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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648.

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Die zehende Stund.
Von den Gleichnissen.

DIe vierte Quelle der Erfindung ist
die Gleichniß/ aus welcher viel
hellscheinende Gedanken herfliessen.
Mann verwundert sich nicht über
einen zerlumpten Bettler/ aber wol
über desselben Bildniß/ wann es von einem guten
Meister gemahlet ist: Also ist uns mehrmals das
Gleichniß angenemer als die Sache selbsten/ und
sagt hiervon ein Kirchenlehrer also: * Jch glau-
be/ daß die Bewegung unsers Gemüts/ so
lang sie in das Jrdische verwickelt ist/ sich
träg und faul zur Erden neiget/ bis es
durch die Betrachtung des Himmlischen/
und Vergleichung des Zeitlichen und E-
wigen aufgemundert und angefrischet
wird. Was theur ist/ achten wir wehrt
und hoch/ was wir mit Mühe erlernen/ o-
der durch grosse Arbeit erarnen/ beliebet

uns
* Augustin. Epist. 119.


Die zehende Stund.
Von den Gleichniſſen.

DIe vierte Quelle der Erfindung iſt
die Gleichniß/ aus welcher viel
hellſcheinende Gedanken herflieſſen.
Mann verwundert ſich nicht uͤber
einen zerlumpten Bettler/ aber wol
uͤber deſſelben Bildniß/ wann es von einem guten
Meiſter gemahlet iſt: Alſo iſt uns mehrmals das
Gleichniß angenemer als die Sache ſelbſten/ und
ſagt hiervon ein Kirchenlehrer alſo: * Jch glau-
be/ daß die Bewegung unſers Gemuͤts/ ſo
lang ſie in das Jrdiſche verwickelt iſt/ ſich
traͤg und faul zur Erden neiget/ bis es
durch die Betrachtung des Himmliſchen/
und Vergleichung des Zeitlichen und E-
wigen aufgemundert und angefriſchet
wird. Was theur iſt/ achten wir wehrt
und hoch/ was wir mit Muͤhe erlernen/ o-
der durch groſſe Arbeit erarnen/ beliebet

uns
* Auguſtin. Epiſt. 119.
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[49/0063] Die zehende Stund. Von den Gleichniſſen. DIe vierte Quelle der Erfindung iſt die Gleichniß/ aus welcher viel hellſcheinende Gedanken herflieſſen. Mann verwundert ſich nicht uͤber einen zerlumpten Bettler/ aber wol uͤber deſſelben Bildniß/ wann es von einem guten Meiſter gemahlet iſt: Alſo iſt uns mehrmals das Gleichniß angenemer als die Sache ſelbſten/ und ſagt hiervon ein Kirchenlehrer alſo: * Jch glau- be/ daß die Bewegung unſers Gemuͤts/ ſo lang ſie in das Jrdiſche verwickelt iſt/ ſich traͤg und faul zur Erden neiget/ bis es durch die Betrachtung des Himmliſchen/ und Vergleichung des Zeitlichen und E- wigen aufgemundert und angefriſchet wird. Was theur iſt/ achten wir wehrt und hoch/ was wir mit Muͤhe erlernen/ o- der durch groſſe Arbeit erarnen/ beliebet uns * Auguſtin. Epiſt. 119.

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter02_1648/63>, abgerufen am 20.11.2024.