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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Die weinende Rahel.
Unschuld muß die Schulde zahlen/
durch deß Königs Ungnadsstralen.
Woher kommt der Zweiffelwahn?
der Jsrael sol erlössen
kündet uns viel Jammer an/
der entspringet durch die bössen.
Dieser kleinen Märtrer Blut
kränket ja der Eltern Muht;
doch sind sie sehr wolgefahren
eh sie in den Sünden Jahren
überhäuffet ihre Schuld.
Nun/ sie können mehr nicht leiden
und erlangen GOttes Huld
durch das unerwarte Scheiden.
über dieser Tyranney/
fällt mir mancher Zweiffel bey:
Ob wir GOtt auch unter allen/
übel-oder wol gefallen.
Bethlehem ist klein genennt/
aus der sol der Fürst der Frommen
bey Ephrata Statt erkennt/
diese Welt zu retten/ kommen.
Warum lässt der Höchstezu/
daß der Würger unsre Ruh
so verstöret ohn Erbarmen/
ja die Kinder in den Armen/
und der Mutterschos durchsticht?
höret Gott nicht das Geheuel?
Wird
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Die weinende Rahel.
Unſchuld muß die Schulde zahlen/
durch deß Koͤnigs Ungnadsſtralen.
Woher kommt der Zweiffelwahn?
der Jſrael ſol erloͤſſen
kuͤndet uns viel Jammer an/
der entſpringet durch die boͤſſen.
Dieſer kleinen Maͤrtrer Blut
kraͤnket ja der Eltern Muht;
doch ſind ſie ſehr wolgefahren
eh ſie in den Suͤnden Jahren
uͤberhaͤuffet ihre Schuld.
Nun/ ſie koͤnnen mehr nicht leiden
und erlangen GOttes Huld
durch das unerwarte Scheiden.
uͤber dieſer Tyranney/
faͤllt mir mancher Zweiffel bey:
Ob wir GOtt auch unter allen/
uͤbel-oder wol gefallen.
Bethlehem iſt klein genennt/
aus der ſol der Fuͤrſt der Frommen
bey Ephrata Statt erkennt/
dieſe Welt zu retten/ kommen.
Warum laͤſſt der Hoͤchſtezu/
daß der Wuͤrger unſre Ruh
ſo verſtoͤret ohn Erbarmen/
ja die Kinder in den Armen/
und der Mutterſchos durchſticht?
hoͤret Gott nicht das Geheuel?
Wird
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[537[535]/0567] Die weinende Rahel. Unſchuld muß die Schulde zahlen/ durch deß Koͤnigs Ungnadsſtralen. Woher kommt der Zweiffelwahn? der Jſrael ſol erloͤſſen kuͤndet uns viel Jammer an/ der entſpringet durch die boͤſſen. Dieſer kleinen Maͤrtrer Blut kraͤnket ja der Eltern Muht; doch ſind ſie ſehr wolgefahren eh ſie in den Suͤnden Jahren uͤberhaͤuffet ihre Schuld. Nun/ ſie koͤnnen mehr nicht leiden und erlangen GOttes Huld durch das unerwarte Scheiden. uͤber dieſer Tyranney/ faͤllt mir mancher Zweiffel bey: Ob wir GOtt auch unter allen/ uͤbel-oder wol gefallen. Bethlehem iſt klein genennt/ aus der ſol der Fuͤrſt der Frommen bey Ephrata Statt erkennt/ dieſe Welt zu retten/ kommen. Warum laͤſſt der Hoͤchſtezu/ daß der Wuͤrger unſre Ruh ſo verſtoͤret ohn Erbarmen/ ja die Kinder in den Armen/ und der Mutterſchos durchſticht? hoͤret Gott nicht das Geheuel? Wird L l iiij

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 537[535]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/567>, abgerufen am 25.11.2024.