Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733.oder zum bestimmten Orte der Marter gegangen, annoch auf Erden herumgehe und Bluht sauge. Es schickt sich zu der gewöhnlichen Art der Begebenheiten auf den Erdboden nicht, daß der Satan zu seinem Vergnügen frisches und flüßiges Bluht in den todten Cörpern erhalte. Denn er heist ein unreiner und unsauberer Geist, der wegen dieser Benennung mehr Freude an der Fäulnis und dem Wuste, als an der Unverweslichkeit und Erhaltung der Cörper, hat. Wir sehen auch nicht, daß das Bluht der Pferde und anderer Thiere, wenn sie abgestochen werden, von der Stätte weggeholet werde. Wenn der Satan wegen der nöhtigen Abkühlung erst auf angesteckte Servische Cörper warten sollte, würde er mit seinen feurigen Gesellen längst crepirt seyn. Vielleicht ist dieses dem Herrn Prediger zu Hildesheim (d) in den Sinn gekommen, der die Gemeine beredet, als ob alle Teufel mit den Schweinen (d) Dieser wollte auch beweisen, daß die Evangelische Priesters Sünden vergeben könnten, und zwar also: In Amsterdam, sprach er, wohnte ein Seiffensieder, der seine Seife allein hoch achtete, und über seine Hausthür schreiben lies:
Alexander der große Held, Sein Nachbar, so von gleicher Handthierung war, konnte dieses nicht ertragen, und ließ über seine Thür setzen: Hier ist die schönste Seiffe von der Welt. Behüte GOtt in Gnaden, Der Seifensieder, so dieses aus der Predigt hörte, schickte einen Wurm-Schneider an den Herrn Magister.Hier wird gute Seife gesaden. oder zum bestimmten Orte der Marter gegangen, annoch auf Erden herumgehe und Bluht sauge. Es schickt sich zu der gewöhnlichen Art der Begebenheiten auf den Erdboden nicht, daß der Satan zu seinem Vergnügen frisches und flüßiges Bluht in den todten Cörpern erhalte. Denn er heist ein unreiner und unsauberer Geist, der wegen dieser Benennung mehr Freude an der Fäulnis und dem Wuste, als an der Unverweslichkeit und Erhaltung der Cörper, hat. Wir sehen auch nicht, daß das Bluht der Pferde und anderer Thiere, wenn sie abgestochen werden, von der Stätte weggeholet werde. Wenn der Satan wegen der nöhtigen Abkühlung erst auf angesteckte Servische Cörper warten sollte, würde er mit seinen feurigen Gesellen längst crepirt seyn. Vielleicht ist dieses dem Herrn Prediger zu Hildesheim (d) in den Sinn gekommen, der die Gemeine beredet, als ob alle Teufel mit den Schweinen (d) Dieser wollte auch beweisen, daß die Evangelische Priesters Sünden vergeben könnten, und zwar also: In Amsterdam, sprach er, wohnte ein Seiffensieder, der seine Seife allein hoch achtete, und über seine Hausthür schreiben lies:
Alexander der große Held, Sein Nachbar, so von gleicher Handthierung war, konnte dieses nicht ertragen, und ließ über seine Thür setzen: Hier ist die schönste Seiffe von der Welt. Behüte GOtt in Gnaden, Der Seifensieder, so dieses aus der Predigt hörte, schickte einen Wurm-Schneider an den Herrn Magister.Hier wird gute Seife gesaden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0122" n="124"/> oder zum bestimmten Orte der Marter gegangen, annoch auf Erden herumgehe und Bluht sauge. Es schickt sich zu der gewöhnlichen Art der Begebenheiten auf den Erdboden nicht, daß der Satan zu seinem Vergnügen frisches und flüßiges Bluht in den todten Cörpern erhalte. Denn er heist ein unreiner und unsauberer Geist, der wegen dieser Benennung mehr Freude an der Fäulnis und dem Wuste, als an der Unverweslichkeit und Erhaltung der Cörper, hat. Wir sehen auch nicht, daß das Bluht der Pferde und anderer Thiere, wenn sie abgestochen werden, von der Stätte weggeholet werde. Wenn der Satan wegen der nöhtigen Abkühlung erst auf angesteckte Servische Cörper warten sollte, würde er mit seinen feurigen Gesellen längst <hi rendition="#aq">crepirt</hi> seyn. Vielleicht ist dieses dem Herrn Prediger zu Hildesheim <note place="foot" n="(d)"><p>Dieser wollte auch beweisen, daß die Evangelische Priesters Sünden vergeben könnten, und zwar also: In Amsterdam, sprach er, wohnte ein Seiffensieder, der seine Seife allein hoch achtete, und über seine Hausthür schreiben lies:</p><lg type="poem"><l>Alexander der große Held,</l><lb/><l>Hier ist die schönste Seiffe von der Welt.</l><lb/></lg><p>Sein Nachbar, so von gleicher Handthierung war, konnte dieses nicht ertragen, und ließ über seine Thür setzen:</p><lg type="poem"><l>Behüte GOtt in Gnaden,</l><lb/><l>Hier wird gute Seife gesaden.</l><lb/></lg><p>Der Seifensieder, so dieses aus der Predigt hörte, schickte einen Wurm-Schneider an den Herrn Magister.</p></note> in den Sinn gekommen, der die Gemeine beredet, als ob alle Teufel mit den Schweinen </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [124/0122]
oder zum bestimmten Orte der Marter gegangen, annoch auf Erden herumgehe und Bluht sauge. Es schickt sich zu der gewöhnlichen Art der Begebenheiten auf den Erdboden nicht, daß der Satan zu seinem Vergnügen frisches und flüßiges Bluht in den todten Cörpern erhalte. Denn er heist ein unreiner und unsauberer Geist, der wegen dieser Benennung mehr Freude an der Fäulnis und dem Wuste, als an der Unverweslichkeit und Erhaltung der Cörper, hat. Wir sehen auch nicht, daß das Bluht der Pferde und anderer Thiere, wenn sie abgestochen werden, von der Stätte weggeholet werde. Wenn der Satan wegen der nöhtigen Abkühlung erst auf angesteckte Servische Cörper warten sollte, würde er mit seinen feurigen Gesellen längst crepirt seyn. Vielleicht ist dieses dem Herrn Prediger zu Hildesheim (d) in den Sinn gekommen, der die Gemeine beredet, als ob alle Teufel mit den Schweinen
(d) Dieser wollte auch beweisen, daß die Evangelische Priesters Sünden vergeben könnten, und zwar also: In Amsterdam, sprach er, wohnte ein Seiffensieder, der seine Seife allein hoch achtete, und über seine Hausthür schreiben lies:
Alexander der große Held,
Hier ist die schönste Seiffe von der Welt.
Sein Nachbar, so von gleicher Handthierung war, konnte dieses nicht ertragen, und ließ über seine Thür setzen:
Behüte GOtt in Gnaden,
Hier wird gute Seife gesaden.
Der Seifensieder, so dieses aus der Predigt hörte, schickte einen Wurm-Schneider an den Herrn Magister.
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