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Hartmann, Moritz: Das Schloß im Gebirge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [221]–262. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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uns heimisch fühlten. Dort sprach ich auch den Dialekt unserer Berge, den Louison auch in dem prächtigen Appartement gebrauchte. Dort sprachen wir viel von unserer Heimath, dahin wir uns endlich zurückziehen wollten, und Louison vergaß dabei niemals das "Schloß". Der Marquis war wie von der Erde verschwunden; wir hörten erst spät, daß er jetzt am Hof von Turin lebe, da Turin nach dem Falle Napoleon's wieder die Hauptstadt Savoyens geworden. Und wieder nach Jahren liefen durch unsere Comptoirs zu wiederholten Malen große Wechsel und Schuldverschreibungen, die mich an ihn erinnerten, da sie seine Unterschrift trugen. Wenn ich Louison davon erzählte, sagte sie ruhig: Wir bekommen noch sein Schloß, wie ich es ihm versprochen habe. Das ist gut, dann brauchen wir nicht erst ein neues zu bauen.

Und so ist der Mensch: die Gelder floßen zu, die Jahre floßen ab. Ich stak immer so tief in Geschäften, daß an ein Abbrechen und Abrechnen nicht zu denken war -- und mein Associe, der brave P . . ., dessen Namen Sie wohl kennen, meinte immer, es gehe zu gut, um aufzuhören, und es werde schon eine Zeit kommen, die sich von selbst als geeigneten Schlußpunkt ankündigen werde. Geldmachen ermüdet nicht, und an das Alter denkt man nicht, als bis es da ist. Es geht mit der Jugend, wie mit der Gesundheit, man denkt an diese erst, wenn man krank, und an jene, wenn man alt ist. Mit Einem Male ist man alt. Aber zwei

uns heimisch fühlten. Dort sprach ich auch den Dialekt unserer Berge, den Louison auch in dem prächtigen Appartement gebrauchte. Dort sprachen wir viel von unserer Heimath, dahin wir uns endlich zurückziehen wollten, und Louison vergaß dabei niemals das „Schloß“. Der Marquis war wie von der Erde verschwunden; wir hörten erst spät, daß er jetzt am Hof von Turin lebe, da Turin nach dem Falle Napoleon's wieder die Hauptstadt Savoyens geworden. Und wieder nach Jahren liefen durch unsere Comptoirs zu wiederholten Malen große Wechsel und Schuldverschreibungen, die mich an ihn erinnerten, da sie seine Unterschrift trugen. Wenn ich Louison davon erzählte, sagte sie ruhig: Wir bekommen noch sein Schloß, wie ich es ihm versprochen habe. Das ist gut, dann brauchen wir nicht erst ein neues zu bauen.

Und so ist der Mensch: die Gelder floßen zu, die Jahre floßen ab. Ich stak immer so tief in Geschäften, daß an ein Abbrechen und Abrechnen nicht zu denken war — und mein Associé, der brave P . . ., dessen Namen Sie wohl kennen, meinte immer, es gehe zu gut, um aufzuhören, und es werde schon eine Zeit kommen, die sich von selbst als geeigneten Schlußpunkt ankündigen werde. Geldmachen ermüdet nicht, und an das Alter denkt man nicht, als bis es da ist. Es geht mit der Jugend, wie mit der Gesundheit, man denkt an diese erst, wenn man krank, und an jene, wenn man alt ist. Mit Einem Male ist man alt. Aber zwei

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[0042] uns heimisch fühlten. Dort sprach ich auch den Dialekt unserer Berge, den Louison auch in dem prächtigen Appartement gebrauchte. Dort sprachen wir viel von unserer Heimath, dahin wir uns endlich zurückziehen wollten, und Louison vergaß dabei niemals das „Schloß“. Der Marquis war wie von der Erde verschwunden; wir hörten erst spät, daß er jetzt am Hof von Turin lebe, da Turin nach dem Falle Napoleon's wieder die Hauptstadt Savoyens geworden. Und wieder nach Jahren liefen durch unsere Comptoirs zu wiederholten Malen große Wechsel und Schuldverschreibungen, die mich an ihn erinnerten, da sie seine Unterschrift trugen. Wenn ich Louison davon erzählte, sagte sie ruhig: Wir bekommen noch sein Schloß, wie ich es ihm versprochen habe. Das ist gut, dann brauchen wir nicht erst ein neues zu bauen. Und so ist der Mensch: die Gelder floßen zu, die Jahre floßen ab. Ich stak immer so tief in Geschäften, daß an ein Abbrechen und Abrechnen nicht zu denken war — und mein Associé, der brave P . . ., dessen Namen Sie wohl kennen, meinte immer, es gehe zu gut, um aufzuhören, und es werde schon eine Zeit kommen, die sich von selbst als geeigneten Schlußpunkt ankündigen werde. Geldmachen ermüdet nicht, und an das Alter denkt man nicht, als bis es da ist. Es geht mit der Jugend, wie mit der Gesundheit, man denkt an diese erst, wenn man krank, und an jene, wenn man alt ist. Mit Einem Male ist man alt. Aber zwei

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T10:58:35Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T10:58:35Z)

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Zitationshilfe: Hartmann, Moritz: Das Schloß im Gebirge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [221]–262. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_gebirge_1910/42>, abgerufen am 24.11.2024.