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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

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Hof/ Hofhalten.
man noch zu nahe noch zu ferne von seyn sol.
Weil nun bey den 93. und 99. Betrachtung deß
ersten Theils Meldung geschehen/ daß man eine
gantze Sache mit Sinnbildern vorstellig machen
könne/ wollen wir hier das versprochne Exempel
einschalten.

1. Wollen wir das Hofleben von den Kunst-
sachen
ausbilden/ und sollen gemahlet werden
guldne Fessel/ der Hofleut schetzbare Dienst-
barkeit zu bedeuten/ mit der Obschrifft:
Es druckt das guldne Band.
2. Eine Weidtasche/ zubedeuten daß ihnen
die Hofsuppen alles leicht mache/ mit dem Bey-
wort:
Ein leichter Last.
3. Eine Windmühl; weil sie von dem Ehren-
und Gnadenwinde gleichsam angetrieben werden:
Sonder Winde/ sonder Mühe.
4. Zween Wasser Aimer an einem Schöpf-
brunnen/ absehend auff die Erhöhung und Nie-
drigung der Hofleut:
Dieser steigt/ und jener fällt.
5. Ein aufgehabner Hammer/ ob einem Am-
boß/ abzielend auff die schnelle Ungnade der Fürsten.
Hochethaben/ baldgefallen.
oder: der mich erhöhet lässt mich sinken.
6. Eine Waage/ in welcher nur ein Gewicht
lieget abzielend auf der Hofleut leeren Hochmut:
Je

Hof/ Hofhalten.
man noch zu nahe noch zu ferne von ſeyn ſol.
Weil nun bey den 93. und 99. Betrachtung deß
erſten Theils Meldung geſchehen/ daß man eine
gantze Sache mit Sinnbildern vorſtellig machen
koͤnne/ wollen wir hier das verſprochne Exempel
einſchalten.

1. Wollen wir das Hofleben von den Kunſt-
ſachen
ausbilden/ und ſollen gemahlet werden
guldne Feſſel/ der Hofleut ſchetzbare Dienſt-
barkeit zu bedeuten/ mit der Obſchrifft:
Es druckt das guldne Band.
2. Eine Weidtaſche/ zubedeuten daß ihnen
die Hofſuppen alles leicht mache/ mit dem Bey-
wort:
Ein leichter Laſt.
3. Eine Windmuͤhl; weil ſie von dem Ehren-
und Gnadenwinde gleichſam angetrieben werdẽ:
Sonder Winde/ ſonder Muͤhe.
4. Zween Waſſer Aimer an einem Schoͤpf-
brunnen/ abſehend auff die Erhoͤhung und Nie-
drigung der Hofleut:
Dieſer ſteigt/ und jener faͤllt.
5. Ein aufgehabner Hammer/ ob einem Am-
boß/ abzielẽd auff die ſchnelle Ungnade deꝛ Fuͤrſtẽ.
Hochethaben/ baldgefallen.
oder: der mich erhoͤhet laͤſſt mich ſinken.
6. Eine Waage/ in welcher nur ein Gewicht
lieget abzielend auf der Hofleut leeren Hochmut:
Je
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[266[264]/0296] Hof/ Hofhalten. man noch zu nahe noch zu ferne von ſeyn ſol. Weil nun bey den 93. und 99. Betrachtung deß erſten Theils Meldung geſchehen/ daß man eine gantze Sache mit Sinnbildern vorſtellig machen koͤnne/ wollen wir hier das verſprochne Exempel einſchalten. 1. Wollen wir das Hofleben von den Kunſt- ſachen ausbilden/ und ſollen gemahlet werden guldne Feſſel/ der Hofleut ſchetzbare Dienſt- barkeit zu bedeuten/ mit der Obſchrifft: Es druckt das guldne Band. 2. Eine Weidtaſche/ zubedeuten daß ihnen die Hofſuppen alles leicht mache/ mit dem Bey- wort: Ein leichter Laſt. 3. Eine Windmuͤhl; weil ſie von dem Ehren- und Gnadenwinde gleichſam angetrieben werdẽ: Sonder Winde/ ſonder Muͤhe. 4. Zween Waſſer Aimer an einem Schoͤpf- brunnen/ abſehend auff die Erhoͤhung und Nie- drigung der Hofleut: Dieſer ſteigt/ und jener faͤllt. 5. Ein aufgehabner Hammer/ ob einem Am- boß/ abzielẽd auff die ſchnelle Ungnade deꝛ Fuͤrſtẽ. Hochethaben/ baldgefallen. oder: der mich erhoͤhet laͤſſt mich ſinken. 6. Eine Waage/ in welcher nur ein Gewicht lieget abzielend auf der Hofleut leeren Hochmut: Je

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 266[264]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/296>, abgerufen am 25.11.2024.