Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653.Demut. le/ der Sitten Ehre/ die reitzt zu aller guten Lehre.Die Demut machet sich beliebt/ wie stoltzer Mut mit Haß betrübt. Glückselig ist die Demut/ als die erste Stuffen der innerlichen Vergnügung. Sie ist die reine Tugendquelle/ der Brunnen al- les Heils und Segens. Der Ehre schöne Mor- genröte. Die Demut ist der Stab/ der sicher uns geleitet auf dieses Lebens Wege. Deß Paradei- ses hohe Pfort ist deß Hertzens Niederkeit. Die Demut ist der kleine David der den stoltzen Go- liath erleget. Sie ist das Pflaster über die aufge- schwollne Wassersüchtige Ehrenbegierd. Die Demut erhöhet sich/ in dem sie sich niedriget/ hat Gottes und der Menschen Genade. Das Bild der Demut stehet auf den Schaupfenningen/ welche auf der andern Seiten das Bild der Ehre gepräget haben. Die Demut ist die volle Aehre die sich neigt wegen ihrer Schwere/ bestehet in Nie- drigkeit deß Hertzens/ welche sich durch deß Heuchlers Mund nicht trügen lässet. Die Demut wird gebildet in Gestalt einer 73. Dichten. Mit seltner Redensart auch seltne Sachen setzet
Demut. le/ der Sitten Ehre/ die reitzt zu aller guten Lehre.Die Demut machet ſich beliebt/ wie ſtoltzer Mut mit Haß betruͤbt. Gluͤckſelig iſt die Demut/ als die erſte Stuffen der innerlichen Vergnuͤgung. Sie iſt die reine Tugendquelle/ der Brunnen al- les Heils und Segens. Der Ehre ſchoͤne Mor- genroͤte. Die Demut iſt der Stab/ der ſicher uns geleitet auf dieſes Lebens Wege. Deß Paradei- ſes hohe Pfort iſt deß Hertzens Niederkeit. Die Demut iſt der kleine David der den ſtoltzen Go- liath erleget. Sie iſt das Pflaſter uͤber die aufge- ſchwollne Waſſerſuͤchtige Ehrenbegierd. Die Demut erhoͤhet ſich/ in dem ſie ſich niedriget/ hat Gottes und der Menſchen Genade. Das Bild der Demut ſtehet auf den Schaupfenningen/ welche auf der andern Seiten das Bild der Ehre gepraͤget haben. Die Demut iſt die volle Aehre die ſich neigt wegen ihrer Schwere/ beſtehet in Nie- drigkeit deß Hertzens/ welche ſich durch deß Heuchlers Mund nicht truͤgen laͤſſet. Die Demut wird gebildet in Geſtalt einer 73. Dichten. Mit ſeltner Redensart auch ſeltne Sachen ſetzet
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Demut.
le/ der Sitten Ehre/ die reitzt zu aller guten Lehre.
Die Demut machet ſich beliebt/ wie ſtoltzer Mut
mit Haß betruͤbt. Gluͤckſelig iſt die Demut/ als
die erſte Stuffen der innerlichen Vergnuͤgung.
Sie iſt die reine Tugendquelle/ der Brunnen al-
les Heils und Segens. Der Ehre ſchoͤne Mor-
genroͤte. Die Demut iſt der Stab/ der ſicher uns
geleitet auf dieſes Lebens Wege. Deß Paradei-
ſes hohe Pfort iſt deß Hertzens Niederkeit. Die
Demut iſt der kleine David der den ſtoltzen Go-
liath erleget. Sie iſt das Pflaſter uͤber die aufge-
ſchwollne Waſſerſuͤchtige Ehrenbegierd. Die
Demut erhoͤhet ſich/ in dem ſie ſich niedriget/ hat
Gottes und der Menſchen Genade. Das Bild
der Demut ſtehet auf den Schaupfenningen/
welche auf der andern Seiten das Bild der Ehre
gepraͤget haben. Die Demut iſt die volle Aehre die
ſich neigt wegen ihrer Schwere/ beſtehet in Nie-
drigkeit deß Hertzens/ welche ſich durch deß
Heuchlers Mund nicht truͤgen laͤſſet.
Die Demut wird gebildet in Geſtalt einer
ſchoͤnen weißbekleidten und unterſich ſehenden
Weibsperſon/ welche die Arme kreutzet und un-
ter denſelben ein Lamm haͤlt/ eine Kron mit Fuͤſ-
ſen trettend.
73. Dichten.
Mit ſeltner Redensart auch ſeltne Sachen
ſchreiben. Es findet/ bildet/ weiſet/ mahlet/ ſtellet/
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Zitationshilfe: | Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 3. Nürnberg, 1653, S. 166[164]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter03_1653/196>, abgerufen am 22.02.2025. |