Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650.Die fünffte Stund. 3. Wie oft hat sie mit Sehnengefragt nach meiner Hand/ und mit den Perlenthrenen benetzet dieses Band? Ja sie hat dürffen sagen/ ob ich euch werde tragen in Glück-und Trauerstand? 4. Jch hab dich ja getragen/dich vielbeküstes Band/ versichert mit Behagen/ durch manches fremdes Land. Jhr Wort im Wind verschwunden hat mich noch nicht entbunden/ ich liebe mit Bestand. Wie soll ich doch vergessen/ daß sie an diesem Strand 5. ist neben mir gesessen/und hat mit eigner Hand: Viellieber Tods erbleichen/ als von der Liebe weichen/ geschrieben in den Sand. 6. Wer sol der Treue trauen/die giebet Wort und Pfand? die läst Verschreibung schauen/ von pflichtgelobter Hand? So
Die fuͤnffte Stund. 3. Wie oft hat ſie mit Sehnengefragt nach meiner Hand/ und mit den Perlenthrenen benetzet dieſes Band? Ja ſie hat duͤrffen ſagen/ ob ich euch werde tragen in Gluͤck-und Trauerſtand? 4. Jch hab dich ja getragen/dich vielbekuͤſtes Band/ verſichert mit Behagen/ durch manches fremdes Land. Jhr Wort im Wind verſchwunden hat mich noch nicht entbunden/ ich liebe mit Beſtand. Wie ſoll ich doch vergeſſen/ daß ſie an dieſem Strand 5. iſt neben mir geſeſſen/und hat mit eigner Hand: Viellieber Tods erbleichen/ als von der Liebe weichen/ geſchrieben in den Sand. 6. Wer ſol der Treue trauen/die giebet Wort und Pfand? die laͤſt Verſchreibung ſchauen/ von pflichtgelobter Hand? So
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Die fuͤnffte Stund.
3.
Wie oft hat ſie mit Sehnen
gefragt nach meiner Hand/
und mit den Perlenthrenen
benetzet dieſes Band?
Ja ſie hat duͤrffen ſagen/
ob ich euch werde tragen
in Gluͤck-und Trauerſtand?
4.
Jch hab dich ja getragen/
dich vielbekuͤſtes Band/
verſichert mit Behagen/
durch manches fremdes Land.
Jhr Wort im Wind verſchwunden
hat mich noch nicht entbunden/
ich liebe mit Beſtand.
Wie ſoll ich doch vergeſſen/
daß ſie an dieſem Strand
5.
iſt neben mir geſeſſen/
und hat mit eigner Hand:
Viellieber Tods erbleichen/
als von der Liebe weichen/
geſchrieben in den Sand.
6.
Wer ſol der Treue trauen/
die giebet Wort und Pfand?
die laͤſt Verſchreibung ſchauen/
von pflichtgelobter Hand?
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Zitationshilfe: | Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 1. 2. Aufl. Nürnberg, 1650, S. 88[84]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter01_1650/102>, abgerufen am 29.07.2024. |