Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733.für ein Wunderwerck zu halten. Denn was sie sagen, das muß von Himmel herab geredet seyn. Allein, wenn wir auf ihr Ende und auf ihre Absicht acht geben, so befinden wir, daß ein Ungehorsam gegen GOtt und dessen heiliges Wort zum Grunde liege. Dieser Ungehorsam äussert sich entweder im Willen und in den Begierden, oder aber in dem Verstande. Den Ungehorsam, der in den Begierden lieget, erkennen wir daher, wenn die Menschen, so wunderthätige Würckungen von sich vorgeben, ihre sündlichsten Wercke dahinter verbergen wollen. Welche Heiligkeit, und welche wundervolle Marctschreyerey gab der Jesuite, Pater Girard, nicht vor kurtzer Zeit von sich und seiner Geliebten aus? Aber wie schlecht war der Ausgang, als die Scheinheiligkeit und Heucheley an das Licht gebracht wurde? Die Sache ist so deutlich zu Tage gelegt, daß jedermann erkannt hat, wie die gantze Scheinheiligkeit nicht allein gar natürlich, sondern auch ungewissenhafftig, zugegangen sey. Dergleichen Exempel finden sich häuffig angebracht und zusammengesammlet in den Dissertationibus academicis, so unter dem Vorsitze des Herrn Hofraths Gottlieb Samuel Treuers vor einigen Jahren, und zwar unter dem Titel: De Imposturis sanctitatis titulo factis, zu Helmstädt herausgegeben (*) sind. Ich erinnere mich hiebey der Buttlerischen- und Winterschen- Rotte, so von nichts als Wunderführungen GOttes rühmete, (*) Desgleichen hat derselbe a. 1725. die Dissertation herausgegeben unter dem Titul: De sanctitatis vitiorum pallio.
für ein Wunderwerck zu halten. Denn was sie sagen, das muß von Himmel herab geredet seyn. Allein, wenn wir auf ihr Ende und auf ihre Absicht acht geben, so befinden wir, daß ein Ungehorsam gegen GOtt und dessen heiliges Wort zum Grunde liege. Dieser Ungehorsam äussert sich entweder im Willen und in den Begierden, oder aber in dem Verstande. Den Ungehorsam, der in den Begierden lieget, erkennen wir daher, wenn die Menschen, so wunderthätige Würckungen von sich vorgeben, ihre sündlichsten Wercke dahinter verbergen wollen. Welche Heiligkeit, und welche wundervolle Marctschreyerey gab der Jesuite, Pater Girard, nicht vor kurtzer Zeit von sich und seiner Geliebten aus? Aber wie schlecht war der Ausgang, als die Scheinheiligkeit und Heucheley an das Licht gebracht wurde? Die Sache ist so deutlich zu Tage gelegt, daß jedermann erkannt hat, wie die gantze Scheinheiligkeit nicht allein gar natürlich, sondern auch ungewissenhafftig, zugegangen sey. Dergleichen Exempel finden sich häuffig angebracht und zusammengesammlet in den Dissertationibus academicis, so unter dem Vorsitze des Herrn Hofraths Gottlieb Samuel Treuers vor einigen Jahren, und zwar unter dem Titel: De Imposturis sanctitatis titulo factis, zu Helmstädt herausgegeben (*) sind. Ich erinnere mich hiebey der Buttlerischen- und Winterschen- Rotte, so von nichts als Wunderführungen GOttes rühmete, (*) Desgleichen hat derselbe a. 1725. die Dissertation herausgegeben unter dem Titul: De sanctitatis vitiorum pallio.
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(*) Desgleichen hat derselbe a. 1725. die Dissertation herausgegeben unter dem Titul: De sanctitatis vitiorum pallio.
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Zitationshilfe: | Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harenberg_vampirs_1733/53>, abgerufen am 16.02.2025. |