Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648.Die zehende Stund. beharrlich ungelehrt. Sagt nun/ wann ihr jhn kennt/wer ist doch der Student? Tinea. 8. Jch hab ein grosses Haubt/ inwendig kleine Glie-der/ und einen grossen Fuß/ ein jeder legt sich nieder/ der meiner Zucht geneusst; ein rund und bun- des Blat/ man erst üm meine Kron und Haubt gesehen hat. Papaver. 9. Es ist ein grosser Dieb mit einem hohen Bauch/hangt an dem schwachen Strick/ und trinkt aus seinem Schlauch: So bald man ihn nur hat von Galgen abge- nommen/ so ist er selbe Stund üm seinen Geist gekom- men. Cucurbita. 10. Jch/ der Erden bleicher Purpur trage stetig Wehrund Waffen. decke mein beguldtes Haubt/ wann die Sonne ge- hehet schlaffen doch sind meines Lebens Tag' allezeit in kurtzer Zahl/ meine Schöne/ Farb und Ruch/ weist das Scham- und Tugendmahl. Rosa. Mich F
Die zehende Stund. beharrlich ungelehrt. Sagt nun/ wañ ihr jhn keñt/wer iſt doch der Student? Tinea. 8. Jch hab ein groſſes Haubt/ inwendig kleine Glie-der/ und einen groſſen Fuß/ ein jeder legt ſich nieder/ der meiner Zucht geneuſſt; ein rund und bun- des Blat/ man erſt uͤm meine Kron und Haubt geſehen hat. Papaver. 9. Es iſt ein groſſer Dieb mit einem hohen Bauch/hangt an dem ſchwachen Strick/ und trinkt aus ſeinem Schlauch: So bald man ihn nur hat von Galgen abge- nommen/ ſo iſt er ſelbe Stund uͤm ſeinen Geiſt gekom- men. Cucurbita. 10. Jch/ der Erdẽ bleicher Purpur trage ſtetig Wehrund Waffen. decke mein beguldtes Haubt/ wann die Sonne ge- hehet ſchlaffen doch ſind meines Lebens Tag’ allezeit in kurtzer Zahl/ meine Schoͤne/ Farb uñ Ruch/ weiſt das Scham- und Tugendmahl. Roſa. Mich F
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="7"> <pb facs="#f0081" n="67"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die zehende Stund.</hi> </fw><lb/> <l>beharrlich ungelehrt. Sagt nun/ wañ ihr jhn keñt/</l><lb/> <l>wer iſt doch der Student? <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">Tinea.</hi></hi></l> </lg><lb/> <lg n="8"> <head> <hi rendition="#c">8.</hi> </head><lb/> <l>Jch hab ein groſſes Haubt/ inwendig kleine Glie-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">der/</hi> </l><lb/> <l>und einen groſſen Fuß/ ein jeder legt ſich nieder/</l><lb/> <l>der meiner Zucht geneuſſt; ein rund und bun-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">des Blat/</hi> </l><lb/> <l>man erſt uͤm meine Kron und Haubt geſehen</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">hat. <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">Papaver.</hi></hi></hi> </l> </lg><lb/> <lg n="9"> <head> <hi rendition="#c">9.</hi> </head><lb/> <l>Es iſt ein groſſer Dieb mit einem hohen Bauch/</l><lb/> <l>hangt an dem ſchwachen Strick/ und trinkt aus</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſeinem Schlauch:</hi> </l><lb/> <l>So bald man ihn nur hat von Galgen abge-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">nommen/</hi> </l><lb/> <l>ſo iſt er ſelbe Stund uͤm ſeinen Geiſt gekom-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">men. <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">Cucurbita.</hi></hi></hi> </l> </lg><lb/> <lg n="10"> <head> <hi rendition="#c">10.</hi> </head><lb/> <l>Jch/ der Erdẽ bleicher Purpur trage ſtetig Wehr</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">und Waffen.</hi> </l><lb/> <l>decke mein beguldtes Haubt/ wann die Sonne ge-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">hehet ſchlaffen</hi> </l><lb/> <l>doch ſind meines Lebens Tag’ allezeit in kurtzer</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Zahl/</hi> </l><lb/> <l>meine Schoͤne/ Farb uñ Ruch/ weiſt das Scham-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">und Tugendmahl. <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">Roſa.</hi></hi></hi> </l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">F</fw> <fw place="bottom" type="catch">Mich</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [67/0081]
Die zehende Stund.
beharrlich ungelehrt. Sagt nun/ wañ ihr jhn keñt/
wer iſt doch der Student? Tinea.
8.
Jch hab ein groſſes Haubt/ inwendig kleine Glie-
der/
und einen groſſen Fuß/ ein jeder legt ſich nieder/
der meiner Zucht geneuſſt; ein rund und bun-
des Blat/
man erſt uͤm meine Kron und Haubt geſehen
hat. Papaver.
9.
Es iſt ein groſſer Dieb mit einem hohen Bauch/
hangt an dem ſchwachen Strick/ und trinkt aus
ſeinem Schlauch:
So bald man ihn nur hat von Galgen abge-
nommen/
ſo iſt er ſelbe Stund uͤm ſeinen Geiſt gekom-
men. Cucurbita.
10.
Jch/ der Erdẽ bleicher Purpur trage ſtetig Wehr
und Waffen.
decke mein beguldtes Haubt/ wann die Sonne ge-
hehet ſchlaffen
doch ſind meines Lebens Tag’ allezeit in kurtzer
Zahl/
meine Schoͤne/ Farb uñ Ruch/ weiſt das Scham-
und Tugendmahl. Roſa.
Mich
F
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |