Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.

Bild:
<< vorherige Seite

Demut.
le/ der Sitten Ehre/ die reitzt zu aller guten Lehre.
Die Demut machet sich beliebt/ wie stoltzer Mut
mit Haß betrübt. Glückselig ist die Demut/ als
die erste Stuffen der innerlichen Vergnügung.
Sie ist die reine Tugendquelle/ der Brunnen al-
les Heils und Segens. Der Ehre schöne Mor-
genröte. Die Demut ist der Stab/ der sicher uns
geleitet auf dieses Lebens Wege. Deß Paradei-
ses hohe Pfort ist deß Hertzens Niederkeit. Die
Demut ist der kleine David der den stoltzen Go-
liath erleget. Sie ist das Pflaster über die aufge-
schwollne Wassersüchtige Ehrenbegierd. Die
Demut erhöhet sich/ in dem sie sich niedriget/ hat
Gottes und der Menschen Genade. Das Bild
der Demut stehet auf den Schaupfenningen/
welche auf der andern Seiten das Bild der Ehre
gepräget haben. Die Demut ist die volle Aehre die
sich neigt wegen ihrer Schwere/ bestehet in Nie-
drigkeit deß Hertzens/ welche sich durch deß
Heuchlers Mund nicht trügen lässet.

Die Demut wird gebildet in Gestalt einer
schönen weißbekleidten und untersich sehenden
Weibsperson/ welche die Arme kreutzet und un-
ter denselben ein Lamm hält/ eine Kron mit Füs-
sen trettend.

73. Dichten.

Mit seltner Redensart auch seltne Sachen
schreiben. Es findet/ bildet/ weiset/ mahlet/ stellet/

setzet

Demut.
le/ der Sitten Ehre/ die reitzt zu aller guten Lehre.
Die Demut machet ſich beliebt/ wie ſtoltzer Mut
mit Haß betruͤbt. Gluͤckſelig iſt die Demut/ als
die erſte Stuffen der innerlichen Vergnuͤgung.
Sie iſt die reine Tugendquelle/ der Brunnen al-
les Heils und Segens. Der Ehre ſchoͤne Mor-
genroͤte. Die Demut iſt der Stab/ der ſicher uns
geleitet auf dieſes Lebens Wege. Deß Paradei-
ſes hohe Pfort iſt deß Hertzens Niederkeit. Die
Demut iſt der kleine David der den ſtoltzen Go-
liath erleget. Sie iſt das Pflaſter uͤber die aufge-
ſchwollne Waſſerſuͤchtige Ehrenbegierd. Die
Demut erhoͤhet ſich/ in dem ſie ſich niedriget/ hat
Gottes und der Menſchen Genade. Das Bild
der Demut ſtehet auf den Schaupfenningen/
welche auf der andern Seiten das Bild der Ehre
gepraͤget haben. Die Demut iſt die volle Aehre die
ſich neigt wegen ihrer Schwere/ beſtehet in Nie-
drigkeit deß Hertzens/ welche ſich durch deß
Heuchlers Mund nicht truͤgen laͤſſet.

Die Demut wird gebildet in Geſtalt einer
ſchoͤnen weißbekleidten und unterſich ſehenden
Weibsperſon/ welche die Arme kreutzet und un-
ter denſelben ein Lamm haͤlt/ eine Kron mit Fuͤſ-
ſen trettend.

73. Dichten.

Mit ſeltner Redensart auch ſeltne Sachen
ſchreiben. Es findet/ bildet/ weiſet/ mahlet/ ſtellet/

ſetzet
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0196" n="166[164]"/><fw place="top" type="header">Demut.</fw><lb/>
le/ der Sitten Ehre/ die reitzt zu aller guten Lehre.<lb/>
Die Demut machet &#x017F;ich beliebt/ wie &#x017F;toltzer Mut<lb/>
mit Haß betru&#x0364;bt. Glu&#x0364;ck&#x017F;elig i&#x017F;t die <hi rendition="#fr">D</hi>emut/ als<lb/>
die er&#x017F;te Stuffen der innerlichen Vergnu&#x0364;gung.<lb/>
Sie i&#x017F;t die reine Tugendquelle/ der Brunnen al-<lb/>
les Heils und Segens. Der Ehre &#x017F;cho&#x0364;ne Mor-<lb/>
genro&#x0364;te. Die <hi rendition="#fr">D</hi>emut i&#x017F;t der Stab/ der &#x017F;icher uns<lb/>
geleitet auf die&#x017F;es Lebens Wege. <hi rendition="#fr">D</hi>eß Paradei-<lb/>
&#x017F;es hohe Pfort i&#x017F;t deß Hertzens Niederkeit. <hi rendition="#fr">D</hi>ie<lb/><hi rendition="#fr">D</hi>emut i&#x017F;t der kleine <hi rendition="#fr">D</hi>avid der den &#x017F;toltzen Go-<lb/>
liath erleget. Sie i&#x017F;t das Pfla&#x017F;ter u&#x0364;ber die aufge-<lb/>
&#x017F;chwollne Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;u&#x0364;chtige Ehrenbegierd. <hi rendition="#fr">D</hi>ie<lb/><hi rendition="#fr">D</hi>emut erho&#x0364;het &#x017F;ich/ in dem &#x017F;ie &#x017F;ich niedriget/ hat<lb/>
Gottes und der Men&#x017F;chen Genade. <hi rendition="#fr">D</hi>as Bild<lb/>
der <hi rendition="#fr">D</hi>emut &#x017F;tehet auf den Schaupfenningen/<lb/>
welche auf der andern Seiten das Bild der Ehre<lb/>
gepra&#x0364;get haben. <hi rendition="#fr">D</hi>ie <hi rendition="#fr">D</hi>emut i&#x017F;t die volle Aehre die<lb/>
&#x017F;ich neigt wegen ihrer Schwere/ be&#x017F;tehet in Nie-<lb/>
drigkeit deß Hertzens/ welche &#x017F;ich durch deß<lb/>
Heuchlers Mund nicht tru&#x0364;gen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">D</hi>ie <hi rendition="#fr">Demut</hi> wird gebildet in Ge&#x017F;talt einer<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;nen weißbekleidten und unter&#x017F;ich &#x017F;ehenden<lb/>
Weibsper&#x017F;on/ welche die Arme kreutzet und un-<lb/>
ter den&#x017F;elben ein Lamm ha&#x0364;lt/ eine Kron mit Fu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en trettend.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">73. Dichten.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p>Mit &#x017F;eltner Redensart auch &#x017F;eltne Sachen<lb/>
&#x017F;chreiben. Es findet/ bildet/ wei&#x017F;et/ mahlet/ &#x017F;tellet/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;etzet</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[166[164]/0196] Demut. le/ der Sitten Ehre/ die reitzt zu aller guten Lehre. Die Demut machet ſich beliebt/ wie ſtoltzer Mut mit Haß betruͤbt. Gluͤckſelig iſt die Demut/ als die erſte Stuffen der innerlichen Vergnuͤgung. Sie iſt die reine Tugendquelle/ der Brunnen al- les Heils und Segens. Der Ehre ſchoͤne Mor- genroͤte. Die Demut iſt der Stab/ der ſicher uns geleitet auf dieſes Lebens Wege. Deß Paradei- ſes hohe Pfort iſt deß Hertzens Niederkeit. Die Demut iſt der kleine David der den ſtoltzen Go- liath erleget. Sie iſt das Pflaſter uͤber die aufge- ſchwollne Waſſerſuͤchtige Ehrenbegierd. Die Demut erhoͤhet ſich/ in dem ſie ſich niedriget/ hat Gottes und der Menſchen Genade. Das Bild der Demut ſtehet auf den Schaupfenningen/ welche auf der andern Seiten das Bild der Ehre gepraͤget haben. Die Demut iſt die volle Aehre die ſich neigt wegen ihrer Schwere/ beſtehet in Nie- drigkeit deß Hertzens/ welche ſich durch deß Heuchlers Mund nicht truͤgen laͤſſet. Die Demut wird gebildet in Geſtalt einer ſchoͤnen weißbekleidten und unterſich ſehenden Weibsperſon/ welche die Arme kreutzet und un- ter denſelben ein Lamm haͤlt/ eine Kron mit Fuͤſ- ſen trettend. 73. Dichten. Mit ſeltner Redensart auch ſeltne Sachen ſchreiben. Es findet/ bildet/ weiſet/ mahlet/ ſtellet/ ſetzet

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/196
Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 166[164]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/196>, abgerufen am 20.11.2024.