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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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delsgrenzen und den Ein- und Ausfuhr-Handel im Auge, da
er in einzelnen Städten die Namen derjenigen bezeichnet, die
den Verkehr weiter zu vermitteln hatten oder unter deren Schutz
mindestens die Kaufleute ihren Waarenverkehr zwischen den
fränkischen und den benachbarten slavischen und avarischen Län-
dern austauschen konnten1).

Der große Karl trug die Ueberzeugung in sich, daß Schiff-
fahrt und Handel die sichersten Hebel zur Beförderung des
Wohlstandes und zur Civilisation der seinem mächtigen Scepter
gehorchenden Völker seien.

Ebenso ist es aus zahlreichen Capitularien ersichtlich, wie
Karl der Große nichts verabsäumte, um auch durch Hebung
der Cultur und des Anbaues, durch tüchtige Bewirthschaftung
des Bodens, durch Anlegung von Schulen, durch Gründung
von Klöstern mehr Licht in die Finsterniß seiner Zeit zu bringen.

Wie sollte man unter solchen Verhältnissen zweifeln, daß
Kaiser Karl nicht auch im Jnnern seines großen Reiches das
bisher auf Frohndienste gegründete Verkehrswesen zu einer
staatlichen Einrichtung herauszubilden suchte, um sich derselben
zur Förderung seiner politischen Ziele zu bedienen!

Und in der That existirt auch eine aus dem 16. Jahr-
hundert stammende Nachricht, "daß Kaiser Karl der Große im

1) Pertz, Monum. Germ. histor. Leges I. Car. M. vom
Jahr 805 pag. 133. -- De negotiatoribus qui partibus Sclavorum et
Avarorum pergunt, quousque procedere cum suis negotiis debeant,
id est, partibus Saxoniae usque ad Bardenuvich, ubi praevideat
Hredi; et ad Schefla ubi praevideat Hatto. Ad Erpisfurt praevi-
deat Madalgaudus. Ad Forachum, ad Breemberg et ad Ragnisburg
Audulfus, et ad Lauriacam Warnarius. Et ut arma et brunias non
ducant ad venundandum etc.

delsgrenzen und den Ein- und Ausfuhr-Handel im Auge, da
er in einzelnen Städten die Namen derjenigen bezeichnet, die
den Verkehr weiter zu vermitteln hatten oder unter deren Schutz
mindeſtens die Kaufleute ihren Waarenverkehr zwiſchen den
fränkiſchen und den benachbarten ſlaviſchen und avariſchen Län-
dern austauſchen konnten1).

Der große Karl trug die Ueberzeugung in ſich, daß Schiff-
fahrt und Handel die ſicherſten Hebel zur Beförderung des
Wohlſtandes und zur Civiliſation der ſeinem mächtigen Scepter
gehorchenden Völker ſeien.

Ebenſo iſt es aus zahlreichen Capitularien erſichtlich, wie
Karl der Große nichts verabſäumte, um auch durch Hebung
der Cultur und des Anbaues, durch tüchtige Bewirthſchaftung
des Bodens, durch Anlegung von Schulen, durch Gründung
von Klöſtern mehr Licht in die Finſterniß ſeiner Zeit zu bringen.

Wie ſollte man unter ſolchen Verhältniſſen zweifeln, daß
Kaiſer Karl nicht auch im Jnnern ſeines großen Reiches das
bisher auf Frohndienſte gegründete Verkehrsweſen zu einer
ſtaatlichen Einrichtung herauszubilden ſuchte, um ſich derſelben
zur Förderung ſeiner politiſchen Ziele zu bedienen!

Und in der That exiſtirt auch eine aus dem 16. Jahr-
hundert ſtammende Nachricht, „daß Kaiſer Karl der Große im

1) Pertz, Monum. Germ. histor. Leges I. Car. M. vom
Jahr 805 pag. 133. — De negotiatoribus qui partibus Sclavorum et
Avarorum pergunt, quousque procedere cum suis negotiis debeant,
id est, partibus Saxoniae usque ad Bardenuvich, ubi praevideat
Hredi; et ad Schefla ubi praevideat Hatto. Ad Erpisfurt praevi-
deat Madalgaudus. Ad Forachum, ad Breemberg et ad Ragnisburg
Audulfus, et ad Lauriacam Warnarius. Et ut arma et brunias non
ducant ad venundandum etc.
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[140/0153] delsgrenzen und den Ein- und Ausfuhr-Handel im Auge, da er in einzelnen Städten die Namen derjenigen bezeichnet, die den Verkehr weiter zu vermitteln hatten oder unter deren Schutz mindeſtens die Kaufleute ihren Waarenverkehr zwiſchen den fränkiſchen und den benachbarten ſlaviſchen und avariſchen Län- dern austauſchen konnten 1). Der große Karl trug die Ueberzeugung in ſich, daß Schiff- fahrt und Handel die ſicherſten Hebel zur Beförderung des Wohlſtandes und zur Civiliſation der ſeinem mächtigen Scepter gehorchenden Völker ſeien. Ebenſo iſt es aus zahlreichen Capitularien erſichtlich, wie Karl der Große nichts verabſäumte, um auch durch Hebung der Cultur und des Anbaues, durch tüchtige Bewirthſchaftung des Bodens, durch Anlegung von Schulen, durch Gründung von Klöſtern mehr Licht in die Finſterniß ſeiner Zeit zu bringen. Wie ſollte man unter ſolchen Verhältniſſen zweifeln, daß Kaiſer Karl nicht auch im Jnnern ſeines großen Reiches das bisher auf Frohndienſte gegründete Verkehrsweſen zu einer ſtaatlichen Einrichtung herauszubilden ſuchte, um ſich derſelben zur Förderung ſeiner politiſchen Ziele zu bedienen! Und in der That exiſtirt auch eine aus dem 16. Jahr- hundert ſtammende Nachricht, „daß Kaiſer Karl der Große im 1) Pertz, Monum. Germ. histor. Leges I. Car. M. vom Jahr 805 pag. 133. — De negotiatoribus qui partibus Sclavorum et Avarorum pergunt, quousque procedere cum suis negotiis debeant, id est, partibus Saxoniae usque ad Bardenuvich, ubi praevideat Hredi; et ad Schefla ubi praevideat Hatto. Ad Erpisfurt praevi- deat Madalgaudus. Ad Forachum, ad Breemberg et ad Ragnisburg Audulfus, et ad Lauriacam Warnarius. Et ut arma et brunias non ducant ad venundandum etc.

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/153>, abgerufen am 22.11.2024.