Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Liebe der Welt.

graufames Gewitter das machet Schiffbruch
leiden/ durch Fasten zuvermeiden etc. Es ist der
Sünden Sold der Tod ist man der Welte hold/
mit der Welt Liebe befangen/ verhafftet/ geäffet/
vergaffet/ bestrkcket etc.

Die tolle Liebe ist eine Verblendung der Sin-
ne/ eine Schul der Sünden/ eine Verirrung deß
Verstandes/ der Herold alles Unheils/ die Ver-
gessenheit deß Guten/ die Wurtzel deß Bössen/
die Verlustigung der Tugend/ die Befedung der
Ehre/ der Anfang zur Verzweifflung/ der
Anstoß der Jugend/ die| Zerrüttung deß Ge-
mütes/ die Prob der Freundschafft/ die Mut-
ter deß Betrugs/ die Ursacherin deß Arg-
wohns/ die Qvelle der Eifersucht Rache und
Mordbeginnens/ die Kennzeichen der unbe-
dachten Thorheit. Krieg und Fried/ Hoffnung
und Furcht. Die Gedanken werden deß verlieb-
ten Gewältiger/ seine Seuffzer belästigen ihn/ sei-
ne Träume betrügen ihn/ seine Brunst verzehret
ihn/ und er bleibet zu einem Ziel gesetzet derer die
ihn verspotten/ bezwacken/ und auf dem Affen-
schwantz herumb führen. Es ist kein Hertz so hart/
das nicht die Lieb zerschmiltzt. Die Lieb ist ihr selbst
ein Gesetz/ und hasset alle andre. Sie besieget mit
List oder Gewalt die Tugend/ zerstöret allen guten
Vorsatz/ zerreisst das Band oder den Zaum der
Vernunfft/ verbindet mit Diamantnen Ketten/

unter-

Liebe der Welt.

graufames Gewitter das machet Schiffbruch
leiden/ durch Faſten zuvermeiden ꝛc. Es iſt der
Suͤnden Sold der Tod iſt man der Welte hold/
mit der Welt Liebe befangen/ verhafftet/ geaͤffet/
vergaffet/ beſtrkcket ꝛc.

Die tolle Liebe iſt eine Verblendung der Sin-
ne/ eine Schul der Suͤnden/ eine Verirrung deß
Verſtandes/ der Herold alles Unheils/ die Ver-
geſſenheit deß Guten/ die Wurtzel deß Boͤſſen/
die Verluſtigung der Tugend/ die Befedung der
Ehre/ der Anfang zur Verzweifflung/ der
Anſtoß der Jugend/ die| Zerruͤttung deß Ge-
muͤtes/ die Prob der Freundſchafft/ die Mut-
ter deß Betrugs/ die Urſacherin deß Arg-
wohns/ die Qvelle der Eiferſucht Rache und
Mordbeginnens/ die Kennzeichen der unbe-
dachten Thorheit. Krieg und Fried/ Hoffnung
und Furcht. Die Gedanken werden deß verlieb-
ten Gewaͤltiger/ ſeine Seuffzer belaͤſtigen ihn/ ſei-
ne Traͤume betruͤgen ihn/ ſeine Brunſt verzehret
ihn/ und er bleibet zu einem Ziel geſetzet derer die
ihn verſpotten/ bezwacken/ und auf dem Affen-
ſchwantz herumb fuͤhren. Es iſt kein Hertz ſo hart/
das nicht die Lieb zerſchmiltzt. Die Lieb iſt ihr ſelbſt
ein Geſetz/ und haſſet alle andre. Sie beſieget mit
Liſt oder Gewalt die Tugend/ zerſtoͤret allen guten
Vorſatz/ zerreiſſt das Band oder den Zaum der
Vernunfft/ verbindet mit Diamantnen Ketten/

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[319[317]/0349] Liebe der Welt. graufames Gewitter das machet Schiffbruch leiden/ durch Faſten zuvermeiden ꝛc. Es iſt der Suͤnden Sold der Tod iſt man der Welte hold/ mit der Welt Liebe befangen/ verhafftet/ geaͤffet/ vergaffet/ beſtrkcket ꝛc. Die tolle Liebe iſt eine Verblendung der Sin- ne/ eine Schul der Suͤnden/ eine Verirrung deß Verſtandes/ der Herold alles Unheils/ die Ver- geſſenheit deß Guten/ die Wurtzel deß Boͤſſen/ die Verluſtigung der Tugend/ die Befedung der Ehre/ der Anfang zur Verzweifflung/ der Anſtoß der Jugend/ die| Zerruͤttung deß Ge- muͤtes/ die Prob der Freundſchafft/ die Mut- ter deß Betrugs/ die Urſacherin deß Arg- wohns/ die Qvelle der Eiferſucht Rache und Mordbeginnens/ die Kennzeichen der unbe- dachten Thorheit. Krieg und Fried/ Hoffnung und Furcht. Die Gedanken werden deß verlieb- ten Gewaͤltiger/ ſeine Seuffzer belaͤſtigen ihn/ ſei- ne Traͤume betruͤgen ihn/ ſeine Brunſt verzehret ihn/ und er bleibet zu einem Ziel geſetzet derer die ihn verſpotten/ bezwacken/ und auf dem Affen- ſchwantz herumb fuͤhren. Es iſt kein Hertz ſo hart/ das nicht die Lieb zerſchmiltzt. Die Lieb iſt ihr ſelbſt ein Geſetz/ und haſſet alle andre. Sie beſieget mit Liſt oder Gewalt die Tugend/ zerſtoͤret allen guten Vorſatz/ zerreiſſt das Band oder den Zaum der Vernunfft/ verbindet mit Diamantnen Ketten/ unter-

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Zitationshilfe:	Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 319[317]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/349>, abgerufen am 24.11.2024.

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