Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.Gunst. steigenden Verstand/ als die erste Ursache derBegünstigung anzudeuten/ mit verbundnen Augen (die blinde Neigung/ als die zweyte Ur- sach der Gunst zubedeuten) sitzend auf einem Rad/ welches wegen der schnellen Veränderung dem Glücke beygemahlet wird/ als der dritten Ursach der Gewogenheit. Dieses Gemähl hat eine andre Deutung/ daß nemlich durch den blin- den Gehorsam hohe Sachen unternommen/ und auf wandelbaren Grund beruhend Gunst bey grossen Herren zu wegen bringen. Etliche mahlen die Gunst mit einem geneigten Scepter/ darauf ein Hertz. Das heist sagte jener Hofmann/ mit Gunsten gewogen/ wann man einem ein guldne Kette an den Hals wirfft/ daß er sich darunter biegen möchte. 181. Gut. Dieses Wort wird für Reichtum Geld und Bau-
Gunſt. ſteigenden Verſtand/ als die erſte Urſache derBeguͤnſtigung anzudeuten/ mit verbundnen Augen (die blinde Neigung/ als die zweyte Ur- ſach der Gunſt zubedeuten) ſitzend auf einem Rad/ welches wegen der ſchnellen Veraͤnderung dem Gluͤcke beygemahlet wird/ als der dritten Urſach der Gewogenheit. Dieſes Gemaͤhl hat eine andre Deutung/ daß nemlich durch den blin- den Gehorſam hohe Sachen unternommen/ und auf wandelbaren Grund beruhend Gunſt bey groſſen Herren zu wegen bringen. Etliche mahlen die Gunſt mit einem geneigten Scepter/ darauf ein Hertz. Das heiſt ſagte jener Hofmann/ mit Gunſten gewogen/ wann man einem ein guldne Kette an den Hals wirfft/ daß er ſich darunter biegen moͤchte. 181. Gut. Dieſes Wort wird fuͤr Reichtum Geld und Bau-
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Gunſt.
ſteigenden Verſtand/ als die erſte Urſache der
Beguͤnſtigung anzudeuten/ mit verbundnen
Augen (die blinde Neigung/ als die zweyte Ur-
ſach der Gunſt zubedeuten) ſitzend auf einem
Rad/ welches wegen der ſchnellen Veraͤnderung
dem Gluͤcke beygemahlet wird/ als der dritten
Urſach der Gewogenheit. Dieſes Gemaͤhl hat
eine andre Deutung/ daß nemlich durch den blin-
den Gehorſam hohe Sachen unternommen/ und
auf wandelbaren Grund beruhend Gunſt bey
groſſen Herren zu wegen bringen. Etliche mahlen
die Gunſt mit einem geneigten Scepter/ darauf
ein Hertz. Das heiſt ſagte jener Hofmann/ mit
Gunſten gewogen/ wann man einem ein guldne
Kette an den Hals wirfft/ daß er ſich darunter
biegen moͤchte.
181. Gut.
Dieſes Wort wird fuͤr Reichtum Geld und
Gut gebrauchet/ weil ſolcher der Zucker welcher
alles verſuͤſſet/ und gut machet; ja nach der Jta-
liaͤner Sprichwort/ iſt das Ungluͤck gut/ wann
man Brod darbey zu eſſen hat. Eine andre Guͤ-
tigkeit iſt der Speiſe/ da Gut ſo viel als wolge-
ſchmack heiſt: Eine andre Guͤtigkeit iſt deß Ge-
muͤtes/ in dem man einen guten Mann nennet/
welcher gutthaͤtig und friedfertig iſt: Eine andre
Guͤte iſt bey allen den/ was wolſtaͤndig und ſo
beſchaffen wie es ſeyn ſol. Alſo fragte einer einen
Bau-
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