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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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Nach Justinian verliert sich jedoch das römische Post-
wesen immer mehr in den Stürmen der Völkerwanderung.
Die den ganzen, damals civilisirten Erdkreis umspannende
Macht der Römer erlag, -- weil Geist und Kraft aus dem
Kerne derselben verloren, weil Rom und Byzanz statt der
alten Tüchtigkeit und Hingebung Sitze der Verweichlichung, der
Wohllust und Ohnmacht geworden waren, -- dem Andrange
der neuen Volksstämme.

Was in der besten Zeit des römischen Staates sein Halt-
und sein Stützpunkt gewesen war, die altrömischen Tugenden
der Pietas, der Virtus etc., waren längst untergegangen;
die bürgerlichen Kriege hatten die erste dieser Tugenden
untergraben; -- und wenn auch die Virtus noch als
kriegerische Tapferkeit ihren Werth behauptete, so war sie
doch als bürgerliche Tugend entschwunden, da sie in der bür-
gerlichen Freiheit, in der Anhänglichkeit an die Verfassung,
in der Vaterlandsliebe und der Nationalität nicht mehr ihre
Begründung fand. Nur der Nationalstolz im Gegensatz gegen

cavetur, ut Romani et Persae, quarumcunque mercium mercatores
et negatiatores, secundum veterem morem neque in aliis locis, quam
in quibus decimarum solutio est indicta, mercaturias faciant; ut
legati et reliqui, qui, cum quid nuntii perferant, equis
publicis utantur,
tum qui qer Romanorum, tum qui per Per-
sarum regiones iter habeant, pro cujusque gradu et dignitate ho-
nore afficiantur etc.
Der griechische Text sagt: d' os an o i pres-
beis kai oi te takh uteti khr omenoi t on demos ion ippo n pros ta s
apaggel ias o men es ta Rom aion, o d' es ta Per son ethe a phi-
knoumen oi etc.

Nach Justinian verliert ſich jedoch das römiſche Poſt-
weſen immer mehr in den Stürmen der Völkerwanderung.
Die den ganzen, damals civiliſirten Erdkreis umſpannende
Macht der Römer erlag, — weil Geiſt und Kraft aus dem
Kerne derſelben verloren, weil Rom und Byzanz ſtatt der
alten Tüchtigkeit und Hingebung Sitze der Verweichlichung, der
Wohlluſt und Ohnmacht geworden waren, — dem Andrange
der neuen Volksſtämme.

Was in der beſten Zeit des römiſchen Staates ſein Halt-
und ſein Stützpunkt geweſen war, die altrömiſchen Tugenden
der Pietas, der Virtus etc., waren längſt untergegangen;
die bürgerlichen Kriege hatten die erſte dieſer Tugenden
untergraben; — und wenn auch die Virtus noch als
kriegeriſche Tapferkeit ihren Werth behauptete, ſo war ſie
doch als bürgerliche Tugend entſchwunden, da ſie in der bür-
gerlichen Freiheit, in der Anhänglichkeit an die Verfaſſung,
in der Vaterlandsliebe und der Nationalität nicht mehr ihre
Begründung fand. Nur der Nationalſtolz im Gegenſatz gegen

cavetur, ut Romani et Persae, quarumcunque mercium mercatores
et negatiatores, secundum veterem morem neque in aliis locis, quam
in quibus decimarum solutio est indicta, mercaturias faciant; ut
legati et reliqui, qui, cum quid nuntii perferant, equis
publicis utantur,
tum qui qer Romanorum, tum qui per Per-
sarum regiones iter habeant, pro cujusque gradu et dignitate ho-
nore afficiantur etc.
Der griechiſche Text ſagt: δ᾽ ὡς ἂν ο ἱ πϱέσ-
βεις καὶ οἱ τῇ ταχ υτῆτι χϱ ώμενοι τ ῶν δημοσ ίων ἵππω ν πϱὸς τὰ ς
ἀπαγγελ ίας ὁ μὲν ἐς τὰ Ῥωμ αίων, ὁ δ᾽ ἐς τὰ Πεϱ σῶν ἢϑη ἀ φι-
κνούμεν οι etc.
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[108/0121] Nach Justinian verliert ſich jedoch das römiſche Poſt- weſen immer mehr in den Stürmen der Völkerwanderung. Die den ganzen, damals civiliſirten Erdkreis umſpannende Macht der Römer erlag, — weil Geiſt und Kraft aus dem Kerne derſelben verloren, weil Rom und Byzanz ſtatt der alten Tüchtigkeit und Hingebung Sitze der Verweichlichung, der Wohlluſt und Ohnmacht geworden waren, — dem Andrange der neuen Volksſtämme. Was in der beſten Zeit des römiſchen Staates ſein Halt- und ſein Stützpunkt geweſen war, die altrömiſchen Tugenden der Pietas, der Virtus etc., waren längſt untergegangen; die bürgerlichen Kriege hatten die erſte dieſer Tugenden untergraben; — und wenn auch die Virtus noch als kriegeriſche Tapferkeit ihren Werth behauptete, ſo war ſie doch als bürgerliche Tugend entſchwunden, da ſie in der bür- gerlichen Freiheit, in der Anhänglichkeit an die Verfaſſung, in der Vaterlandsliebe und der Nationalität nicht mehr ihre Begründung fand. Nur der Nationalſtolz im Gegenſatz gegen 2) 2) cavetur, ut Romani et Persae, quarumcunque mercium mercatores et negatiatores, secundum veterem morem neque in aliis locis, quam in quibus decimarum solutio est indicta, mercaturias faciant; ut legati et reliqui, qui, cum quid nuntii perferant, equis publicis utantur, tum qui qer Romanorum, tum qui per Per- sarum regiones iter habeant, pro cujusque gradu et dignitate ho- nore afficiantur etc. Der griechiſche Text ſagt: δ᾽ ὡς ἂν ο ἱ πϱέσ- βεις καὶ οἱ τῇ ταχ υτῆτι χϱ ώμενοι τ ῶν δημοσ ίων ἵππω ν πϱὸς τὰ ς ἀπαγγελ ίας ὁ μὲν ἐς τὰ Ῥωμ αίων, ὁ δ᾽ ἐς τὰ Πεϱ σῶν ἢϑη ἀ φι- κνούμεν οι etc.

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/121>, abgerufen am 24.11.2024.