Hartmann, Moritz: Das Schloß im Gebirge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [221]–262. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.zog trotz der Guillotine weiter nach Lyon und dann nach Paris. Ja, ja, Paris! lächelte der Marquis, der sich Mühe gab, mit uns gleichen Schritt zu halten -- ja, ja, die Guillotine! Ich kenne eine alte hohle Platane auf dem Wege nach Sacconex, versicherte ich, vielleicht ist es dieselbe -- Richtig, eine Platane war es, rief Laurens -- wie schade, daß man so einem Baume keine Pension aussetzen kann. Es ist doch ein großer Unterschied zwischen der Platane und diesem Schloß! sagte ich. Ei was, erwiederte Laurens achselzuckend, das ist nicht so arg. Aber eigenthümlich ist es doch, so aus der hohlen Platane in ein solches Schloß zu gelangen. Das ist es, weiß Gott, bestätigte der Alte, und ich kann es mir kaum selbst erklären, obwohl ich die Geschichte dieses Wunders am besten kennen muß. Es muß eine sehr interessante Geschichte sein, sagte ich ausholend. Nun, ist auch wieder nicht so arg, als man meint, lächelte Herr Laurens -- etwas Glück, ein klein wenig Verstand, Gottes Segen -- und, fügte er leiser hinzu, ein gutes, kluges Weib. Aber am Ende, aufs Schloß kommt es nicht an, man kann auch ohne Schloß zog trotz der Guillotine weiter nach Lyon und dann nach Paris. Ja, ja, Paris! lächelte der Marquis, der sich Mühe gab, mit uns gleichen Schritt zu halten — ja, ja, die Guillotine! Ich kenne eine alte hohle Platane auf dem Wege nach Sacconex, versicherte ich, vielleicht ist es dieselbe — Richtig, eine Platane war es, rief Laurens — wie schade, daß man so einem Baume keine Pension aussetzen kann. Es ist doch ein großer Unterschied zwischen der Platane und diesem Schloß! sagte ich. Ei was, erwiederte Laurens achselzuckend, das ist nicht so arg. Aber eigenthümlich ist es doch, so aus der hohlen Platane in ein solches Schloß zu gelangen. Das ist es, weiß Gott, bestätigte der Alte, und ich kann es mir kaum selbst erklären, obwohl ich die Geschichte dieses Wunders am besten kennen muß. Es muß eine sehr interessante Geschichte sein, sagte ich ausholend. Nun, ist auch wieder nicht so arg, als man meint, lächelte Herr Laurens — etwas Glück, ein klein wenig Verstand, Gottes Segen — und, fügte er leiser hinzu, ein gutes, kluges Weib. Aber am Ende, aufs Schloß kommt es nicht an, man kann auch ohne Schloß <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="0"> <p><pb facs="#f0016"/> zog trotz der Guillotine weiter nach Lyon und dann nach Paris.</p><lb/> <p>Ja, ja, Paris! lächelte der Marquis, der sich Mühe gab, mit uns gleichen Schritt zu halten — ja, ja, die Guillotine!</p><lb/> <p>Ich kenne eine alte hohle Platane auf dem Wege nach Sacconex, versicherte ich, vielleicht ist es dieselbe —</p><lb/> <p>Richtig, eine Platane war es, rief Laurens — wie schade, daß man so einem Baume keine Pension aussetzen kann.</p><lb/> <p>Es ist doch ein großer Unterschied zwischen der Platane und diesem Schloß! sagte ich.</p><lb/> <p>Ei was, erwiederte Laurens achselzuckend, das ist nicht so arg.</p><lb/> <p>Aber eigenthümlich ist es doch, so aus der hohlen Platane in ein solches Schloß zu gelangen.</p><lb/> <p>Das ist es, weiß Gott, bestätigte der Alte, und ich kann es mir kaum selbst erklären, obwohl ich die Geschichte dieses Wunders am besten kennen muß.</p><lb/> <p>Es muß eine sehr interessante Geschichte sein, sagte ich ausholend.</p><lb/> <p>Nun, ist auch wieder nicht so arg, als man meint, lächelte Herr Laurens — etwas Glück, ein klein wenig Verstand, Gottes Segen — und, fügte er leiser hinzu, ein gutes, kluges Weib. Aber am Ende, aufs Schloß kommt es nicht an, man kann auch ohne Schloß<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0016]
zog trotz der Guillotine weiter nach Lyon und dann nach Paris.
Ja, ja, Paris! lächelte der Marquis, der sich Mühe gab, mit uns gleichen Schritt zu halten — ja, ja, die Guillotine!
Ich kenne eine alte hohle Platane auf dem Wege nach Sacconex, versicherte ich, vielleicht ist es dieselbe —
Richtig, eine Platane war es, rief Laurens — wie schade, daß man so einem Baume keine Pension aussetzen kann.
Es ist doch ein großer Unterschied zwischen der Platane und diesem Schloß! sagte ich.
Ei was, erwiederte Laurens achselzuckend, das ist nicht so arg.
Aber eigenthümlich ist es doch, so aus der hohlen Platane in ein solches Schloß zu gelangen.
Das ist es, weiß Gott, bestätigte der Alte, und ich kann es mir kaum selbst erklären, obwohl ich die Geschichte dieses Wunders am besten kennen muß.
Es muß eine sehr interessante Geschichte sein, sagte ich ausholend.
Nun, ist auch wieder nicht so arg, als man meint, lächelte Herr Laurens — etwas Glück, ein klein wenig Verstand, Gottes Segen — und, fügte er leiser hinzu, ein gutes, kluges Weib. Aber am Ende, aufs Schloß kommt es nicht an, man kann auch ohne Schloß
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Zitationshilfe: | Hartmann, Moritz: Das Schloß im Gebirge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 11. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. [221]–262. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_gebirge_1910/16>, abgerufen am 16.02.2025. |