Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733.Christus in uns, und das wesentliche Wort, so aus der Selbständigkeit GOttes uhrstanden oder hervorgehen soll. Aus diesen vielen Christis bestehet endlich der gantze Mystische Christus, als aus so vielen ergäntzenden und ähnlichen Theilen. Man ersiehet hieraus ohne meine Erinnerung, daß ein solcher GOtt ein zusammengesetztes und zerstreuliches, theilbares Wesen sey, der sich ausdehnen könne. Dis ist eben derjenige Begrif, welchen der unglückselige Mensch, der zu Anfange des XVI. Seculi das Frantzösische Lumpenbuch, so sich anhebet: quoiqu' il importe a tous les hommes de connoitre la verite, verfasset, und zur Umstürtzung aller Religionen zu Papier gebracht hat. Denn es stehet daselbst ausdrücklich §. 10: Si l' on demande, ce que c'est que Dieu? Je reponds, que ce mot nous presente un Etre infini, dont l'un des attributs est, d'etre une substance ETENDUE, par consequent eternelle & infinie. Und nach einigen Worten: Ainsi la matiere & la quantite n'ont rien, qui soit indigne de Dieu. Hieraus läßt sich ferner abnehmen, was dasjenige sey, so diese unglückselige den Welt-Geist nennen. Sie verstehen darunter die Thätigkeit, so nicht von innen aus dem eingesenckten Theile GOttes, oder aus dem selbständigem Christo in uns, hervorgehet; sondern welche einen andern Grund der Würckung hat. Aber o bedaurens-würdige und verblendete Seelen! Ist ein ausgedehnter, theilbahrer und zertheilter GOtt auch ein GOtt? Dieses sind Eigenschaften der Welt und der Creatur, mit nichten aber des höchsten Schöpfers. Christus in uns, und das wesentliche Wort, so aus der Selbständigkeit GOttes uhrstanden oder hervorgehen soll. Aus diesen vielen Christis bestehet endlich der gantze Mystische Christus, als aus so vielen ergäntzenden und ähnlichen Theilen. Man ersiehet hieraus ohne meine Erinnerung, daß ein solcher GOtt ein zusammengesetztes und zerstreuliches, theilbares Wesen sey, der sich ausdehnen könne. Dis ist eben derjenige Begrif, welchen der unglückselige Mensch, der zu Anfange des XVI. Seculi das Frantzösische Lumpenbuch, so sich anhebet: quoiqu’ il importe à tous les hommes de connoitre la verité, verfasset, und zur Umstürtzung aller Religionen zu Papier gebracht hat. Denn es stehet daselbst ausdrücklich §. 10: Si l’ on demande, ce que c’est que Dieu? Je reponds, que ce mot nous presente un Etre infini, dont l’un des attributs est, d’être une substance ETENDUE, par consequent eternelle & infinie. Und nach einigen Worten: Ainsi la matiere & la quantité n’ont rien, qui soit indigne de Dieu. Hieraus läßt sich ferner abnehmen, was dasjenige sey, so diese unglückselige den Welt-Geist nennen. Sie verstehen darunter die Thätigkeit, so nicht von innen aus dem eingesenckten Theile GOttes, oder aus dem selbständigem Christo in uns, hervorgehet; sondern welche einen andern Grund der Würckung hat. Aber o bedaurens-würdige und verblendete Seelen! Ist ein ausgedehnter, theilbahrer und zertheilter GOtt auch ein GOtt? Dieses sind Eigenschaften der Welt und der Creatur, mit nichten aber des höchsten Schöpfers. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><hi rendition="#fr"><pb facs="#f0067" n="69"/> Christus in uns</hi>, und das <hi rendition="#fr">wesentliche Wort</hi>, so aus der Selbständigkeit GOttes uhrstanden oder hervorgehen soll. Aus diesen vielen <hi rendition="#fr">Christis</hi> bestehet endlich der gantze Mystische Christus, als aus so vielen ergäntzenden und ähnlichen Theilen. Man ersiehet hieraus ohne meine Erinnerung, daß ein <hi rendition="#fr">solcher GOtt</hi> ein zusammengesetztes und zerstreuliches, theilbares Wesen sey, der sich ausdehnen könne. 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Christus in uns, und das wesentliche Wort, so aus der Selbständigkeit GOttes uhrstanden oder hervorgehen soll. Aus diesen vielen Christis bestehet endlich der gantze Mystische Christus, als aus so vielen ergäntzenden und ähnlichen Theilen. Man ersiehet hieraus ohne meine Erinnerung, daß ein solcher GOtt ein zusammengesetztes und zerstreuliches, theilbares Wesen sey, der sich ausdehnen könne. Dis ist eben derjenige Begrif, welchen der unglückselige Mensch, der zu Anfange des XVI. Seculi das Frantzösische Lumpenbuch, so sich anhebet: quoiqu’ il importe à tous les hommes de connoitre la verité, verfasset, und zur Umstürtzung aller Religionen zu Papier gebracht hat. Denn es stehet daselbst ausdrücklich §. 10: Si l’ on demande, ce que c’est que Dieu? Je reponds, que ce mot nous presente un Etre infini, dont l’un des attributs est, d’être une substance ETENDUE, par consequent eternelle & infinie. Und nach einigen Worten: Ainsi la matiere & la quantité n’ont rien, qui soit indigne de Dieu. Hieraus läßt sich ferner abnehmen, was dasjenige sey, so diese unglückselige den Welt-Geist nennen. Sie verstehen darunter die Thätigkeit, so nicht von innen aus dem eingesenckten Theile GOttes, oder aus dem selbständigem Christo in uns, hervorgehet; sondern welche einen andern Grund der Würckung hat. Aber o bedaurens-würdige und verblendete Seelen! Ist ein ausgedehnter, theilbahrer und zertheilter GOtt auch ein GOtt? Dieses sind Eigenschaften der Welt und der Creatur, mit nichten aber des höchsten Schöpfers.
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