Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.Haare. Wachsthum/ also mehr eine Mißgeburt als eineFrucht/ seinereine Zärtlichkeit lässet sich gleich- sam nicht fühlen/ es wird deß Lufftes leichter Raub/ den GOtt doch beobachtet und von dem Haubt gesondert von jederman verachtet wird/ daher man sagt/ daß ein ding nicht eines Här- leins wehrt seye/ goldgemengte krausgewelbte zu Feldgeschlagne Haare/ welche umb die Achsel fliegeln. Die falschen/ entlehnten/ den Nonnen abgeborgte Haare/ werden Perriiquen genennet/ weil eine fremde Sache auch das fremde Wort bey uns behalten/ Suetonius nennet solche Haar- hauben capillamenta c. 11. in Caligula. Die verständigen Mahler bilden die Jugend Das Haar hat die Deutung der Schwach- 183. Der Haan. Deß Tags gewiesser Bott/ der Sonnen He- che/
Haare. Wachsthum/ alſo mehr eine Mißgeburt als eineFrucht/ ſeinereine Zaͤrtlichkeit laͤſſet ſich gleich- ſam nicht fuͤhlen/ es wird deß Lufftes leichter Raub/ den GOtt doch beobachtet und von dem Haubt geſondert von jederman verachtet wird/ daher man ſagt/ daß ein ding nicht eines Haͤr- leins wehrt ſeye/ goldgemengte krausgewelbte zu Feldgeſchlagne Haare/ welche umb die Achſel fliegeln. Die falſchen/ entlehnten/ den Nonnen abgeborgte Haare/ werden Perꝛiiquen genennet/ weil eine fremde Sache auch das fremde Wort bey uns behalten/ Suetonius nennet ſolche Haaꝛ- hauben capillamenta c. 11. in Caligula. Die verſtaͤndigen Mahler bilden die Jugend Das Haar hat die Deutung der Schwach- 183. Der Haan. Deß Tags gewieſſer Bott/ der Sonnen He- che/
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0280" n="250[248]"/><fw place="top" type="header">Haare.</fw><lb/> Wachsthum/ alſo mehr eine Mißgeburt als eine<lb/> Frucht/ ſeinereine Zaͤrtlichkeit laͤſſet ſich gleich-<lb/> ſam nicht fuͤhlen/ es wird deß Lufftes leichter<lb/> Raub/ den GOtt doch beobachtet und von dem<lb/> Haubt geſondert von jederman verachtet wird/<lb/> daher man ſagt/ daß ein ding nicht eines Haͤr-<lb/> leins wehrt ſeye/ goldgemengte krausgewelbte<lb/> zu Feldgeſchlagne Haare/ welche umb die Achſel<lb/> fliegeln. Die falſchen/ entlehnten/ den Nonnen<lb/> abgeborgte Haare/ werden Perꝛiiquen genennet/<lb/> weil eine fremde Sache auch das fremde Wort<lb/> bey uns behalten/ <hi rendition="#aq">Suetonius</hi> nennet ſolche Haaꝛ-<lb/> hauben <hi rendition="#aq">capillamenta c. 11. in Caligula.</hi></p><lb/> <p>Die verſtaͤndigen Mahler bilden die Jugend<lb/> mit lichten/ die Alten mit ſchwaͤrtzern Haaren/<lb/> welche auch den abſcheulichen Bildern als et-<lb/> wan dem <hi rendition="#fr">Geitz/</hi> dem Fieber/ ꝛc. deꝛ Nacht jedoch/<lb/> ſtarrẽd und in geringer Anzahl beygemeſſen wer-<lb/> den: Wie in dem Gegenſtand die ſchoͤnen Bilder<lb/> lange krauſe und blonde Haare haben ſollen. Al-<lb/> lein die <hi rendition="#aq">U</hi>neinigkeit wird mit zweyfaͤrbigen Haa-<lb/> ren gemahlet.</p><lb/> <p>Das <hi rendition="#fr">Haar</hi> hat die Deutung der Schwach-<lb/> heit/ und <hi rendition="#aq">U</hi>nbeſtaͤndigkeit.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">183. Der Haan.</hi> </hi> </head><lb/> <p>Deß Tags gewieſſer Bott/ der Sonnen He-<lb/> rold/ der Vorſinger deß Liechtes/ der Morgenroͤ-<lb/> te Verkuͤndiger/ den die Natur bekroͤnt/ der fre-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">che/</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [250[248]/0280]
Haare.
Wachsthum/ alſo mehr eine Mißgeburt als eine
Frucht/ ſeinereine Zaͤrtlichkeit laͤſſet ſich gleich-
ſam nicht fuͤhlen/ es wird deß Lufftes leichter
Raub/ den GOtt doch beobachtet und von dem
Haubt geſondert von jederman verachtet wird/
daher man ſagt/ daß ein ding nicht eines Haͤr-
leins wehrt ſeye/ goldgemengte krausgewelbte
zu Feldgeſchlagne Haare/ welche umb die Achſel
fliegeln. Die falſchen/ entlehnten/ den Nonnen
abgeborgte Haare/ werden Perꝛiiquen genennet/
weil eine fremde Sache auch das fremde Wort
bey uns behalten/ Suetonius nennet ſolche Haaꝛ-
hauben capillamenta c. 11. in Caligula.
Die verſtaͤndigen Mahler bilden die Jugend
mit lichten/ die Alten mit ſchwaͤrtzern Haaren/
welche auch den abſcheulichen Bildern als et-
wan dem Geitz/ dem Fieber/ ꝛc. deꝛ Nacht jedoch/
ſtarrẽd und in geringer Anzahl beygemeſſen wer-
den: Wie in dem Gegenſtand die ſchoͤnen Bilder
lange krauſe und blonde Haare haben ſollen. Al-
lein die Uneinigkeit wird mit zweyfaͤrbigen Haa-
ren gemahlet.
Das Haar hat die Deutung der Schwach-
heit/ und Unbeſtaͤndigkeit.
183. Der Haan.
Deß Tags gewieſſer Bott/ der Sonnen He-
rold/ der Vorſinger deß Liechtes/ der Morgenroͤ-
te Verkuͤndiger/ den die Natur bekroͤnt/ der fre-
che/
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |