft der Born der Erkenntniß
und der Wiſſenſchaft ſich erſchloß. — Nachdem Kaiſer Karl
der Große eine kräftige Grundlage für Bildung von Schulen
geſchaffen hatte, war dies faſt das Einzige, was auch als ma-
terielle Frucht ſeines geiſtigen Strebens den ſpätern Jahrhun-
derten erhalten blieb.

Die Früchte fingen bald an zu reifen, mitten durch die ſie
umgebende Finſterniß hatten ſie ſich Bahn gebrochen, und waren
von kleinen Anfängen zu großen und bedeutſamen Sammel-
punkten für die Wiſſenſchaft herangewachſen; es erſtarkten ſelbſt
einzelne ſolche Schulen durch Reichthum, durch ausdrückliche
Privilegien zu geſonderten Jnſtituten, welche, wenn ſie auch
ihrem Geiſte und auch der Form ihrer Verwaltung nach klöſterlich
oder geiſtlich blieben, wenn ſie auch unter der Leitung der Hoheit
der kirchlichen Autoritäten zumal des Papſtes ſtanden, dennoch
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[201/0214] Territorien umgrenzte, bildete ſich gleichzeitig mit allen, aber von bei weitem früheren Anfängen ausgehend noch eine weitere Botenanſtalt aus, die ſchließlich wie ein großartiges Netz alle bisherigen Verkehrsverbindungen überdeckte; nämlich die Univerſitätsbotenanſtalten. Wir haben ſchon bei der Entſtehung des Botenweſens im Allgemeinen darauf hingewieſen, daß die erſten Anfänge des- ſelben zunächſt ſich aus dem Bedürfniſſe der Klöſter und Schulen nach gegenſeitiger Verbindung entwickelten. Dieſe Klöſter und Kloſterſchulen waren ſelbſt durch die dichteſte Finſterniß der Jahrhunderte hindurch die Zufluchtsſtätte der Wiſſenſchaft ge- blieben, ſie waren lange Zeiten im Mittelalter faſt ganz allein die vereinſamten Quellen, aus welchen für ſpätere Jahrhunderte dann mit um ſo mächtigerer Kraft der Born der Erkenntniß und der Wiſſenſchaft ſich erſchloß. — Nachdem Kaiſer Karl der Große eine kräftige Grundlage für Bildung von Schulen geſchaffen hatte, war dies faſt das Einzige, was auch als ma- terielle Frucht ſeines geiſtigen Strebens den ſpätern Jahrhun- derten erhalten blieb. Die Früchte fingen bald an zu reifen, mitten durch die ſie umgebende Finſterniß hatten ſie ſich Bahn gebrochen, und waren von kleinen Anfängen zu großen und bedeutſamen Sammel- punkten für die Wiſſenſchaft herangewachſen; es erſtarkten ſelbſt einzelne ſolche Schulen durch Reichthum, durch ausdrückliche Privilegien zu geſonderten Jnſtituten, welche, wenn ſie auch ihrem Geiſte und auch der Form ihrer Verwaltung nach klöſterlich oder geiſtlich blieben, wenn ſie auch unter der Leitung der Hoheit der kirchlichen Autoritäten zumal des Papſtes ſtanden, dennoch lebenskräftig für die Wiſſenſchaften, und auch als eigene

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/214>, abgerufen am 27.11.2024.