Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648.

Bild:
<< vorherige Seite
Die eilffte Stund.
die bunte wunder Art; gleich/ sag' ich/
wie die Ros'
in weislichrotem Schmuck deckt mit
der Blätter Schos
ihr Goldbekröntes Haubt: so pflegt ohn
Stoltz zu prangen/
Nicetakeusches Hertz. Die Rosenzarten
Wangen
beschönten seinen Sinn/ beschamten sei-
nen Mund/
Der Engelholde Knab mißfiel' ihm alle
Stund'/
in dem er jedermann beharrlich wolge-
fallen:
die Lieb/ (O freche Lieb!) die pfleget
sonst zu wallen
in geilem Jünglingsblut/ war in ihm
eisenkalt
und in der Jahre Lentz/ gleich grauem
Winter/ alt.
Er wurde mit Gewalt geführt in einen
Garten/
behäglichst ausgeschmücktmit vielen Blu-
menarten/
und von der Wollust selbst kunstlieb-
lichst aufgebaut/
da sich ein Silberfluß dem fetten Feld
vertraut/
und
G iiij
Die eilffte Stund.
die bunte wunder Art; gleich/ ſag’ ich/
wie die Roſ’
in weiſlichrotem Schmuck deckt mit
der Blaͤtter Schos
ihr Goldbekroͤntes Haubt: ſo pflegt ohn
Stoltz zu prangen/
Nicetakeuſches Hertz. Die Roſenzarten
Wangen
beſchoͤnten ſeinen Sinn/ beſchamten ſei-
nen Mund/
Der Engelholde Knab mißfiel’ ihm alle
Stund’/
in dem er jedermann beharrlich wolge-
fallen:
die Lieb/ (O freche Lieb!) die pfleget
ſonſt zu wallen
in geilem Juͤnglingsblut/ war in ihm
eiſenkalt
und in der Jahre Lentz/ gleich grauem
Winter/ alt.
Er wurde mit Gewalt gefuͤhrt in einen
Garten/
behaͤglichſt ausgeſchmuͤcktmit vielẽ Blu-
menarten/
und von der Wolluſt ſelbſt kunſtlieb-
lichſt aufgebaut/
da ſich ein Silberfluß dem fetten Feld
vertraut/
und
G iiij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0103" n="89"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die eilffte Stund.</hi> </fw><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr">die bunte wunder Art; gleich/ &#x017F;ag&#x2019; ich/</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">wie die Ro&#x017F;&#x2019;</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">in wei&#x017F;lichrotem Schmuck deckt mit</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">der Bla&#x0364;tter Schos</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">ihr Goldbekro&#x0364;ntes Haubt: &#x017F;o pflegt ohn</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">Stoltz zu prangen/</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Nicetakeu&#x017F;ches Hertz. Die Ro&#x017F;enzarten</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">Wangen</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">be&#x017F;cho&#x0364;nten &#x017F;einen Sinn/ be&#x017F;chamten &#x017F;ei-</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">nen Mund/</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Der Engelholde Knab mißfiel&#x2019; ihm alle</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">Stund&#x2019;/</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">in dem er jedermann beharrlich wolge-</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">fallen:</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">die Lieb/ (O freche Lieb!) die pfleget</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">&#x017F;on&#x017F;t zu wallen</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">in geilem Ju&#x0364;nglingsblut/ war in ihm</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">ei&#x017F;enkalt</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">und in der Jahre Lentz/ gleich grauem</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">Winter/ alt.</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Er wurde mit Gewalt gefu&#x0364;hrt in einen</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">Garten/</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">beha&#x0364;glich&#x017F;t ausge&#x017F;chmu&#x0364;cktmit viele&#x0303; Blu-</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">menarten/</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">und von der Wollu&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t kun&#x017F;tlieb-</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">lich&#x017F;t aufgebaut/</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">da &#x017F;ich ein Silberfluß dem fetten Feld</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">vertraut/</hi> </hi> </l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">G iiij</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">und</hi> </fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[89/0103] Die eilffte Stund. die bunte wunder Art; gleich/ ſag’ ich/ wie die Roſ’ in weiſlichrotem Schmuck deckt mit der Blaͤtter Schos ihr Goldbekroͤntes Haubt: ſo pflegt ohn Stoltz zu prangen/ Nicetakeuſches Hertz. Die Roſenzarten Wangen beſchoͤnten ſeinen Sinn/ beſchamten ſei- nen Mund/ Der Engelholde Knab mißfiel’ ihm alle Stund’/ in dem er jedermann beharrlich wolge- fallen: die Lieb/ (O freche Lieb!) die pfleget ſonſt zu wallen in geilem Juͤnglingsblut/ war in ihm eiſenkalt und in der Jahre Lentz/ gleich grauem Winter/ alt. Er wurde mit Gewalt gefuͤhrt in einen Garten/ behaͤglichſt ausgeſchmuͤcktmit vielẽ Blu- menarten/ und von der Wolluſt ſelbſt kunſtlieb- lichſt aufgebaut/ da ſich ein Silberfluß dem fetten Feld vertraut/ und G iiij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter02_1648
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter02_1648/103
Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter02_1648/103>, abgerufen am 25.11.2024.