Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.IV. gut und fett ein Feld seyn mag/ so muß es dochbepflüget und besämet werden/ wann es nicht veröden sondern gute Früchte bringen sol. 32. Betreffend nun den Jnhalt unsrer Rede/ unsren
IV. gut und fett ein Feld ſeyn mag/ ſo muß es dochbepfluͤget und beſaͤmet werden/ wann es nicht veroͤden ſondern gute Fruͤchte bringen ſol. 32. Betreffend nun den Jnhalt unſrer Rede/ unſren
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IV.
gut und fett ein Feld ſeyn mag/ ſo muß es doch
bepfluͤget und beſaͤmet werden/ wann es nicht
veroͤden ſondern gute Fruͤchte bringen ſol.
32. Betreffend nun den Jnhalt unſrer Rede/
ſo muß ſolcher/ oder zum wenigſten der ſelben
Worten/ anfangs von andern abgeſehen und er-
lernet werden. Es kan zwar noch viel aus eigner
Erfindung zu Papier kommen/ und ſtehen die
jenigen in einem gantz falſchen Wahn welche ver-
meinen alle Kuͤnſte und Wiſſenſchafften/ weren
zu endlicher Vollkommenheit erhaben/ daß ein
mehrers darvon zu ſchreiben uͤberfluͤſſig ſeye:
Nein/ deß Buͤcherſchreibens/ und zwar deß nutz-
lichen und nohtwendigen Buͤcherſchreibens iſt
und wird kein Ende gemachet werden/ wie von
ſolcher Mengel Fr. Verulamius de Dignitate
Scient. unwiederſprechlich dargethan/ und alhier
unſres Fuͤrhabens ſolches zubeweiſen nicht iſt.
Die Welt iſt gleich einem alten Mann/ der mit
zunehmenden Jahren durch beharrlichen Fleiß/
und Muͤhe in ſeiner Erfahrenheit zunimmet:
Wer wolte nun glauben/ daß er in ſeiner Kind-
heit mehr gewuſt und kluͤger geweſen/ als in ſei-
nem geruhlichen und verſtaͤndigen Alter? Wir
haben die Erbſchaft der Weißheit angetretten/
ſagt Seneca/ mit dem Vorſatz ſolche zuerwei-
tern/ zu vermehren/ und noch viel reichere Schaͤ-
tze unſern Nachkommen zu hinterlaſſen/ als von
unſren
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