Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

Bild:
<< vorherige Seite

die Ortsobrigkeiten, so daß diese zuerst in Hamburg und Dan-
zig das Botenwesen für städtische Rechnung übernahmen.

Leipzig, welches 1182 das erste Marktprivilegium vom
Markgrafen Otto dem Reichen, und 1263 ein freies Municipal-
regiment erhielt, wurde bald der Sitz eines bedeutenden Handels-
verkehrs. Bereits im Jahr 1388 stand diese Stadt mit Augs-
burg und im darauffolgenden Jahrhundert durch Briefboten
zu Fuß und zu Roß mit Nürnberg, Augsburg, Braunschweig,
Magdeburg, Hamburg, Cöln an der Spree, Dresden, Prag
und Wien in regelmäßiger Verbindung.

Wer möchte zweifeln, daß diese kräftigen Ansätze der herr-
lichsten Bestrebungen im Gebiete des Handels und Verkehrs
nicht sofort zu den schönsten Früchten herangereift wären, wenn
nicht tausend andere politische und sociale Verhältnisse immer
wieder in einer immerhin noch so rohen und finstern Zeit fast
unüberwindliche Hemmnisse in den Weg gelegt hätten.



Cap. III.
Die Städtebünde und die Botenzüge der Hansa.

Noch war die im 11., 12. und bis in das 13. Jahrhundert
triumphirende Adels- und Priestermacht nicht gebrochen und
Sclaverei und Finsterniß lastete noch drückend wie ein Alp
über den Völkern, noch umschlang kein nationales Band ein
deutsches Land mit dem andern, und Schutz und Schirm reichte
kaum weiter, als der glückliche Zufall. -- Was die Chevalerie des
Ritterthums für Hebung des Rechts und verletzte Ehre und

12

die Ortsobrigkeiten, ſo daß dieſe zuerſt in Hamburg und Dan-
zig das Botenweſen für ſtädtiſche Rechnung übernahmen.

Leipzig, welches 1182 das erſte Marktprivilegium vom
Markgrafen Otto dem Reichen, und 1263 ein freies Municipal-
regiment erhielt, wurde bald der Sitz eines bedeutenden Handels-
verkehrs. Bereits im Jahr 1388 ſtand dieſe Stadt mit Augs-
burg und im darauffolgenden Jahrhundert durch Briefboten
zu Fuß und zu Roß mit Nürnberg, Augsburg, Braunſchweig,
Magdeburg, Hamburg, Cöln an der Spree, Dresden, Prag
und Wien in regelmäßiger Verbindung.

Wer möchte zweifeln, daß dieſe kräftigen Anſätze der herr-
lichſten Beſtrebungen im Gebiete des Handels und Verkehrs
nicht ſofort zu den ſchönſten Früchten herangereift wären, wenn
nicht tauſend andere politiſche und ſociale Verhältniſſe immer
wieder in einer immerhin noch ſo rohen und finſtern Zeit faſt
unüberwindliche Hemmniſſe in den Weg gelegt hätten.



Cap. III.
Die Städtebünde und die Botenzüge der Hanſa.

Noch war die im 11., 12. und bis in das 13. Jahrhundert
triumphirende Adels- und Prieſtermacht nicht gebrochen und
Sclaverei und Finſterniß laſtete noch drückend wie ein Alp
über den Völkern, noch umſchlang kein nationales Band ein
deutſches Land mit dem andern, und Schutz und Schirm reichte
kaum weiter, als der glückliche Zufall. — Was die Chevalerie des
Ritterthums für Hebung des Rechts und verletzte Ehre und

12
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0190" n="177"/>
die Ortsobrigkeiten, &#x017F;o daß die&#x017F;e zuer&#x017F;t in Hamburg und Dan-<lb/>
zig das Botenwe&#x017F;en für &#x017F;tädti&#x017F;che Rechnung übernahmen.</p><lb/>
            <p>Leipzig, welches 1182 das er&#x017F;te Marktprivilegium vom<lb/>
Markgrafen Otto dem Reichen, und 1263 ein freies Municipal-<lb/>
regiment erhielt, wurde bald der Sitz eines bedeutenden Handels-<lb/>
verkehrs. Bereits im Jahr 1388 &#x017F;tand die&#x017F;e Stadt mit Augs-<lb/>
burg und im darauffolgenden Jahrhundert durch Briefboten<lb/>
zu Fuß und zu Roß mit Nürnberg, Augsburg, Braun&#x017F;chweig,<lb/>
Magdeburg, Hamburg, Cöln an der Spree, Dresden, Prag<lb/>
und Wien in regelmäßiger Verbindung.</p><lb/>
            <p>Wer möchte zweifeln, daß die&#x017F;e kräftigen An&#x017F;ätze der herr-<lb/>
lich&#x017F;ten Be&#x017F;trebungen im Gebiete des Handels und Verkehrs<lb/>
nicht &#x017F;ofort zu den &#x017F;chön&#x017F;ten Früchten herangereift wären, wenn<lb/>
nicht tau&#x017F;end andere politi&#x017F;che und &#x017F;ociale Verhältni&#x017F;&#x017F;e immer<lb/>
wieder in einer immerhin noch &#x017F;o rohen und fin&#x017F;tern Zeit fa&#x017F;t<lb/>
unüberwindliche Hemmni&#x017F;&#x017F;e in den Weg gelegt hätten.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head>Cap. <hi rendition="#aq">III</hi>.<lb/><hi rendition="#b">Die Städtebünde und die Botenzüge der Han&#x017F;a</hi>.</head><lb/>
            <p>Noch war die im 11., 12. und bis in das 13. Jahrhundert<lb/>
triumphirende Adels- und Prie&#x017F;termacht nicht gebrochen und<lb/>
Sclaverei und Fin&#x017F;terniß la&#x017F;tete noch drückend wie ein Alp<lb/>
über den Völkern, noch um&#x017F;chlang kein nationales Band ein<lb/>
deut&#x017F;ches Land mit dem andern, und Schutz und Schirm reichte<lb/>
kaum weiter, als der glückliche Zufall. &#x2014; Was die Chevalerie des<lb/>
Ritterthums für Hebung des Rechts und verletzte Ehre und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">12</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[177/0190] die Ortsobrigkeiten, ſo daß dieſe zuerſt in Hamburg und Dan- zig das Botenweſen für ſtädtiſche Rechnung übernahmen. Leipzig, welches 1182 das erſte Marktprivilegium vom Markgrafen Otto dem Reichen, und 1263 ein freies Municipal- regiment erhielt, wurde bald der Sitz eines bedeutenden Handels- verkehrs. Bereits im Jahr 1388 ſtand dieſe Stadt mit Augs- burg und im darauffolgenden Jahrhundert durch Briefboten zu Fuß und zu Roß mit Nürnberg, Augsburg, Braunſchweig, Magdeburg, Hamburg, Cöln an der Spree, Dresden, Prag und Wien in regelmäßiger Verbindung. Wer möchte zweifeln, daß dieſe kräftigen Anſätze der herr- lichſten Beſtrebungen im Gebiete des Handels und Verkehrs nicht ſofort zu den ſchönſten Früchten herangereift wären, wenn nicht tauſend andere politiſche und ſociale Verhältniſſe immer wieder in einer immerhin noch ſo rohen und finſtern Zeit faſt unüberwindliche Hemmniſſe in den Weg gelegt hätten. Cap. III. Die Städtebünde und die Botenzüge der Hanſa. Noch war die im 11., 12. und bis in das 13. Jahrhundert triumphirende Adels- und Prieſtermacht nicht gebrochen und Sclaverei und Finſterniß laſtete noch drückend wie ein Alp über den Völkern, noch umſchlang kein nationales Band ein deutſches Land mit dem andern, und Schutz und Schirm reichte kaum weiter, als der glückliche Zufall. — Was die Chevalerie des Ritterthums für Hebung des Rechts und verletzte Ehre und 12

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/190
Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/190>, abgerufen am 25.11.2024.