schweiken genannt, die einzelnen Postrasten zurücklegten. Diese letzteren wurden durch die Ordenshäuser gebildet, in denen sich nach Verhältniß die Einrichtung des Haupthauses von Marien- burg wiederholte. Der Comthur war der Postmeister, der den regelmäßigen Wechsel der Briefjungen und Schweicken über- wachte. Es war die Vorsorge getroffen, daß auf jedem Ordens- hause Aufgabe oder Ankunft und Abgang eines Briefes genau angemerkt werden mußte, bis derselbe an den Ort seiner Be- stimmung angelangt war. Der Hochmeister erhielt dadurch ein genaues Mittel, die Amtsthätigkeit der einzelnen Comthure einer Prüfung zu unterwerfen. Jndessen war die Anstalt ausschließ- lich nur für den Hof von Marienburg und die Ordensbeamten bestimmt; die übrigen Stände der Gesellschaft hatten keinen Zutritt.
Diese Botenanstalt war so zergliedert eingerichtet, daß der Großmeister jeden Tag über den Zustand des Landes, über die Verhältnisse des Ordens auch zu Marienburg selbst die zuver- läßigsten Nachrichten einziehen konnte.
Es bestand nämlich schon zu Ende des XIV. Jahrhunderts durch ganz Preußen eine förmlich eingerichtete Reitpost, die aber ausschließlich nur für den Hochmeister und die Ordens- beamten vorhanden war und deren Mittelpunkt immer der Hof und Aufenthalt des Meisters blieb. Der oberste Pferdemarschall zu Marienburg war gewissermassen der Hofpostmeister, denn unter seiner Oberaufsicht standen die Reitpostpferde, damals Schweiken oder Briefschweiken genannt, und unter seinen Be- fehlen die Postillons, die Briefjungen, er war der obere Beamte des sogenannten Briefstalles oder des Postamtes. Jene Briefschweiken, deren Zahl immer ziemlich bedeutend war, wurden ausschließ-
ſchweiken genannt, die einzelnen Poſtraſten zurücklegten. Dieſe letzteren wurden durch die Ordenshäuſer gebildet, in denen ſich nach Verhältniß die Einrichtung des Haupthauſes von Marien- burg wiederholte. Der Comthur war der Poſtmeiſter, der den regelmäßigen Wechſel der Briefjungen und Schweicken über- wachte. Es war die Vorſorge getroffen, daß auf jedem Ordens- hauſe Aufgabe oder Ankunft und Abgang eines Briefes genau angemerkt werden mußte, bis derſelbe an den Ort ſeiner Be- ſtimmung angelangt war. Der Hochmeiſter erhielt dadurch ein genaues Mittel, die Amtsthätigkeit der einzelnen Comthure einer Prüfung zu unterwerfen. Jndeſſen war die Anſtalt ausſchließ- lich nur für den Hof von Marienburg und die Ordensbeamten beſtimmt; die übrigen Stände der Geſellſchaft hatten keinen Zutritt.
Dieſe Botenanſtalt war ſo zergliedert eingerichtet, daß der Großmeiſter jeden Tag über den Zuſtand des Landes, über die Verhältniſſe des Ordens auch zu Marienburg ſelbſt die zuver- läßigſten Nachrichten einziehen konnte.
Es beſtand nämlich ſchon zu Ende des XIV. Jahrhunderts durch ganz Preußen eine förmlich eingerichtete Reitpoſt, die aber ausſchließlich nur für den Hochmeiſter und die Ordens- beamten vorhanden war und deren Mittelpunkt immer der Hof und Aufenthalt des Meiſters blieb. Der oberſte Pferdemarſchall zu Marienburg war gewiſſermaſſen der Hofpoſtmeiſter, denn unter ſeiner Oberaufſicht ſtanden die Reitpoſtpferde, damals Schweiken oder Briefſchweiken genannt, und unter ſeinen Be- fehlen die Poſtillons, die Briefjungen, er war der obere Beamte des ſogenannten Briefſtalles oder des Poſtamtes. Jene Briefſchweiken, deren Zahl immer ziemlich bedeutend war, wurden ausſchließ-
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ſchweiken genannt, die einzelnen Poſtraſten zurücklegten. Dieſe
letzteren wurden durch die Ordenshäuſer gebildet, in denen ſich
nach Verhältniß die Einrichtung des Haupthauſes von Marien-
burg wiederholte. Der Comthur war der Poſtmeiſter, der den
regelmäßigen Wechſel der Briefjungen und Schweicken über-
wachte. Es war die Vorſorge getroffen, daß auf jedem Ordens-
hauſe Aufgabe oder Ankunft und Abgang eines Briefes genau
angemerkt werden mußte, bis derſelbe an den Ort ſeiner Be-
ſtimmung angelangt war. Der Hochmeiſter erhielt dadurch ein
genaues Mittel, die Amtsthätigkeit der einzelnen Comthure einer
Prüfung zu unterwerfen. Jndeſſen war die Anſtalt ausſchließ-
lich nur für den Hof von Marienburg und die Ordensbeamten
beſtimmt; die übrigen Stände der Geſellſchaft hatten keinen
Zutritt.
Dieſe Botenanſtalt war ſo zergliedert eingerichtet, daß der
Großmeiſter jeden Tag über den Zuſtand des Landes, über die
Verhältniſſe des Ordens auch zu Marienburg ſelbſt die zuver-
läßigſten Nachrichten einziehen konnte.
Es beſtand nämlich ſchon zu Ende des XIV. Jahrhunderts
durch ganz Preußen eine förmlich eingerichtete Reitpoſt, die
aber ausſchließlich nur für den Hochmeiſter und die Ordens-
beamten vorhanden war und deren Mittelpunkt immer der Hof
und Aufenthalt des Meiſters blieb. Der oberſte Pferdemarſchall
zu Marienburg war gewiſſermaſſen der Hofpoſtmeiſter, denn
unter ſeiner Oberaufſicht ſtanden die Reitpoſtpferde, damals
Schweiken oder Briefſchweiken genannt, und unter ſeinen Be-
fehlen die Poſtillons, die Briefjungen, er war der obere Beamte des
ſogenannten Briefſtalles oder des Poſtamtes. Jene Briefſchweiken,
deren Zahl immer ziemlich bedeutend war, wurden ausſchließ-
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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/202>, abgerufen am 27.11.2024.
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