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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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Die Vorsteher der Provinzen wurden von Seitenbeamten,
beide von besoldeten Spähern, diese wieder von andern Behör-
den beobachtet. Ohne Wurzeln im Volke, das zur politischen
Stumpfheit verurtheilt war, ohne bestimmte Heimath, von wo
aus er mit Liebe und Begeisterung das große Vaterland zu
umfassen vermocht hätte, war er zuletzt zu einem innerlich
hohlen, dürren und inhaltlosen Begriff zusammengeschrumpft
und wandelte von den arabischen Wüsten bis zu den Küsten
des grünen Eirin gespensterartig umher.

Jn keinem Zweige der Verwaltung zeigt sich die öde Un-
fruchtbarkeit des damaligen Staatswesens so sehr, als in der
Anwendung der Postanstalten. Hier drängte sich der ganze
Unsegen des ungefügigen Räderwerkes in der abschreckendsten
Weise zusammen. Man verbrauchte die Kräfte der Städte
und Gemeinden, man zernichtete das Mark des Volkes bis in
die entferntesten Landschaften und statt dafür eine schaffende
Thätigkeit zurückzugeben, ertödtete man zugleich die Productivi-
tät des gesammten Lebens".

Der Keim des Untergangs des cursus publicus der Römer
lag schon in der einzigen organisatorischen Bestimmung, daß
man mit unerhörter Selbstsucht die außerordentlichen Kosten
der Anstalt auf die Schultern derjenigen wälzte, die davon
gänzlich ausgeschlossen blieben.

Aber auch das Volk war nicht dazu angethan, die dama-
ligen Postanstalten zu einem volksthümlichen Jnstitute zu ma-
chen, -- es fehlte das eine jede Verkehrsanstalt belebende Ele-
ment, -- es fehlte der Handel.

Rom hatte zwar durch seine Eroberungen und begünstigen-
den Umstände einen sehr ausgebreiteten Handel gewonnen, aber

Die Vorſteher der Provinzen wurden von Seitenbeamten,
beide von beſoldeten Spähern, dieſe wieder von andern Behör-
den beobachtet. Ohne Wurzeln im Volke, das zur politiſchen
Stumpfheit verurtheilt war, ohne beſtimmte Heimath, von wo
aus er mit Liebe und Begeiſterung das große Vaterland zu
umfaſſen vermocht hätte, war er zuletzt zu einem innerlich
hohlen, dürren und inhaltloſen Begriff zuſammengeſchrumpft
und wandelte von den arabiſchen Wüſten bis zu den Küſten
des grünen Eirin geſpenſterartig umher.

Jn keinem Zweige der Verwaltung zeigt ſich die öde Un-
fruchtbarkeit des damaligen Staatsweſens ſo ſehr, als in der
Anwendung der Poſtanſtalten. Hier drängte ſich der ganze
Unſegen des ungefügigen Räderwerkes in der abſchreckendſten
Weiſe zuſammen. Man verbrauchte die Kräfte der Städte
und Gemeinden, man zernichtete das Mark des Volkes bis in
die entfernteſten Landſchaften und ſtatt dafür eine ſchaffende
Thätigkeit zurückzugeben, ertödtete man zugleich die Productivi-
tät des geſammten Lebens“.

Der Keim des Untergangs des cursus publicus der Römer
lag ſchon in der einzigen organiſatoriſchen Beſtimmung, daß
man mit unerhörter Selbſtſucht die außerordentlichen Koſten
der Anſtalt auf die Schultern derjenigen wälzte, die davon
gänzlich ausgeſchloſſen blieben.

Aber auch das Volk war nicht dazu angethan, die dama-
ligen Poſtanſtalten zu einem volksthümlichen Jnſtitute zu ma-
chen, — es fehlte das eine jede Verkehrsanſtalt belebende Ele-
ment, — es fehlte der Handel.

Rom hatte zwar durch ſeine Eroberungen und begünſtigen-
den Umſtände einen ſehr ausgebreiteten Handel gewonnen, aber

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[112/0125] Die Vorſteher der Provinzen wurden von Seitenbeamten, beide von beſoldeten Spähern, dieſe wieder von andern Behör- den beobachtet. Ohne Wurzeln im Volke, das zur politiſchen Stumpfheit verurtheilt war, ohne beſtimmte Heimath, von wo aus er mit Liebe und Begeiſterung das große Vaterland zu umfaſſen vermocht hätte, war er zuletzt zu einem innerlich hohlen, dürren und inhaltloſen Begriff zuſammengeſchrumpft und wandelte von den arabiſchen Wüſten bis zu den Küſten des grünen Eirin geſpenſterartig umher. Jn keinem Zweige der Verwaltung zeigt ſich die öde Un- fruchtbarkeit des damaligen Staatsweſens ſo ſehr, als in der Anwendung der Poſtanſtalten. Hier drängte ſich der ganze Unſegen des ungefügigen Räderwerkes in der abſchreckendſten Weiſe zuſammen. Man verbrauchte die Kräfte der Städte und Gemeinden, man zernichtete das Mark des Volkes bis in die entfernteſten Landſchaften und ſtatt dafür eine ſchaffende Thätigkeit zurückzugeben, ertödtete man zugleich die Productivi- tät des geſammten Lebens“. Der Keim des Untergangs des cursus publicus der Römer lag ſchon in der einzigen organiſatoriſchen Beſtimmung, daß man mit unerhörter Selbſtſucht die außerordentlichen Koſten der Anſtalt auf die Schultern derjenigen wälzte, die davon gänzlich ausgeſchloſſen blieben. Aber auch das Volk war nicht dazu angethan, die dama- ligen Poſtanſtalten zu einem volksthümlichen Jnſtitute zu ma- chen, — es fehlte das eine jede Verkehrsanſtalt belebende Ele- ment, — es fehlte der Handel. Rom hatte zwar durch ſeine Eroberungen und begünſtigen- den Umſtände einen ſehr ausgebreiteten Handel gewonnen, aber

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/125>, abgerufen am 25.11.2024.