Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.Erde. Blumenschmuck bekräntzt/ eröffnet ihren Grundund giebet die Metallen zu Dienst und zu gefal- len der Menschen aus dem Eingeweid/ die Knech- tin unser aller/ die jedem treulich dient/ von jedem auch betretten. Die manchen Regenguß auf ei- nen Trunk verschlucket/ mit toden Staub bedru- cket. Das kühle Mutterbett/ der Erden grosser Bauch/ der schnöde Koht der kalten Erden/ die Fett begrast/ Durstdörre/ lechzende Erdenkloß. Ernd/ Welt/ Acker/ Feld etc. Die Ceres/ oder ein Weib mit einem bunten 98. Erfahrenheit. Das übergrosse Buch/ das niemand ausstu- Die Bildung der Erfahrenheit ist ein altes Erfin- M iij
Erde. Blumenſchmuck bekraͤntzt/ eroͤffnet ihꝛen Grundund giebet die Metallen zu Dienſt und zu gefal- len der Menſchẽ aus dem Eingeweid/ die Knech- tin unſer aller/ die jedem treulich dient/ von jedem auch betretten. Die manchen Regenguß auf ei- nen Trunk verſchlucket/ mit toden Staub bedru- cket. Das kuͤhle Mutterbett/ der Erden groſſer Bauch/ der ſchnoͤde Koht der kalten Erden/ die Fett begraſt/ Durſtdoͤrre/ lechzende Erdenkloß. ☞Ernd/ Welt/ Acker/ Feld ꝛc. Die Ceres/ oder ein Weib mit einem bunten 98. Erfahrenheit. Das uͤbergroſſe Buch/ das niemand ausſtu- Die Bildung der Erfahrenheit iſt ein altes Erfin- M iij
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0213" n="183[181]"/><fw place="top" type="header">Erde.</fw><lb/> Blumenſchmuck bekraͤntzt/ eroͤffnet ihꝛen Grund<lb/> und giebet die Metallen zu Dienſt und zu gefal-<lb/> len der Menſchẽ aus dem Eingeweid/ die Knech-<lb/> tin unſer aller/ die jedem treulich dient/ von jedem<lb/> auch betretten. Die manchen Regenguß auf ei-<lb/> nen Trunk verſchlucket/ mit toden Staub bedru-<lb/> cket. Das kuͤhle Mutterbett/ der Erden groſſer<lb/> Bauch/ der ſchnoͤde Koht der kalten Erden/ die<lb/> Fett begraſt/ Durſtdoͤrre/ lechzende Erdenkloß.</p><lb/> <p>☞<hi rendition="#fr">Ernd/ Welt/ Acker/ Feld ꝛc.</hi></p><lb/> <p>Die <hi rendition="#fr">Ceres/</hi> oder ein Weib mit einem bunten<lb/> Rock/ allerley Fruͤchten/ und vielen Haͤuſern auf<lb/> dem Haubt/ bedeutet die Erde.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">98. Erfahrenheit.</hi> </hi> </head><lb/> <p>Das uͤbergroſſe Buch/ das niemand ausſtu-<lb/> diert. Die auf den Zweiffel Weg nicht lang zu<lb/> wehlen pflegt. Die Meiſterin der Kunſt/ der<lb/> Grund der Augenſchein/ der Handgrieff aller<lb/> Sachen verſichert unſern Wahn ꝛc. geuͤbt/ er-<lb/> greiffen/ befinden/ Bericht erlangen.</p><lb/> <p>Die Bildung der Erfahrenheit iſt ein altes<lb/> mit Gold bekleides Weib/ haltend einen Stab/<lb/> mit der <hi rendition="#fr">U</hi>mbſchrifft: <hi rendition="#aq">Rerum magiſtra</hi> (aller<lb/> dinge Lehrmeiſterin) in der andern Hand einen<lb/> Probierſtein/ und neben ihr einen Geometriſchen<lb/> Quatrat/ wie auch einen Feuers Ofen/ dardurch<lb/> die Metallen erforſchet werden.</p> </div><lb/> <fw place="bottom" type="sig">M iij</fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Erfin-</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [183[181]/0213]
Erde.
Blumenſchmuck bekraͤntzt/ eroͤffnet ihꝛen Grund
und giebet die Metallen zu Dienſt und zu gefal-
len der Menſchẽ aus dem Eingeweid/ die Knech-
tin unſer aller/ die jedem treulich dient/ von jedem
auch betretten. Die manchen Regenguß auf ei-
nen Trunk verſchlucket/ mit toden Staub bedru-
cket. Das kuͤhle Mutterbett/ der Erden groſſer
Bauch/ der ſchnoͤde Koht der kalten Erden/ die
Fett begraſt/ Durſtdoͤrre/ lechzende Erdenkloß.
☞Ernd/ Welt/ Acker/ Feld ꝛc.
Die Ceres/ oder ein Weib mit einem bunten
Rock/ allerley Fruͤchten/ und vielen Haͤuſern auf
dem Haubt/ bedeutet die Erde.
98. Erfahrenheit.
Das uͤbergroſſe Buch/ das niemand ausſtu-
diert. Die auf den Zweiffel Weg nicht lang zu
wehlen pflegt. Die Meiſterin der Kunſt/ der
Grund der Augenſchein/ der Handgrieff aller
Sachen verſichert unſern Wahn ꝛc. geuͤbt/ er-
greiffen/ befinden/ Bericht erlangen.
Die Bildung der Erfahrenheit iſt ein altes
mit Gold bekleides Weib/ haltend einen Stab/
mit der Umbſchrifft: Rerum magiſtra (aller
dinge Lehrmeiſterin) in der andern Hand einen
Probierſtein/ und neben ihr einen Geometriſchen
Quatrat/ wie auch einen Feuers Ofen/ dardurch
die Metallen erforſchet werden.
Erfin-
M iij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/213 |
Zitationshilfe: | Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 183[181]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/213>, abgerufen am 22.02.2025. |