Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.Der Geitz. Der Geitz. Er stielt sein eigen Gut/ er nimmt sich selbst ge-fangen/ er hat sein hartes Hertz an guldnen Strick gehan- gen/ er ist sein eigner Bul/ und macht ihm grosse Pein/ der Tod stillt seinen Durst. Wer mag der Kerel seyn: unersättlich/ unvergnüglich/ unerfülltes Gelt- Der Geitz wird gebildet in Gestalt eines ab- 153. Gelegenheit. Begebenheit/ anständige Fügniß/ Veranlas- Betrachtung
Der Geitz. Der Geitz. Er ſtielt ſein eigen Gut/ er nimmt ſich ſelbſt ge-fangen/ er hat ſein hartes Hertz an guldnen Strick gehan- gen/ er iſt ſein eigner Bul/ und macht ihm groſſe Pein/ der Tod ſtillt ſeinen Durſt. Wer mag der Kerel ſeyn: unerſaͤttlich/ unvergnuͤglich/ unerfuͤlltes Gelt- Der Geitz wird gebildet in Geſtalt eines ab- 153. Gelegenheit. Begebenheit/ anſtaͤndige Fuͤgniß/ Veranlaſ- Betrachtung
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0256" n="226[224]"/> <fw place="top" type="header">Der Geitz.</fw><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Der Geitz.</hi> </hi> </head><lb/> <l>Er ſtielt ſein eigen Gut/ er nimmt ſich ſelbſt ge-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">fangen/</hi> </l><lb/> <l>er hat ſein hartes Hertz an guldnen Strick gehan-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">gen/</hi> </l><lb/> <l>er iſt ſein eigner Bul/ und macht ihm groſſe</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Pein/</hi> </l><lb/> <l>der Tod ſtillt ſeinen Durſt. Wer mag der Kerel</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſeyn:</hi> </l> </lg><lb/> <p>unerſaͤttlich/ unvergnuͤglich/ unerfuͤlltes Gelt-<lb/> Verlangen/ macht mit Wucher Sorgen pran-<lb/> gen. Ein ſolcher Mammons Knecht/ verkehrt der<lb/> Armen Recht/ verzweifflend in dem Sterben ꝛc.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#fr">Geitz</hi> wird gebildet in Geſtalt eines ab-<lb/> ſcheulichen Alten Weibes/ mit guldnen Feſſeln/<lb/> einem vollen Beutel und einem Wolffe neben<lb/> ihr deſſen unerſaͤttlicher Magen dieſes Laſters<lb/> Eigenſchafft weiſt. Die Goldſuche heilet nicht/<lb/> als in dem Leichẽgrabe. Er kan den Pfenning un-<lb/> ter dem Hertzen herfuͤr preſſen. Der Geitz und<lb/> Neid ſind die 2. Blut Egel/ die nimmermehr ſa-<lb/> gen es iſt genug.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">153. Gelegenheit.</hi> </hi> </head><lb/> <p>Begebenheit/ anſtaͤndige Fuͤgniß/ Veranlaſ-<lb/> ſung/ dienliche Zeit/ gegenwaͤrtige Ereignung/ die<lb/> geſuchte/ lang verlangte eroͤffnete/ an die Hand<lb/> ſtehende/ gewieſſe/ ergriffne/ nicht aus Haͤnden<lb/> gelaſſne/ ſchickliche/ dienliche Bequemlichkeit/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Betrachtung</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [226[224]/0256]
Der Geitz.
Der Geitz.
Er ſtielt ſein eigen Gut/ er nimmt ſich ſelbſt ge-
fangen/
er hat ſein hartes Hertz an guldnen Strick gehan-
gen/
er iſt ſein eigner Bul/ und macht ihm groſſe
Pein/
der Tod ſtillt ſeinen Durſt. Wer mag der Kerel
ſeyn:
unerſaͤttlich/ unvergnuͤglich/ unerfuͤlltes Gelt-
Verlangen/ macht mit Wucher Sorgen pran-
gen. Ein ſolcher Mammons Knecht/ verkehrt der
Armen Recht/ verzweifflend in dem Sterben ꝛc.
Der Geitz wird gebildet in Geſtalt eines ab-
ſcheulichen Alten Weibes/ mit guldnen Feſſeln/
einem vollen Beutel und einem Wolffe neben
ihr deſſen unerſaͤttlicher Magen dieſes Laſters
Eigenſchafft weiſt. Die Goldſuche heilet nicht/
als in dem Leichẽgrabe. Er kan den Pfenning un-
ter dem Hertzen herfuͤr preſſen. Der Geitz und
Neid ſind die 2. Blut Egel/ die nimmermehr ſa-
gen es iſt genug.
153. Gelegenheit.
Begebenheit/ anſtaͤndige Fuͤgniß/ Veranlaſ-
ſung/ dienliche Zeit/ gegenwaͤrtige Ereignung/ die
geſuchte/ lang verlangte eroͤffnete/ an die Hand
ſtehende/ gewieſſe/ ergriffne/ nicht aus Haͤnden
gelaſſne/ ſchickliche/ dienliche Bequemlichkeit/
Betrachtung
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/256 |
Zitationshilfe: | Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 226[224]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/256>, abgerufen am 22.02.2025. |