Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650.Anhang. den/ welcher doch nur in gewissen Fällen dienensolte/ als: I. Zu Anfang einer gantz neuen Mei- nung/ mit einem neuen Absatz. II. zu den eignen Namen/ Aemtern/ Künsten/ und denen Wör- tern/ so was sonderliches bedeuten. III. zum Un- terscheid/ als in dem Zehlwort Ein/ und dem Geschlechtwort ein etc. Doch muß man hierin- nen einem jeden seine Meinung lassen; weil sol- ches alles keine Glaubenssachen belanget/ und ein jeder nur eine Stimme in dem Capitel hat/ Jch will sagen: ein ieder kan wol zu vernemen geben/ was ihm gefällt oder mißfällt; es ist aber deßwegen sein Wahn kein richterlicher Aus- spruch/ sondern er muß geschehen lassen/ daß an- dere von seinem schnellen Urtheil mehr bedacht- sam wieder urtheilen. So viel kürtzlich/ und un- maßgeblich von der Rechtschreibung d' Wörter. §. 12. Die Schriftscheidung ist ein Theil von muß.
Anhang. den/ welcher doch nur in gewiſſen Faͤllen dienenſolte/ als: I. Zu Anfang einer gantz neuen Mei- nung/ mit einem neuen Abſatz. II. zu den eignen Namen/ Aemtern/ Kuͤnſten/ und denen Woͤr- tern/ ſo was ſonderliches bedeuten. III. zum Un- terſcheid/ als in dem Zehlwort Ein/ und dem Geſchlechtwort ein ꝛc. Doch muß man hierin- nen einem jeden ſeine Meinung laſſen; weil ſol- ches alles keine Glaubensſachen belanget/ und ein jeder nur eine Stimme in dem Capitel hat/ Jch will ſagen: ein ieder kan wol zu vernemen geben/ was ihm gefaͤllt oder mißfaͤllt; es iſt aber deßwegen ſein Wahn kein richterlicher Aus- ſpruch/ ſondern er muß geſchehen laſſen/ daß an- dere von ſeinem ſchnellen Urtheil mehr bedacht- ſam wieder urtheilen. So viel kuͤrtzlich/ und un- maßgeblich von der Rechtſchreibung d’ Woͤrter. §. 12. Die Schriftſcheidung iſt ein Theil von muß.
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Anhang.
den/ welcher doch nur in gewiſſen Faͤllen dienen
ſolte/ als: I. Zu Anfang einer gantz neuen Mei-
nung/ mit einem neuen Abſatz. II. zu den eignen
Namen/ Aemtern/ Kuͤnſten/ und denen Woͤr-
tern/ ſo was ſonderliches bedeuten. III. zum Un-
terſcheid/ als in dem Zehlwort Ein/ und dem
Geſchlechtwort ein ꝛc. Doch muß man hierin-
nen einem jeden ſeine Meinung laſſen; weil ſol-
ches alles keine Glaubensſachen belanget/ und
ein jeder nur eine Stimme in dem Capitel hat/
Jch will ſagen: ein ieder kan wol zu vernemen
geben/ was ihm gefaͤllt oder mißfaͤllt; es iſt aber
deßwegen ſein Wahn kein richterlicher Aus-
ſpruch/ ſondern er muß geſchehen laſſen/ daß an-
dere von ſeinem ſchnellen Urtheil mehr bedacht-
ſam wieder urtheilen. So viel kuͤrtzlich/ und un-
maßgeblich von der Rechtſchreibung d’ Woͤrter.
§. 12.
Die Schriftſcheidung iſt ein Theil von
der Rechtſchreibung/ und zwar nicht der letzte;
geſtalt die wolgeſchriebne Woͤrter/ ohne ſolche/
vielmals nicht/ oder ja ſchwerlich moͤgen verſtan-
den werden; daher auch beſagte Schriftſchei-
dung die Gloß und Erklaͤrung/ oder vielmehr der
Mark- und Grentzſtein kan genennet werden/
welche berichtet/ was zuſammengehoͤret/ uñ was
hin und wieder getheilet/ und geſondert werden
muß.
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Zitationshilfe: | Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650, S. 131[127]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter01_1650/145>, abgerufen am 22.02.2025. |