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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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Diese Maßregel führte selbstverständlich wieder zur größten
Bedrückung der freien Leute, in Folge dessen Karl der Kahle
im Jahr 864 ein Gesetz erließ, nach welchem er ver-
bot, denselben Pferde zu nehmen oder andere Leistungen von
ihnen zu beanspruchen, um ihnen dadurch nicht die Möglichkeit
zu benehmen, auch für Kriegsfälle oder für den Bedarf des
Königs gerüstet zu sein.

Jn der einen Bestimmung werden also Vorspann und Unter-
halt als allgemeine Landespflicht den Unterthanen auferlegt,
in der andern ist den Mißbräuchen mit denselben durch un-
zuständige Beamte entgegengesteuert; hier wie dort aber wird
die Verpflichtung als landesübliches Herkommen vorausgesetzt1).

Jn diesen letzten Gesetzen ist jedoch von den veredi, wenn
auch dieser Ausdruck noch gebraucht wird, nicht mehr in jenem
früheren Sinne die Rede, als dieselben noch auf Kosten des
Fiscus auf den großen Routen des cursus publicus zum
Dienste desselben bereit standen, -- denn in der That, diese
Routen waren, wie wir wissen, schon seit mehreren Jahr-
hunderten aufgegeben und verlassen! --

franci homines etc. wactas facere non negligant, et missis nostris,
quos pro rerum opportunitate illas in parte miserimus aut legatis,
qui de partibus Hispaniae ad nos transmissi fuerint, paratas fa-
ciant et ad subvectionem eorum veredos donent, ipsi videlicet et
illi, quorum progenitoribus, temporibus avi nostri Caroli id ipsum
facere institutum fuit. --
Si autem hi, qui veredos acceperint, reddere eos neglexerint,
et eorum interveniente negligentia perditi seu mortui fuerint, se-
cundum legem francorum, eis quorum fuerunt, sine dilatione resti-
tuantur vel restaurentur.
1) Flegler, zur Geschichte der Posten.

Dieſe Maßregel führte ſelbſtverſtändlich wieder zur größten
Bedrückung der freien Leute, in Folge deſſen Karl der Kahle
im Jahr 864 ein Geſetz erließ, nach welchem er ver-
bot, denſelben Pferde zu nehmen oder andere Leiſtungen von
ihnen zu beanſpruchen, um ihnen dadurch nicht die Möglichkeit
zu benehmen, auch für Kriegsfälle oder für den Bedarf des
Königs gerüſtet zu ſein.

Jn der einen Beſtimmung werden alſo Vorſpann und Unter-
halt als allgemeine Landespflicht den Unterthanen auferlegt,
in der andern iſt den Mißbräuchen mit denſelben durch un-
zuſtändige Beamte entgegengeſteuert; hier wie dort aber wird
die Verpflichtung als landesübliches Herkommen vorausgeſetzt1).

Jn dieſen letzten Geſetzen iſt jedoch von den veredi, wenn
auch dieſer Ausdruck noch gebraucht wird, nicht mehr in jenem
früheren Sinne die Rede, als dieſelben noch auf Koſten des
Fiscus auf den großen Routen des cursus publicus zum
Dienſte deſſelben bereit ſtanden, — denn in der That, dieſe
Routen waren, wie wir wiſſen, ſchon ſeit mehreren Jahr-
hunderten aufgegeben und verlaſſen! —

franci homines etc. wactas facere non negligant, et missis nostris,
quos pro rerum opportunitate illas in parte miserimus aut legatis,
qui de partibus Hispaniae ad nos transmissi fuerint, paratas fa-
ciant et ad subvectionem eorum veredos donent, ipsi videlicet et
illi, quorum progenitoribus, temporibus avi nostri Caroli id ipsum
facere institutum fuit. —
Si autem hi, qui veredos acceperint, reddere eos neglexerint,
et eorum interveniente negligentia perditi seu mortui fuerint, se-
cundum legem francorum, eis quorum fuerunt, sine dilatione resti-
tuantur vel restaurentur.
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[150/0163] Dieſe Maßregel führte ſelbſtverſtändlich wieder zur größten Bedrückung der freien Leute, in Folge deſſen Karl der Kahle im Jahr 864 ein Geſetz erließ, nach welchem er ver- bot, denſelben Pferde zu nehmen oder andere Leiſtungen von ihnen zu beanſpruchen, um ihnen dadurch nicht die Möglichkeit zu benehmen, auch für Kriegsfälle oder für den Bedarf des Königs gerüſtet zu ſein. Jn der einen Beſtimmung werden alſo Vorſpann und Unter- halt als allgemeine Landespflicht den Unterthanen auferlegt, in der andern iſt den Mißbräuchen mit denſelben durch un- zuſtändige Beamte entgegengeſteuert; hier wie dort aber wird die Verpflichtung als landesübliches Herkommen vorausgeſetzt 1). Jn dieſen letzten Geſetzen iſt jedoch von den veredi, wenn auch dieſer Ausdruck noch gebraucht wird, nicht mehr in jenem früheren Sinne die Rede, als dieſelben noch auf Koſten des Fiscus auf den großen Routen des cursus publicus zum Dienſte deſſelben bereit ſtanden, — denn in der That, dieſe Routen waren, wie wir wiſſen, ſchon ſeit mehreren Jahr- hunderten aufgegeben und verlaſſen! — 2) 1) Flegler, zur Geſchichte der Poſten. 2) franci homines etc. wactas facere non negligant, et missis nostris, quos pro rerum opportunitate illas in parte miserimus aut legatis, qui de partibus Hispaniae ad nos transmissi fuerint, paratas fa- ciant et ad subvectionem eorum veredos donent, ipsi videlicet et illi, quorum progenitoribus, temporibus avi nostri Caroli id ipsum facere institutum fuit. — Si autem hi, qui veredos acceperint, reddere eos neglexerint, et eorum interveniente negligentia perditi seu mortui fuerint, se- cundum legem francorum, eis quorum fuerunt, sine dilatione resti- tuantur vel restaurentur.

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/163>, abgerufen am 24.11.2024.