Wenden an der Ostsee in Gemeinschaft mit den Normanen gleichwohl im IX. und X. Jahrhundert sogar den Welthandel zur See einerseits an die Küstenländer Deutschlands und Frank- reichs, später zumal in die niederländischen Städte, wohin als zur bequemsten Zwischenlage die italischen Kaufleute die Waaren des Südens führten, anderntheils auf mehreren Land- und Flußstraßen durch Rußland, zumal über Nowgorod nach dem schwarzen Meere und bis ins innere Asien vermittelten, so hatten an diesen Früchten die Verkehrseinrichtungen des römisch- deutschen Reiches freilich keinen Antheil.
Dagegen wußten auch die einzelnen Gesellschaftskreise, die einzelnen weltlichen und geistlichen Corporationen sich um so regsamer ihre eigenen Verbindungen, -- selbstverständlich nach dem Grundcharakter des Mittelalters -- jede für sich zu bilden, und so entstand denn auch statt jeder staatlichen Einrichtung, welche auf dem Grundbau des feudalen Regierungssystems doch nicht möglich gewesen wäre, allmählig ein unendlich buntes und complicirtes Verkehrsleben aus tausend und tausend selbststän- digen Boteninstituten heraus, die wie die Räder einer Ma- schine ineinander griffen. Jhren Gang genauer zu verfolgen, ist heute nicht mehr möglich. Wir wissen nur, daß Fürsten und Städte, Stifte, Orden und Klöster, -- man denke bloß an den von seiner Centrale Citeaux aus aufs engste verbun- denen Orden der Cistercienser mit seinen 1000 Klöstern von einem Ende Europas zum andern -- je nach der Richtung ihrer materiellen oder geistigen Bedürfnisse Botenzüge unter- hielten, die sich nach den Umständen gegenseitig die Hand reichten.
Man denke ferner an die enge Verbindung, in welcher die
Wenden an der Oſtſee in Gemeinſchaft mit den Normanen gleichwohl im IX. und X. Jahrhundert ſogar den Welthandel zur See einerſeits an die Küſtenländer Deutſchlands und Frank- reichs, ſpäter zumal in die niederländiſchen Städte, wohin als zur bequemſten Zwiſchenlage die italiſchen Kaufleute die Waaren des Südens führten, anderntheils auf mehreren Land- und Flußſtraßen durch Rußland, zumal über Nowgorod nach dem ſchwarzen Meere und bis ins innere Aſien vermittelten, ſo hatten an dieſen Früchten die Verkehrseinrichtungen des römiſch- deutſchen Reiches freilich keinen Antheil.
Dagegen wußten auch die einzelnen Geſellſchaftskreiſe, die einzelnen weltlichen und geiſtlichen Corporationen ſich um ſo regſamer ihre eigenen Verbindungen, — ſelbſtverſtändlich nach dem Grundcharakter des Mittelalters — jede für ſich zu bilden, und ſo entſtand denn auch ſtatt jeder ſtaatlichen Einrichtung, welche auf dem Grundbau des feudalen Regierungsſyſtems doch nicht möglich geweſen wäre, allmählig ein unendlich buntes und complicirtes Verkehrsleben aus tauſend und tauſend ſelbſtſtän- digen Boteninſtituten heraus, die wie die Räder einer Ma- ſchine ineinander griffen. Jhren Gang genauer zu verfolgen, iſt heute nicht mehr möglich. Wir wiſſen nur, daß Fürſten und Städte, Stifte, Orden und Klöſter, — man denke bloß an den von ſeiner Centrale Citeaux aus aufs engſte verbun- denen Orden der Ciſtercienſer mit ſeinen 1000 Klöſtern von einem Ende Europas zum andern — je nach der Richtung ihrer materiellen oder geiſtigen Bedürfniſſe Botenzüge unter- hielten, die ſich nach den Umſtänden gegenſeitig die Hand reichten.
Man denke ferner an die enge Verbindung, in welcher die
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Wenden an der Oſtſee in Gemeinſchaft mit den Normanen
gleichwohl im IX. und X. Jahrhundert ſogar den Welthandel
zur See einerſeits an die Küſtenländer Deutſchlands und Frank-
reichs, ſpäter zumal in die niederländiſchen Städte, wohin als
zur bequemſten Zwiſchenlage die italiſchen Kaufleute die Waaren
des Südens führten, anderntheils auf mehreren Land- und
Flußſtraßen durch Rußland, zumal über Nowgorod nach dem
ſchwarzen Meere und bis ins innere Aſien vermittelten, ſo
hatten an dieſen Früchten die Verkehrseinrichtungen des römiſch-
deutſchen Reiches freilich keinen Antheil.
Dagegen wußten auch die einzelnen Geſellſchaftskreiſe, die
einzelnen weltlichen und geiſtlichen Corporationen ſich um ſo
regſamer ihre eigenen Verbindungen, — ſelbſtverſtändlich nach
dem Grundcharakter des Mittelalters — jede für ſich zu bilden,
und ſo entſtand denn auch ſtatt jeder ſtaatlichen Einrichtung,
welche auf dem Grundbau des feudalen Regierungsſyſtems doch
nicht möglich geweſen wäre, allmählig ein unendlich buntes und
complicirtes Verkehrsleben aus tauſend und tauſend ſelbſtſtän-
digen Boteninſtituten heraus, die wie die Räder einer Ma-
ſchine ineinander griffen. Jhren Gang genauer zu verfolgen,
iſt heute nicht mehr möglich. Wir wiſſen nur, daß Fürſten
und Städte, Stifte, Orden und Klöſter, — man denke bloß
an den von ſeiner Centrale Citeaux aus aufs engſte verbun-
denen Orden der Ciſtercienſer mit ſeinen 1000 Klöſtern von
einem Ende Europas zum andern — je nach der Richtung
ihrer materiellen oder geiſtigen Bedürfniſſe Botenzüge unter-
hielten, die ſich nach den Umſtänden gegenſeitig die Hand
reichten.
Man denke ferner an die enge Verbindung, in welcher die
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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/181>, abgerufen am 24.11.2024.
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