Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.VI. schlecht bequemt ist und einen grossen Palast inder Nähe mit aller Zugehör versehen/ wohnet a- ber in dem Schlechten/ ihm selbsten unrecht thut: Also handelt auch der unbedachtsam/ welcher in einer fremden Sprache schreibet/ und sich seiner Muttersprache/ die er so viel reichlicher besitzet/ nicht achtet/ etc. Der Nachsatz oder der Vergleich- satz ist nicht richtig und durchgehend waar/ mas- sen man zuweilen fremde Sprachen besser lernet und fleissiger studiret/ als seine angeborne Mut- tersprache: So trifft auch der Vorsatz nicht alle- zeit ein; Massen mancher mehr Lust hat in einem geringen Hüttlein auf dem Lande zu wohnen/ als in einem grossen Palast in der Stadt. Schlüß- lich ist nicht vonnöhten/ daß die Gleichniß in al- len Sachen eintreffe/ und ist genug daß sie in et- lichen/ oder nur gar in einem Stucke/ in welchem sie nemlich zu der Erklärung oder Beweiß angeführet worden/ eintreffe. Hiervon ist ein mehrers zu lesen in den Gesprächspielen und kan man aus dem besagten alle Gleichnussen auf die Prob setzen und ihren Nachdruck ausfündig machen. Die VII. Betrachtung. Von der Rede Zierlichkeit. 61. Vergleichung der Blumen und Figuren. 62. Von seltnen Gedanken und Einfällen in der Rede. 63. Der
VI. ſchlecht bequemt iſt und einen groſſen Palaſt inder Naͤhe mit aller Zugehoͤr verſehen/ wohnet a- ber in dem Schlechten/ ihm ſelbſten unrecht thut: Alſo handelt auch der unbedachtſam/ welcher in einer fremden Sprache ſchreibet/ und ſich ſeiner Mutterſprache/ die er ſo viel reichlicher beſitzet/ nicht achtet/ ꝛc. Der Nachſatz oder der Vergleich- ſatz iſt nicht richtig und durchgehend waar/ maſ- ſen man zuweilen fremde Sprachen beſſer lernet und fleiſſiger ſtudiret/ als ſeine angeborne Mut- terſprache: So trifft auch der Vorſatz nicht alle- zeit ein; Maſſen mancher mehr Luſt hat in einem geringen Huͤttlein auf dem Lande zu wohnen/ als in einem groſſen Palaſt in der Stadt. Schluͤß- lich iſt nicht vonnoͤhten/ daß die Gleichniß in al- len Sachen eintreffe/ und iſt genug daß ſie in et- lichen/ oder nur gar in einem Stucke/ in welchem ſie nemlich zu der Erklaͤrung oder Beweiß angefuͤhret worden/ eintreffe. Hiervon iſt ein mehrers zu leſen in den Geſpraͤchſpielen und kan man aus dem beſagten alle Gleichnuſſen auf die Prob ſetzen und ihren Nachdruck ausfuͤndig machen. Die VII. Betrachtung. Von der Rede Zierlichkeit. 61. Vergleichung der Blumen und Figuren. 62. Von ſeltnen Gedanken und Einfaͤllen in der Rede. 63. Der
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VI.
ſchlecht bequemt iſt und einen groſſen Palaſt in
der Naͤhe mit aller Zugehoͤr verſehen/ wohnet a-
ber in dem Schlechten/ ihm ſelbſten unrecht thut:
Alſo handelt auch der unbedachtſam/ welcher in
einer fremden Sprache ſchreibet/ und ſich ſeiner
Mutterſprache/ die er ſo viel reichlicher beſitzet/
nicht achtet/ ꝛc. Der Nachſatz oder der Vergleich-
ſatz iſt nicht richtig und durchgehend waar/ maſ-
ſen man zuweilen fremde Sprachen beſſer lernet
und fleiſſiger ſtudiret/ als ſeine angeborne Mut-
terſprache: So trifft auch der Vorſatz nicht alle-
zeit ein; Maſſen mancher mehr Luſt hat in einem
geringen Huͤttlein auf dem Lande zu wohnen/ als
in einem groſſen Palaſt in der Stadt. Schluͤß-
lich iſt nicht vonnoͤhten/ daß die Gleichniß in al-
len Sachen eintreffe/ und iſt genug daß ſie in et-
lichen/ oder nur gar in einem Stucke/ in welchem
ſie nemlich zu der Erklaͤrung oder Beweiß
angefuͤhret worden/ eintreffe. Hiervon iſt ein
mehrers zu leſen in den Geſpraͤchſpielen und kan
man aus dem beſagten alle Gleichnuſſen auf die
Prob ſetzen und ihren Nachdruck ausfuͤndig
machen.
Die VII. Betrachtung.
Von der Rede Zierlichkeit.
61. Vergleichung der Blumen und Figuren.
62. Von ſeltnen Gedanken und Einfaͤllen in der
Rede.
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