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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648.

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Die zwölffte Stund.

11. Belangend den Jnhalt/ ist solcher bereits
etlicher massen vermeldet/ und betrifft ins gemein
die Lieblichkeit des Feldlebens/ ohn desselben Be-
schwerniß/ die Ruhe des Gemüts/ verantwortli-
che Liebshändel/ und sollen die Heydnischen Götzen-
bilder/ weche die Jtaliäner einzuführen pflegen/
hiervon ausgeschlossen werden. Wann in dem
Hirtenspiel ein verborgner Verstand verhüllet/ so
kan es nicht nur belustigen/ sondern auch lehren/
dahin der Poet billich zielen sol. Jn der Arcadia
des Lope de Vega werden begriffen der Spani-
schen Helden Grabschriften/ Ausbildungen vie-
ler Künste und Wissenschaften/ viel tiefsinnige
Streitfragen aus der Sittenlehre/ Sinnbilder/
Gemähle und dergleichen/ welches alles verstän-
digst ausgedichtet. Die Poetische Beschreibung
der Stätte/ Flüsse/ Berge/ Tempel/ Felsen/ Wäl-
der/ Thäler/ und der gantzen Landsart/ ist zu dieser
Dichtart gehörig/ jedoch dergestalt/ daß jedesmals
ein lieblicher Gegenhall oder Echo/ oder auch
sonst ein lustiger Schertz werde beygefügt. Es ist
des Menschen angeborner Eigenschaft viel ge-
mässer/ von dem unschuldigen und ruhigen Feld-
baw/ als dem Landsverderblichen Kriegswesen/
oder dem verbrüderten Ehr-und Geltgeitz seine
Lebensmittel aberhalten. Ein freyes Feld-oder
Waltlied klinget viel anmutiger/ als die mordtö-

nenden
H ij
Die zwoͤlffte Stund.

11. Belangend den Jnhalt/ iſt ſolcher bereits
etlicher maſſen vermeldet/ und betrifft ins gemein
die Lieblichkeit des Feldlebens/ ohn deſſelben Be-
ſchwerniß/ die Ruhe des Gemuͤts/ verantwortli-
che Liebshaͤndel/ und ſollen die Heydniſchẽ Goͤtzẽ-
bilder/ weche die Jtaliaͤner einzufuͤhren pflegen/
hiervon ausgeſchloſſen werden. Wann in dem
Hirtenſpiel ein verborgner Verſtand verhuͤllet/ ſo
kan es nicht nur beluſtigen/ ſondern auch lehren/
dahin der Poet billich zielen ſol. Jn der Arcadia
des Lope de Vega werden begriffen der Spani-
ſchen Helden Grabſchriften/ Ausbildungen vie-
ler Kuͤnſte und Wiſſenſchaften/ viel tiefſinnige
Streitfragen aus der Sittenlehre/ Sinnbilder/
Gemaͤhle und dergleichen/ welches alles verſtaͤn-
digſt ausgedichtet. Die Poetiſche Beſchreibung
der Staͤtte/ Fluͤſſe/ Berge/ Tempel/ Felſen/ Waͤl-
der/ Thaͤler/ und der gantzen Landsart/ iſt zu dieſer
Dichtart gehoͤrig/ jedoch dergeſtalt/ daß jedesmals
ein lieblicher Gegenhall oder Echo/ oder auch
ſonſt ein luſtiger Schertz werde beygefuͤgt. Es iſt
des Menſchen angeborner Eigenſchaft viel ge-
maͤſſer/ von dem unſchuldigen und ruhigen Feld-
baw/ als dem Landsverderblichen Kriegsweſen/
oder dem verbruͤderten Ehr-und Geltgeitz ſeine
Lebensmittel aberhalten. Ein freyes Feld-oder
Waltlied klinget viel anmutiger/ als die mordtoͤ-

nenden
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[101/0115] Die zwoͤlffte Stund. 11. Belangend den Jnhalt/ iſt ſolcher bereits etlicher maſſen vermeldet/ und betrifft ins gemein die Lieblichkeit des Feldlebens/ ohn deſſelben Be- ſchwerniß/ die Ruhe des Gemuͤts/ verantwortli- che Liebshaͤndel/ und ſollen die Heydniſchẽ Goͤtzẽ- bilder/ weche die Jtaliaͤner einzufuͤhren pflegen/ hiervon ausgeſchloſſen werden. Wann in dem Hirtenſpiel ein verborgner Verſtand verhuͤllet/ ſo kan es nicht nur beluſtigen/ ſondern auch lehren/ dahin der Poet billich zielen ſol. Jn der Arcadia des Lope de Vega werden begriffen der Spani- ſchen Helden Grabſchriften/ Ausbildungen vie- ler Kuͤnſte und Wiſſenſchaften/ viel tiefſinnige Streitfragen aus der Sittenlehre/ Sinnbilder/ Gemaͤhle und dergleichen/ welches alles verſtaͤn- digſt ausgedichtet. Die Poetiſche Beſchreibung der Staͤtte/ Fluͤſſe/ Berge/ Tempel/ Felſen/ Waͤl- der/ Thaͤler/ und der gantzen Landsart/ iſt zu dieſer Dichtart gehoͤrig/ jedoch dergeſtalt/ daß jedesmals ein lieblicher Gegenhall oder Echo/ oder auch ſonſt ein luſtiger Schertz werde beygefuͤgt. Es iſt des Menſchen angeborner Eigenſchaft viel ge- maͤſſer/ von dem unſchuldigen und ruhigen Feld- baw/ als dem Landsverderblichen Kriegsweſen/ oder dem verbruͤderten Ehr-und Geltgeitz ſeine Lebensmittel aberhalten. Ein freyes Feld-oder Waltlied klinget viel anmutiger/ als die mordtoͤ- nenden H ij

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter02_1648/115>, abgerufen am 25.11.2024.