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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650.

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Die dritte Stunde.

21. Weil die Stund noch nicht verflossen/
wollen wir ein Muster von den alten Reimen an-
fügen/ in welchen der Jnhalt sehr sinnreich/ die
Ausrede aber nicht poetisch/ sondern nach dersel-
ben Zeit Gebrauch bald einsyllbig/ bald zweysyll-
big (wie noch heutzutag die Pritscher und
Spruchsprecher reimen) zu bemerken ist.

Froschmäusler im 2. Buch am 6. Cap.

DEr Nachtigal freye
Kunst.
[Abbildung] [Abbildung] Jchbrauch nicht mehr dann diese Kunst
[Abbildung] [Abbildung] Wider aller Creaturen Abgunst;

Diese zehensyllbige Reimzeil ist trochaisch o-
der langkurtz/ die vorhergehende achtsyllbige jam-
bisch oder kurtzlang/ er hätte aber setzen können:
Jch gebrauche diese Kunst/

Wann der Menschen (oder des Voglers)
falsche Gunst
mir gestellet etc.
Daß ich Gottstets für Augen halt/
für ihm sing Tag und Nacht im Wald.
sol halte/ singe heissen.
führ
Die dritte Stunde.

21. Weil die Stund noch nicht verfloſſen/
wollen wir ein Muſter von den alten Reimen an-
fuͤgen/ in welchen der Jnhalt ſehr ſinnreich/ die
Ausrede aber nicht poetiſch/ ſondern nach derſel-
ben Zeit Gebrauch bald einſyllbig/ bald zweyſyll-
big (wie noch heutzutag die Pritſcher und
Spruchſprecher reimen) zu bemerken iſt.

Froſchmaͤuſler im 2. Buch am 6. Cap.

DEr Nachtigal freye
Kunſt.
[Abbildung] [Abbildung] Jchbrauch nicht mehr dann dieſe Kunſt
[Abbildung] [Abbildung] Wider aller Creaturen Abgunſt;

Dieſe zehenſyllbige Reimzeil iſt trochaiſch o-
der langkurtz/ die vorhergehende achtſyllbige jam-
biſch oder kurtzlang/ er haͤtte aber ſetzen koͤnnen:
Jch gebrauche dieſe Kunſt/

Wann der Menſchen (oder des Voglers)
falſche Gunſt
mir geſtellet ꝛc.
Daß ich Gottſtets fuͤr Augen halt/
fuͤr ihm ſing Tag und Nacht im Wald.
ſol halte/ ſinge heiſſen.
fuͤhr
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[46/0064] Die dritte Stunde. 21. Weil die Stund noch nicht verfloſſen/ wollen wir ein Muſter von den alten Reimen an- fuͤgen/ in welchen der Jnhalt ſehr ſinnreich/ die Ausrede aber nicht poetiſch/ ſondern nach derſel- ben Zeit Gebrauch bald einſyllbig/ bald zweyſyll- big (wie noch heutzutag die Pritſcher und Spruchſprecher reimen) zu bemerken iſt. Froſchmaͤuſler im 2. Buch am 6. Cap. DEr Nachtigal freye Kunſt. [Abbildung] [Abbildung] Jchbrauch nicht mehr dann dieſe Kunſt [Abbildung] [Abbildung] Wider aller Creaturen Abgunſt; Dieſe zehenſyllbige Reimzeil iſt trochaiſch o- der langkurtz/ die vorhergehende achtſyllbige jam- biſch oder kurtzlang/ er haͤtte aber ſetzen koͤnnen: Jch gebrauche dieſe Kunſt/ Wann der Menſchen (oder des Voglers) falſche Gunſt mir geſtellet ꝛc. Daß ich Gottſtets fuͤr Augen halt/ fuͤr ihm ſing Tag und Nacht im Wald. ſol halte/ ſinge heiſſen. fuͤhr

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter01_1650/64>, abgerufen am 21.11.2024.