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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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Jnsbesondere aber hatte sich das römische Postwesen unter der
Herrschaft der Ostgothen in Jtalien fortgesetzt1).

Theodorich, dessen Herrscherstab nicht nur über Jtalien,
sondern auch über Sicilien, über die südlichen Donauländer
von Rhätien bis gegen das untere Mösien, über Dalmatien
und über einen Theil der südgallischen Küste sich erstreckte,
brachte verhältnißmäßig eine glückliche Zeit zurück.

Die Verpflichtungen der römischen Unterthanen, wie die-
selben aus der kaiserlichen Zeit überkommen waren, nahm er
bezüglich des Postwesens zwar auf das sorgfältigste in Anspruch,
aber es spricht aus den Gesetzen und Verordnungen, die er
deßfalls erließ, ein ganz anderer Geist; ein warmer Hauch der
Liebe, wohl bemessene Einsicht in die bestehenden Verhältnisse,
ein belehrender Ton tritt aus seinen Gesetzen und Verordnun-
gen uns entgegen, wenn er es auch wohl verstand, der einge-
rissenen Zügellosigkeit und Verwahrlosung auch mit energischen
Strafen zu begegnen.

Zahlreiche Briefe seines berühmten Rathgebers und Freundes
Cassiodorus beweisen uns die Sorgfalt dieses Herrschers, mit
welcher er den abgestorbenen Gliedern des römischen Staats-
körpers neues Leben wieder zu geben sich bemühte. --

1) Guerard, Polyptyque de l'abee Jrminon tom. I. pars II.
Les Goths places plus que les autres Germains sous la salutaire
influence des idees romaines, suivirent plus longstemps, je ne dis
pas les principes, mais les errements de l'ancienne administration
et l'on retrouve en particulier dans les royaumes de Theoderic,
sous son ministre Cassiodore, le service des postes organise en
Jtali: et en Espagne tel a peu pres qu'il l'avait ete par les empereurs
romains.

Jnsbeſondere aber hatte ſich das römiſche Poſtweſen unter der
Herrſchaft der Oſtgothen in Jtalien fortgeſetzt1).

Theodorich, deſſen Herrſcherſtab nicht nur über Jtalien,
ſondern auch über Sicilien, über die ſüdlichen Donauländer
von Rhätien bis gegen das untere Möſien, über Dalmatien
und über einen Theil der ſüdgalliſchen Küſte ſich erſtreckte,
brachte verhältnißmäßig eine glückliche Zeit zurück.

Die Verpflichtungen der römiſchen Unterthanen, wie die-
ſelben aus der kaiſerlichen Zeit überkommen waren, nahm er
bezüglich des Poſtweſens zwar auf das ſorgfältigſte in Anſpruch,
aber es ſpricht aus den Geſetzen und Verordnungen, die er
deßfalls erließ, ein ganz anderer Geiſt; ein warmer Hauch der
Liebe, wohl bemeſſene Einſicht in die beſtehenden Verhältniſſe,
ein belehrender Ton tritt aus ſeinen Geſetzen und Verordnun-
gen uns entgegen, wenn er es auch wohl verſtand, der einge-
riſſenen Zügelloſigkeit und Verwahrloſung auch mit energiſchen
Strafen zu begegnen.

Zahlreiche Briefe ſeines berühmten Rathgebers und Freundes
Cassiodorus beweiſen uns die Sorgfalt dieſes Herrſchers, mit
welcher er den abgeſtorbenen Gliedern des römiſchen Staats-
körpers neues Leben wieder zu geben ſich bemühte. —

1) Guérard, Polyptyque de l'abée Jrminon tom. I. pars II.
Les Goths placés plus que les autres Germains sous la salutaire
influence des idées romaines, suivirent plus longstemps, je ne dis
pas les principes, mais les errements de l'ancienne administration
et l'on retrouve en particulier dans les royaumes de Théoderic,
sous son ministre Cassiodore, le service des postes organisé en
Jtali: et en Espagne tel à peu près qu'il l'avait été par les empereurs
romains.
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[117/0130] Jnsbeſondere aber hatte ſich das römiſche Poſtweſen unter der Herrſchaft der Oſtgothen in Jtalien fortgeſetzt 1). Theodorich, deſſen Herrſcherſtab nicht nur über Jtalien, ſondern auch über Sicilien, über die ſüdlichen Donauländer von Rhätien bis gegen das untere Möſien, über Dalmatien und über einen Theil der ſüdgalliſchen Küſte ſich erſtreckte, brachte verhältnißmäßig eine glückliche Zeit zurück. Die Verpflichtungen der römiſchen Unterthanen, wie die- ſelben aus der kaiſerlichen Zeit überkommen waren, nahm er bezüglich des Poſtweſens zwar auf das ſorgfältigſte in Anſpruch, aber es ſpricht aus den Geſetzen und Verordnungen, die er deßfalls erließ, ein ganz anderer Geiſt; ein warmer Hauch der Liebe, wohl bemeſſene Einſicht in die beſtehenden Verhältniſſe, ein belehrender Ton tritt aus ſeinen Geſetzen und Verordnun- gen uns entgegen, wenn er es auch wohl verſtand, der einge- riſſenen Zügelloſigkeit und Verwahrloſung auch mit energiſchen Strafen zu begegnen. Zahlreiche Briefe ſeines berühmten Rathgebers und Freundes Cassiodorus beweiſen uns die Sorgfalt dieſes Herrſchers, mit welcher er den abgeſtorbenen Gliedern des römiſchen Staats- körpers neues Leben wieder zu geben ſich bemühte. — 1) Guérard, Polyptyque de l'abée Jrminon tom. I. pars II. Les Goths placés plus que les autres Germains sous la salutaire influence des idées romaines, suivirent plus longstemps, je ne dis pas les principes, mais les errements de l'ancienne administration et l'on retrouve en particulier dans les royaumes de Théoderic, sous son ministre Cassiodore, le service des postes organisé en Jtali: et en Espagne tel à peu près qu'il l'avait été par les empereurs romains.

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/130>, abgerufen am 25.11.2024.