Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.V. eines andern Theils Last so wenig ertra-gen; So wenig ein Glied deß andern Ambt kan verrichten: Nun ist der Raht zu Rom ein besonder Theil deß Regiments/ und ihr seid der andre Theil; darumb kan und soll der Raht nicht euer Ambt/ noch ihr das seinige tragen. Derglei- chen führet auch Aristoteles an/ zubeweisen/ daß man eine Sache erstlich haubtsachlich/ nachge- hends absonderlich erkennen sol; gleich wie ein Kind/ sagt er/ anfangs/ alle Männer Vater und alle Weiber Mutter nennet/ nachgehends aber die Eltern unterscheiden und andre auch mit ih- ren Namen nennen lernet. 57. Seneca/ welcher ein Meister in den Gleich- 58. Solcher Gestalte flüssen die Gleichnisse nom-
V. eines andern Theils Laſt ſo wenig ertra-gen; So wenig ein Glied deß andern Ambt kan verrichten: Nun iſt der Raht zu Rom ein beſonder Theil deß Regiments/ und ihr ſeid der andre Theil; darumb kan und ſoll der Raht nicht euer Ambt/ noch ihr das ſeinige tragen. Derglei- chen fuͤhret auch Ariſtoteles an/ zubeweiſen/ daß man eine Sache erſtlich haubtſachlich/ nachge- hends abſonderlich erkennen ſol; gleich wie ein Kind/ ſagt er/ anfangs/ alle Maͤnner Vater und alle Weiber Mutter nennet/ nachgehends aber die Eltern unterſcheiden und andre auch mit ih- ren Namen nennen lernet. 57. Seneca/ welcher ein Meiſter in dẽ Gleich- 58. Solcher Geſtalte fluͤſſen die Gleichniſſe nom-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0092" n="60"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">V.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">eines andern Theils Laſt ſo wenig ertra-<lb/> gen; So wenig ein Glied deß andern Ambt<lb/> kan verrichten:</hi> Nun iſt der Raht zu Rom ein<lb/> beſonder Theil deß Regiments/ und ihr ſeid der<lb/> andre Theil; darumb kan und ſoll der Raht nicht<lb/> euer Ambt/ noch ihr das ſeinige tragen. Derglei-<lb/> chen fuͤhret auch Ariſtoteles an/ zubeweiſen/ daß<lb/> man eine Sache erſtlich haubtſachlich/ nachge-<lb/> hends abſonderlich erkennen ſol; gleich wie ein<lb/> Kind/ ſagt er/ anfangs/ alle Maͤnner Vater und<lb/> alle Weiber Mutter nennet/ nachgehends aber<lb/> die Eltern unterſcheiden und andre auch mit ih-<lb/> ren Namen nennen lernet.</p><lb/> <p>57. Seneca/ welcher ein Meiſter in dẽ Gleich-<lb/> niſſen geweſen iſt/ wil beweiſen/ daß man nicht<lb/> alle die Boͤſen ſtraffen ſol/ damit ſie ſich mit ge-<lb/> ſammter Huͤlffe den Frommen nicht widerſetzen<lb/> moͤchten: gleich wie in dem Raht zu Rom be-<lb/> rahtſchlagt worden/ man ſolte alle leibeigne<lb/> Knechte mit einem Brand/ oder auf andre Wei-<lb/> ſe an den Kleidern bezeichnen/ damit ſie von den<lb/> Freygebornen unterſchieden werden moͤchten:<lb/> Dieſes iſt aber fuͤrſehr gefaͤhꝛlich gehalten wordẽ/<lb/> weil ſie ſich ſolcher Geſtalt zehlen/ und wegen ih-<lb/> rer groſſen Menge/ wider ihre Herren rottiren<lb/> moͤchten.</p><lb/> <p>58. Solcher Geſtalte fluͤſſen die Gleichniſſe<lb/> zuweilen von Gedichten oder Geſchichten herge-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nom-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [60/0092]
V.
eines andern Theils Laſt ſo wenig ertra-
gen; So wenig ein Glied deß andern Ambt
kan verrichten: Nun iſt der Raht zu Rom ein
beſonder Theil deß Regiments/ und ihr ſeid der
andre Theil; darumb kan und ſoll der Raht nicht
euer Ambt/ noch ihr das ſeinige tragen. Derglei-
chen fuͤhret auch Ariſtoteles an/ zubeweiſen/ daß
man eine Sache erſtlich haubtſachlich/ nachge-
hends abſonderlich erkennen ſol; gleich wie ein
Kind/ ſagt er/ anfangs/ alle Maͤnner Vater und
alle Weiber Mutter nennet/ nachgehends aber
die Eltern unterſcheiden und andre auch mit ih-
ren Namen nennen lernet.
57. Seneca/ welcher ein Meiſter in dẽ Gleich-
niſſen geweſen iſt/ wil beweiſen/ daß man nicht
alle die Boͤſen ſtraffen ſol/ damit ſie ſich mit ge-
ſammter Huͤlffe den Frommen nicht widerſetzen
moͤchten: gleich wie in dem Raht zu Rom be-
rahtſchlagt worden/ man ſolte alle leibeigne
Knechte mit einem Brand/ oder auf andre Wei-
ſe an den Kleidern bezeichnen/ damit ſie von den
Freygebornen unterſchieden werden moͤchten:
Dieſes iſt aber fuͤrſehr gefaͤhꝛlich gehalten wordẽ/
weil ſie ſich ſolcher Geſtalt zehlen/ und wegen ih-
rer groſſen Menge/ wider ihre Herren rottiren
moͤchten.
58. Solcher Geſtalte fluͤſſen die Gleichniſſe
zuweilen von Gedichten oder Geſchichten herge-
nom-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |