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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Morgen.
311. Morgen/ Morgenröte.

Deß feurigen Morgens rotgläntzende Flügel/
beguldet die Hügel/ sie threnet und drönet mit
funkrenden Stralen/ beginnet die Felder und
Wälder zumahlen/ mit perlenem Tauen/ Kry-
stallenen Zehren/ lässt Blümelein schauen/ etc.
Zerreisst die schwartze Decke der finstertrüben
Nacht/ vertreibt der Sternen Wacht. Der Son-
nen Kammermagd laufft vor der Frauen her
macht schwere Wolkenleer. Gleich der Gebererin
bringt sie den hellen Tag/ mit schwerer Threnen
Plag/ in die erfreute Welt/ die Luffte gleicht der
Krippen/ gewieget von der Zeit/ die Purpurfar-
be Decken find dieser Morgens (Rötin) Kleid.
Kein Gestirn ist von Gold/ keines weiset sich so
hold/ als die frühe Morgenröte/ die sich selbsten
krönt mit Rosen/ decket mit den Perlentauen sich
dem Westwind zu vertrauen: durch das Him-
melblaue Feld führet sie den Saffranzelt mit der
Helffenbeinen (Silberweissen) Hand/ streut sie
Blumen auf das Land/ und belacht den frohen
Lentzen/ unsrer Grentzen. Das schönst' in dieser
Welt zu sehen/ sollen Wir vom Schlaf aufstehen;
dann die Sonn steigt aus dem Meer/ mit Welt-
grossem Stralen Heer. Sie erweckt das Feder-
Volk/ das sich nechst der schnellen Wolk/ schwin-
get aus der Felsen Grufft/ mit Gesang in freyer
Lufft. Die rote Morgenfahrt. Der Morgen hat

nun
Morgen.
311. Morgen/ Morgenroͤte.

Deß feurigen Morgens rotglaͤntzende Fluͤgel/
beguldet die Huͤgel/ ſie threnet und droͤnet mit
funkrenden Stralen/ beginnet die Felder und
Waͤlder zumahlen/ mit perlenem Tauen/ Kry-
ſtallenen Zehren/ laͤſſt Bluͤmelein ſchauen/ ꝛc.
Zerreiſſt die ſchwartze Decke der finſtertruͤben
Nacht/ vertreibt der Sternẽ Wacht. Der Son-
nen Kammermagd laufft vor der Frauen her
macht ſchwere Wolkenleer. Gleich der Gebererin
bringt ſie den hellen Tag/ mit ſchwerer Threnen
Plag/ in die erfreute Welt/ die Luffte gleicht der
Krippen/ gewieget von der Zeit/ die Purpurfar-
be Decken find dieſer Morgens (Roͤtin) Kleid.
Kein Geſtirn iſt von Gold/ keines weiſet ſich ſo
hold/ als die fruͤhe Morgenroͤte/ die ſich ſelbſten
kroͤnt mit Roſen/ decket mit den Perlentauen ſich
dem Weſtwind zu vertrauen: durch das Him-
melblaue Feld fuͤhret ſie den Saffranzelt mit der
Helffenbeinen (Silberweiſſen) Hand/ ſtreut ſie
Blumen auf das Land/ und belacht den frohen
Lentzen/ unſrer Grentzen. Das ſchoͤnſt’ in dieſer
Welt zu ſehen/ ſollen Wiꝛ vom Schlaf aufſtehen;
dann die Sonn ſteigt aus dem Meer/ mit Welt-
groſſem Stralen Heer. Sie erweckt das Feder-
Volk/ das ſich nechſt der ſchnellen Wolk/ ſchwin-
get aus der Felſen Grufft/ mit Geſang in freyer
Lufft. Die rote Morgenfahrt. Der Morgen hat

nun
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[351[349]/0381] Morgen. 311. Morgen/ Morgenroͤte. Deß feurigen Morgens rotglaͤntzende Fluͤgel/ beguldet die Huͤgel/ ſie threnet und droͤnet mit funkrenden Stralen/ beginnet die Felder und Waͤlder zumahlen/ mit perlenem Tauen/ Kry- ſtallenen Zehren/ laͤſſt Bluͤmelein ſchauen/ ꝛc. Zerreiſſt die ſchwartze Decke der finſtertruͤben Nacht/ vertreibt der Sternẽ Wacht. Der Son- nen Kammermagd laufft vor der Frauen her macht ſchwere Wolkenleer. Gleich der Gebererin bringt ſie den hellen Tag/ mit ſchwerer Threnen Plag/ in die erfreute Welt/ die Luffte gleicht der Krippen/ gewieget von der Zeit/ die Purpurfar- be Decken find dieſer Morgens (Roͤtin) Kleid. Kein Geſtirn iſt von Gold/ keines weiſet ſich ſo hold/ als die fruͤhe Morgenroͤte/ die ſich ſelbſten kroͤnt mit Roſen/ decket mit den Perlentauen ſich dem Weſtwind zu vertrauen: durch das Him- melblaue Feld fuͤhret ſie den Saffranzelt mit der Helffenbeinen (Silberweiſſen) Hand/ ſtreut ſie Blumen auf das Land/ und belacht den frohen Lentzen/ unſrer Grentzen. Das ſchoͤnſt’ in dieſer Welt zu ſehen/ ſollen Wiꝛ vom Schlaf aufſtehen; dann die Sonn ſteigt aus dem Meer/ mit Welt- groſſem Stralen Heer. Sie erweckt das Feder- Volk/ das ſich nechſt der ſchnellen Wolk/ ſchwin- get aus der Felſen Grufft/ mit Geſang in freyer Lufft. Die rote Morgenfahrt. Der Morgen hat nun

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 351[349]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/381>, abgerufen am 20.11.2024.