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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Unzucht.
lust bringet zu spat betraurte Unlust. Mit unbe-
hauenen begierlichen Worten herausbrechen/
verschämen. Unzucht ist die Pestien/ die mit dem
schnellen Gifft/ den Nechsten auch betrifft. Wer
seinen eignen Leib mit Lustseuch hat gefährt/ ist
schnelles Todes wehrt/ und muß mit viel Ver-
drüssen auch mit dem Leibe büssen. Die Lustseuch
erzeugt den Wust und mit Frantzosen Müntz
lohnt offt der Höllen printz.

Wie die Unzucht zu bilden/ ist zu sehen bey
dem Wort Geilheit.

487. Vogel.

Das leichte/ bunte/ schnelle/ klingende/ sorgen-
freye/ von GOTT ernehrte Federvolk/ die fliegen-
den Psälterlein/ die mit reiner Keelen/ mit kraus-
lichen Klange/ das liebliche Gesang tirelieret/ auf
liebliche tertzen fället/ den Bächlein nachlispelt
und wispelt/ mit dem Gegenschall reimet/ den hö-
heren Chor anstimmet/ die Fittig durch den rei-
nen Lufft schwinget/ in der Gefängniß frölich sin-
get/ und sich auch in die Freyheit schwinget/
das Stimmlein auf alle Noten zwinget/ schlurf-
felt/ versüsset/ schläget/ schleiffet/ girret/ pin-
ket/ swiret/ und will das Lünglein gleichsam aus-
singlen und in die Madrigalen bringen. Das re-
ge Federvolk. Die Lerche schreit auch dir/ dir lie-
ber GOTT allein/ singt alle Welt dir dir dir
will ich dankbar seyn. H. Opitz. Die Flügelrei-

chen

Unzucht.
luſt bringet zu ſpat betraurte Unluſt. Mit unbe-
hauenen begierlichen Worten herausbrechen/
verſchaͤmen. Unzucht iſt die Peſtien/ die mit dem
ſchnellen Gifft/ den Nechſten auch betrifft. Wer
ſeinen eignen Leib mit Luſtſeuch hat gefaͤhrt/ iſt
ſchnelles Todes wehrt/ und muß mit viel Ver-
druͤſſen auch mit dem Leibe buͤſſen. Die Luſtſeuch
erzeugt den Wuſt und mit Frantzoſen Muͤntz
lohnt offt der Hoͤllen printz.

Wie die Unzucht zu bilden/ iſt zu ſehen bey
dem Wort Geilheit.

487. Vogel.

Das leichte/ bunte/ ſchnelle/ klingende/ ſorgen-
freye/ von GOTT ernehrte Federvolk/ die fliegen-
den Pſaͤlterlein/ die mit reiner Keelen/ mit krauſ-
lichen Klange/ das liebliche Geſang tirelieret/ auf
liebliche tertzen faͤllet/ den Baͤchlein nachliſpelt
und wiſpelt/ mit dem Gegenſchall reimet/ den hoͤ-
heren Chor anſtimmet/ die Fittig durch den rei-
nen Lufft ſchwinget/ in der Gefaͤngniß froͤlich ſin-
get/ und ſich auch in die Freyheit ſchwinget/
das Stimmlein auf alle Noten zwinget/ ſchlurf-
felt/ verſuͤſſet/ ſchlaͤget/ ſchleiffet/ girret/ pin-
ket/ ſwiret/ und will das Luͤnglein gleichſam aus-
ſinglen und in die Madrigalen bringen. Das re-
ge Federvolk. Die Lerche ſchreit auch dir/ dir lie-
ber GOTT allein/ ſingt alle Welt dir dir dir
will ich dankbar ſeyn. H. Opitz. Die Fluͤgelrei-

chen
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[470[468]/0500] Unzucht. luſt bringet zu ſpat betraurte Unluſt. Mit unbe- hauenen begierlichen Worten herausbrechen/ verſchaͤmen. Unzucht iſt die Peſtien/ die mit dem ſchnellen Gifft/ den Nechſten auch betrifft. Wer ſeinen eignen Leib mit Luſtſeuch hat gefaͤhrt/ iſt ſchnelles Todes wehrt/ und muß mit viel Ver- druͤſſen auch mit dem Leibe buͤſſen. Die Luſtſeuch erzeugt den Wuſt und mit Frantzoſen Muͤntz lohnt offt der Hoͤllen printz. Wie die Unzucht zu bilden/ iſt zu ſehen bey dem Wort Geilheit. 487. Vogel. Das leichte/ bunte/ ſchnelle/ klingende/ ſorgen- freye/ von GOTT ernehrte Federvolk/ die fliegen- den Pſaͤlterlein/ die mit reiner Keelen/ mit krauſ- lichen Klange/ das liebliche Geſang tirelieret/ auf liebliche tertzen faͤllet/ den Baͤchlein nachliſpelt und wiſpelt/ mit dem Gegenſchall reimet/ den hoͤ- heren Chor anſtimmet/ die Fittig durch den rei- nen Lufft ſchwinget/ in der Gefaͤngniß froͤlich ſin- get/ und ſich auch in die Freyheit ſchwinget/ das Stimmlein auf alle Noten zwinget/ ſchlurf- felt/ verſuͤſſet/ ſchlaͤget/ ſchleiffet/ girret/ pin- ket/ ſwiret/ und will das Luͤnglein gleichſam aus- ſinglen und in die Madrigalen bringen. Das re- ge Federvolk. Die Lerche ſchreit auch dir/ dir lie- ber GOTT allein/ ſingt alle Welt dir dir dir will ich dankbar ſeyn. H. Opitz. Die Fluͤgelrei- chen

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 470[468]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/500>, abgerufen am 20.11.2024.