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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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Dieselben bezeichneten nicht nur die Zahl der Pferde, die
dem Reisenden gewährt werden sollten, sondern führten auch
alle Bedürfnisse namentlich auf, welche ihnen auf der Reise
geliefert werden mußten. -- Marculf hat uns eine Formel
dieser Gattung von Freibriefen überliefert. Wiewohl das System
einer eigentlichen Postanstalt nicht mehr bestand (quoique le
systeme des transports publics fut certainement desorga-
nise
) kommen doch in den Freibriefen die Bezeichnungen "ve-
redi
" und "paraveredi" vor; Guerard glaubt hieraus schließen
zu können, daß die veredi nicht mehr gerade die ehemaligen
equi cursuales, nicht mehr die ausschließlich zum Postdienst
bestellten Pferde waren, sondern daß sie vielmehr dem Könige
gehörten, während die paraveredi stets Eigenthum von Pri-
vaten waren.

Jn diesen Freibriefen nun wendet sich der König an alle
seine Beamten mit dem Auftrage, die in demselben vorgezeich-
neten Gegenstände auf den geeigneten und hergebrachten
Stationen in Bereitschaft zu halten, resp. herbeizuschaffen1).

1) Marculfi formulae, ed. Bignonii Parisiis 1666; bei Baluze II
pag. 381. "Ille rex omnibus agentibus. Dum et nos in Dei no-
mine Apostolicum virum illum necnon et illustrem virum illum par-
tibus illis legationis causa direximus, ideo jubemus ut locis con-
venientibus
eisdem a vobis evectio simul et humanitas mi-
nistretur, hoc est veredos seu paraveredos tantos, cervisae
modios tantas, lardi libras tantas, carnis libras tantas, porcos tantos,
porullos tantos, verveces tantos, agnellos tantos, aucas tantas, fa-
sianos tantos, pullos tantos, ova tanta, olei libras tantas, gari
libras tantas, mellis tantas, areti tantas, cumini libras tantas, pi-
peris tantas, costi tantas, gariosti tantas, spici tantas, cinamoni
tantas, grani mastice tantas, dactylas tantas, pistacias tantas, aman-
dolas tantas, cereorum libras tantas, salis tantas, olerum, legumi-

Dieſelben bezeichneten nicht nur die Zahl der Pferde, die
dem Reiſenden gewährt werden ſollten, ſondern führten auch
alle Bedürfniſſe namentlich auf, welche ihnen auf der Reiſe
geliefert werden mußten. — Marculf hat uns eine Formel
dieſer Gattung von Freibriefen überliefert. Wiewohl das Syſtem
einer eigentlichen Poſtanſtalt nicht mehr beſtand (quoique le
systéme des transports publics fut certainement désorga-
nisé
) kommen doch in den Freibriefen die Bezeichnungen „ve-
redi
“ und „paraveredi“ vor; Guérard glaubt hieraus ſchließen
zu können, daß die veredi nicht mehr gerade die ehemaligen
equi cursuales, nicht mehr die ausſchließlich zum Poſtdienſt
beſtellten Pferde waren, ſondern daß ſie vielmehr dem Könige
gehörten, während die paraveredi ſtets Eigenthum von Pri-
vaten waren.

Jn dieſen Freibriefen nun wendet ſich der König an alle
ſeine Beamten mit dem Auftrage, die in demſelben vorgezeich-
neten Gegenſtände auf den geeigneten und hergebrachten
Stationen in Bereitſchaft zu halten, resp. herbeizuſchaffen1).

1) Marculfi formulae, ed. Bignonii Parisiis 1666; bei Baluze II
pag. 381. „Ille rex omnibus agentibus. Dum et nos in Dei no-
mine Apostolicum virum illum necnon et illustrem virum illum par-
tibus illis legationis causa direximus, ideo jubemus ut locis con-
venientibus
eisdem a vobis evectio simul et humanitas mi-
nistretur, hoc est veredos seu paraveredos tantos, cervisae
modios tantas, lardi libras tantas, carnis libras tantas, porcos tantos,
porullos tantos, verveces tantos, agnellos tantos, aucas tantas, fa-
sianos tantos, pullos tantos, ova tanta, olei libras tantas, gari
libras tantas, mellis tantas, areti tantas, cumini libras tantas, pi-
peris tantas, costi tantas, gariosti tantas, spici tantas, cinamoni
tantas, grani mastice tantas, dactylas tantas, pistacias tantas, aman-
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[130/0143] Dieſelben bezeichneten nicht nur die Zahl der Pferde, die dem Reiſenden gewährt werden ſollten, ſondern führten auch alle Bedürfniſſe namentlich auf, welche ihnen auf der Reiſe geliefert werden mußten. — Marculf hat uns eine Formel dieſer Gattung von Freibriefen überliefert. Wiewohl das Syſtem einer eigentlichen Poſtanſtalt nicht mehr beſtand (quoique le systéme des transports publics fut certainement désorga- nisé) kommen doch in den Freibriefen die Bezeichnungen „ve- redi“ und „paraveredi“ vor; Guérard glaubt hieraus ſchließen zu können, daß die veredi nicht mehr gerade die ehemaligen equi cursuales, nicht mehr die ausſchließlich zum Poſtdienſt beſtellten Pferde waren, ſondern daß ſie vielmehr dem Könige gehörten, während die paraveredi ſtets Eigenthum von Pri- vaten waren. Jn dieſen Freibriefen nun wendet ſich der König an alle ſeine Beamten mit dem Auftrage, die in demſelben vorgezeich- neten Gegenſtände auf den geeigneten und hergebrachten Stationen in Bereitſchaft zu halten, resp. herbeizuſchaffen 1). 1) Marculfi formulae, ed. Bignonii Parisiis 1666; bei Baluze II pag. 381. „Ille rex omnibus agentibus. Dum et nos in Dei no- mine Apostolicum virum illum necnon et illustrem virum illum par- tibus illis legationis causa direximus, ideo jubemus ut locis con- venientibus eisdem a vobis evectio simul et humanitas mi- nistretur, hoc est veredos seu paraveredos tantos, cervisae modios tantas, lardi libras tantas, carnis libras tantas, porcos tantos, porullos tantos, verveces tantos, agnellos tantos, aucas tantas, fa- sianos tantos, pullos tantos, ova tanta, olei libras tantas, gari libras tantas, mellis tantas, areti tantas, cumini libras tantas, pi- peris tantas, costi tantas, gariosti tantas, spici tantas, cinamoni tantas, grani mastice tantas, dactylas tantas, pistacias tantas, aman- dolas tantas, cereorum libras tantas, salis tantas, olerum, legumi-

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/143>, abgerufen am 25.11.2024.