Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733.bebens von den Engeln unmittelbahr gewürcket heissen sollen. Der alte Helmontius unterstund sich, alle Erdbebens den Würckungen der Engel zu zuschreiben, wegen des Exempels bey dem Matth. XXIIX. Allein es haben so wohl die Gottesgelehrten als Naturkündiger diese Meinung, sofern sie für algemein ausgegeben wird, als eine ungegründete Dichtung verworffen. Die Erscheinungen und Würckungen der Engel gehören nicht zum ordentlichen Laufe des Reichs der Natur; sondern zu den ausserordentlichen Bevestigungen des Reichs der Gnaden. Man kan dieses von selbst wahrnehmen, wenn man sich auf die Geschichte der gegründeten göttlichen Lehren und der Regierung GOttes über die Frommen, auch wieder die Feinde derselben, besinnet, wie dieselbe in der heiligen Schrifft verzeichnet stehet. Ich sehe bey der Historie der Vampirs nichts, welches zur Bekräfftigung der göttlichen Wahrheiten, oder Beschützung der Gläubigen insonderheit diensam sey. Es findet sich auch in den beygebrachten Berichten nicht, daß ein gequälter oder die Umstehenden einen Geist gesehen haben. Und ob sie gleich dergleichen erblicket hätten, so stünde es dennoch sehr dahin, ob die Erhaltung des bebens von den Engeln unmittelbahr gewürcket heissen sollen. Der alte Helmontius unterstund sich, alle Erdbebens den Würckungen der Engel zu zuschreiben, wegen des Exempels bey dem Matth. XXIIX. Allein es haben so wohl die Gottesgelehrten als Naturkündiger diese Meinung, sofern sie für algemein ausgegeben wird, als eine ungegründete Dichtung verworffen. Die Erscheinungen und Würckungen der Engel gehören nicht zum ordentlichen Laufe des Reichs der Natur; sondern zu den ausserordentlichen Bevestigungen des Reichs der Gnaden. Man kan dieses von selbst wahrnehmen, wenn man sich auf die Geschichte der gegründeten göttlichen Lehren und der Regierung GOttes über die Frommen, auch wieder die Feinde derselben, besinnet, wie dieselbe in der heiligen Schrifft verzeichnet stehet. Ich sehe bey der Historie der Vampirs nichts, welches zur Bekräfftigung der göttlichen Wahrheiten, oder Beschützung der Gläubigen insonderheit diensam sey. Es findet sich auch in den beygebrachten Berichten nicht, daß ein gequälter oder die Umstehenden einen Geist gesehen haben. Und ob sie gleich dergleichen erblicket hätten, so stünde es dennoch sehr dahin, ob die Erhaltung des <TEI> <text> <front> <div type="preface" n="1"> <p><pb facs="#f0008" n="10"/> bebens von den Engeln unmittelbahr gewürcket heissen sollen. Der alte <hi rendition="#aq">Helmontius</hi> unterstund sich, alle Erdbebens den Würckungen der Engel zu zuschreiben, wegen des Exempels bey dem <hi rendition="#aq">Matth. XXIIX.</hi> Allein es haben so wohl die Gottesgelehrten als Naturkündiger diese Meinung, sofern sie für algemein ausgegeben wird, als eine ungegründete Dichtung verworffen. Die Erscheinungen und Würckungen der Engel gehören nicht zum ordentlichen Laufe des Reichs der Natur; sondern zu den ausserordentlichen Bevestigungen des Reichs der Gnaden. Man kan dieses von selbst wahrnehmen, wenn man sich auf die Geschichte der gegründeten göttlichen Lehren und der Regierung GOttes über die Frommen, auch wieder die Feinde derselben, besinnet, wie dieselbe in der heiligen Schrifft verzeichnet stehet. Ich sehe bey der Historie der <hi rendition="#aq">Vampirs</hi> nichts, welches zur Bekräfftigung der göttlichen Wahrheiten, oder Beschützung der Gläubigen insonderheit diensam sey. Es findet sich auch in den beygebrachten Berichten nicht, daß ein gequälter oder die Umstehenden einen Geist gesehen haben. Und ob sie gleich dergleichen erblicket hätten, so stünde es dennoch sehr dahin, ob die Erhaltung des </p> </div> </front> </text> </TEI> [10/0008]
bebens von den Engeln unmittelbahr gewürcket heissen sollen. Der alte Helmontius unterstund sich, alle Erdbebens den Würckungen der Engel zu zuschreiben, wegen des Exempels bey dem Matth. XXIIX. Allein es haben so wohl die Gottesgelehrten als Naturkündiger diese Meinung, sofern sie für algemein ausgegeben wird, als eine ungegründete Dichtung verworffen. Die Erscheinungen und Würckungen der Engel gehören nicht zum ordentlichen Laufe des Reichs der Natur; sondern zu den ausserordentlichen Bevestigungen des Reichs der Gnaden. Man kan dieses von selbst wahrnehmen, wenn man sich auf die Geschichte der gegründeten göttlichen Lehren und der Regierung GOttes über die Frommen, auch wieder die Feinde derselben, besinnet, wie dieselbe in der heiligen Schrifft verzeichnet stehet. Ich sehe bey der Historie der Vampirs nichts, welches zur Bekräfftigung der göttlichen Wahrheiten, oder Beschützung der Gläubigen insonderheit diensam sey. Es findet sich auch in den beygebrachten Berichten nicht, daß ein gequälter oder die Umstehenden einen Geist gesehen haben. Und ob sie gleich dergleichen erblicket hätten, so stünde es dennoch sehr dahin, ob die Erhaltung des
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Zitationshilfe: | Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harenberg_vampirs_1733/8>, abgerufen am 16.02.2025. |