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Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733.

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ziehen, sich einen Muht oder vielmehr Verwegenheit zu machen. Wenn die Visionarii dieses teuflische Quäcker-Pulver einem Menschen beybringen wollen, so nehmen sie zuvor sein Gemühte ein durch allerhand Gespräche von Offenbahrungen, und mercken einige Wochen zuvor an, ob seine Einbildungs-Krafft und das Gewebe der Nerven der erdichteten Weissagungen fähig seyn. Sie lesen ihn allerhand schwärmerische Bücher vor, geben ihm die Exempel der Visionairs zu lesen, zeigen ihm auch wohl einige Bilder und Gemählde von Biblischen Gesichtern und Christo, daß der neue Schüler der verkehrten Phantasey sich zuvor allerley Materien eindrücken möge, welche einige Aehnlichkeiten der Bilder in dem Gehirne zurücklassen. Wenn darauf (s) das Quäcker-Pulver gegeben wird, so geschiehet eine Verdichtung der Nerven-Säfte, und entstehet eine dicke und verschleimte Beschaffenheit des Bluhts, wodurch der Mensch ausser den Zustand der ordentlichen Empfindung gesetzt wird, und auf die vorhin eingedrückte Bilder wiederum verfällt, von welchen er glaubet, daß sie gegenwärtig seyn. In diesem Stande ist die Seele in einen gantz leidentlichen Zustande, welchen die Quietisten und Mystici bis an dem Himmel erheben. Sonderlich schicken sich hiezu die leichtsinnigen Sanguinei, am meisten aber die Melancholici, und alle, so bey ihrer elenden Dumheit dennoch

(s) D. Fridrich Ernst KETTNER in der Quedlinburgischen Kirchen- und Ketzer-Historie p. 58. sqq. ed. Quedlinb. 1710. 4.

ziehen, sich einen Muht oder vielmehr Verwegenheit zu machen. Wenn die Visionarii dieses teuflische Quäcker-Pulver einem Menschen beybringen wollen, so nehmen sie zuvor sein Gemühte ein durch allerhand Gespräche von Offenbahrungen, und mercken einige Wochen zuvor an, ob seine Einbildungs-Krafft und das Gewebe der Nerven der erdichteten Weissagungen fähig seyn. Sie lesen ihn allerhand schwärmerische Bücher vor, geben ihm die Exempel der Visionairs zu lesen, zeigen ihm auch wohl einige Bilder und Gemählde von Biblischen Gesichtern und Christo, daß der neue Schüler der verkehrten Phantasey sich zuvor allerley Materien eindrücken möge, welche einige Aehnlichkeiten der Bilder in dem Gehirne zurücklassen. Wenn darauf (s) das Quäcker-Pulver gegeben wird, so geschiehet eine Verdichtung der Nerven-Säfte, und entstehet eine dicke und verschleimte Beschaffenheit des Bluhts, wodurch der Mensch ausser den Zustand der ordentlichen Empfindung gesetzt wird, und auf die vorhin eingedrückte Bilder wiederum verfällt, von welchen er glaubet, daß sie gegenwärtig seyn. In diesem Stande ist die Seele in einen gantz leidentlichen Zustande, welchen die Quietisten und Mystici bis an dem Himmel erheben. Sonderlich schicken sich hiezu die leichtsinnigen Sanguinei, am meisten aber die Melancholici, und alle, so bey ihrer elenden Dumheit dennoch

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[103/0101] ziehen, sich einen Muht oder vielmehr Verwegenheit zu machen. Wenn die Visionarii dieses teuflische Quäcker-Pulver einem Menschen beybringen wollen, so nehmen sie zuvor sein Gemühte ein durch allerhand Gespräche von Offenbahrungen, und mercken einige Wochen zuvor an, ob seine Einbildungs-Krafft und das Gewebe der Nerven der erdichteten Weissagungen fähig seyn. Sie lesen ihn allerhand schwärmerische Bücher vor, geben ihm die Exempel der Visionairs zu lesen, zeigen ihm auch wohl einige Bilder und Gemählde von Biblischen Gesichtern und Christo, daß der neue Schüler der verkehrten Phantasey sich zuvor allerley Materien eindrücken möge, welche einige Aehnlichkeiten der Bilder in dem Gehirne zurücklassen. Wenn darauf (s) das Quäcker-Pulver gegeben wird, so geschiehet eine Verdichtung der Nerven-Säfte, und entstehet eine dicke und verschleimte Beschaffenheit des Bluhts, wodurch der Mensch ausser den Zustand der ordentlichen Empfindung gesetzt wird, und auf die vorhin eingedrückte Bilder wiederum verfällt, von welchen er glaubet, daß sie gegenwärtig seyn. In diesem Stande ist die Seele in einen gantz leidentlichen Zustande, welchen die Quietisten und Mystici bis an dem Himmel erheben. Sonderlich schicken sich hiezu die leichtsinnigen Sanguinei, am meisten aber die Melancholici, und alle, so bey ihrer elenden Dumheit dennoch (s) D. Fridrich Ernst KETTNER in der Quedlinburgischen Kirchen- und Ketzer-Historie p. 58. sqq. ed. Quedlinb. 1710. 4.

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Zitationshilfe: Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harenberg_vampirs_1733/101>, abgerufen am 22.11.2024.