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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans I. Buch.
Augenblicklich nach Klingenfeld/ aber sein Pferd stür-
tzete über eine Wurtzel/ daß es ein Bein zerbrach/ und
also muste der Rauber zu Fuß fechten/ welcher nun
Ursach hatte/ sich/ wie Troll/ zu verstecken/ aber die
Rachgier sporete ihn an/ daß er mit dem Degen in
der Faust/ auf Klingenfeld loßgieng/ und denselben
in die Lenden dessen Pferdes so tieff hinein stieß/ daß
es seinem Herrn den Dienst aufzukündigen gezwun-
gen ward. Klingenfeld machte die Beine geschwind
loß/ und als er nach dem Rauber stieß/ traff er fehl/
daß sie mit einander zu ringen kamen. Sie arbeiteten
eine gute Weil mit einander/ weil aber der Teutsche
in der Ringkunst überauß fertig/ warff er seinen Ge-
genpart endlich zu Boden/ und stieß ihm den Degen
durch den Leib. Darauf besuchte er so wol diesen/ als
den andern Rauber/ und fand zween wolgespickte
Beutel mit Geld/ an deren Gewicht er genugsam er-
kannte/ daß er nicht hohe Ursach hatte/ sich über den
Verlust seines Pferdes/ durch welches er noch einen
Noth-Pfenning zu erwerben hoffete/ zu beklagen.
Er nahm seine beyde Pistolen/ lud dieselbe/ steckete sie
in den Gürtel/ wie auch die zween Beutel/ welche sehr
lang und groß waren/ daß er sie weder in dem Rock
noch in die Hosen hätte verbergen mögen. Er hätte
gerne das Gewöhr der Erschlagenen auch mit ge-
nommen/ weil er aber besorgete/ sich dardurch zu sehr
zu beschweren/ ließ er es ligen/ und gieng darvon.

Wie er kaum 10. oder 12. Schritte fortkommen
war/ stieß er auf Troll/ der sich nach der Erden bücke-
te/ was machet ihr allhier/ O mein getreuer Räyßge-
fährte/ sprach er/ wollet ihr mir nicht besser beystehen?
Ecce, sprach dieser/ bey diesem inconsueto Saxo habe
ich schon alle meine Vires eine geraume Zeit employ-
ret/ diesen wolte den leichtfertigen Nebulonibus auf

den
F 4

Romans I. Buch.
Augenblicklich nach Klingenfeld/ aber ſein Pferd ſtuͤr-
tzete uͤber eine Wurtzel/ daß es ein Bein zerbrach/ und
alſo muſte der Rauber zu Fuß fechten/ welcher nun
Urſach hatte/ ſich/ wie Troll/ zu verſtecken/ aber die
Rachgier ſporete ihn an/ daß er mit dem Degen in
der Fauſt/ auf Klingenfeld loßgieng/ und denſelben
in die Lenden deſſen Pferdes ſo tieff hinein ſtieß/ daß
es ſeinem Herꝛn den Dienſt aufzukuͤndigen gezwun-
gen ward. Klingenfeld machte die Beine geſchwind
loß/ und als er nach dem Rauber ſtieß/ traff er fehl/
daß ſie mit einander zu ringen kamen. Sie arbeiteten
eine gute Weil mit einander/ weil aber der Teutſche
in der Ringkunſt uͤberauß fertig/ warff er ſeinen Ge-
genpart endlich zu Boden/ und ſtieß ihm den Degen
durch den Leib. Darauf beſuchte er ſo wol dieſen/ als
den andern Rauber/ und fand zween wolgeſpickte
Beutel mit Geld/ an deren Gewicht er genugſam er-
kannte/ daß er nicht hohe Urſach hatte/ ſich uͤber den
Verluſt ſeines Pferdes/ durch welches er noch einen
Noth-Pfenning zu erwerben hoffete/ zu beklagen.
Er nahm ſeine beyde Piſtolen/ lud dieſelbe/ ſteckete ſie
in den Guͤrtel/ wie auch die zween Beutel/ welche ſehr
lang und groß waren/ daß er ſie weder in dem Rock
noch in die Hoſen haͤtte verbergen moͤgen. Er haͤtte
gerne das Gewoͤhr der Erſchlagenen auch mit ge-
nommen/ weil er aber beſorgete/ ſich dardurch zu ſehr
zu beſchweren/ ließ er es ligen/ und gieng darvon.

Wie er kaum 10. oder 12. Schritte fortkommen
war/ ſtieß er auf Troll/ der ſich nach der Erden buͤcke-
te/ was machet ihr allhier/ O mein getreuer Raͤyßge-
faͤhrte/ ſprach er/ wollet ihr mir nicht beſſer beyſtehen?
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ich ſchon alle meine Vires eine geraume Zeit employ-
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den
F 4
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[87/0099] Romans I. Buch. Augenblicklich nach Klingenfeld/ aber ſein Pferd ſtuͤr- tzete uͤber eine Wurtzel/ daß es ein Bein zerbrach/ und alſo muſte der Rauber zu Fuß fechten/ welcher nun Urſach hatte/ ſich/ wie Troll/ zu verſtecken/ aber die Rachgier ſporete ihn an/ daß er mit dem Degen in der Fauſt/ auf Klingenfeld loßgieng/ und denſelben in die Lenden deſſen Pferdes ſo tieff hinein ſtieß/ daß es ſeinem Herꝛn den Dienſt aufzukuͤndigen gezwun- gen ward. Klingenfeld machte die Beine geſchwind loß/ und als er nach dem Rauber ſtieß/ traff er fehl/ daß ſie mit einander zu ringen kamen. Sie arbeiteten eine gute Weil mit einander/ weil aber der Teutſche in der Ringkunſt uͤberauß fertig/ warff er ſeinen Ge- genpart endlich zu Boden/ und ſtieß ihm den Degen durch den Leib. Darauf beſuchte er ſo wol dieſen/ als den andern Rauber/ und fand zween wolgeſpickte Beutel mit Geld/ an deren Gewicht er genugſam er- kannte/ daß er nicht hohe Urſach hatte/ ſich uͤber den Verluſt ſeines Pferdes/ durch welches er noch einen Noth-Pfenning zu erwerben hoffete/ zu beklagen. Er nahm ſeine beyde Piſtolen/ lud dieſelbe/ ſteckete ſie in den Guͤrtel/ wie auch die zween Beutel/ welche ſehr lang und groß waren/ daß er ſie weder in dem Rock noch in die Hoſen haͤtte verbergen moͤgen. Er haͤtte gerne das Gewoͤhr der Erſchlagenen auch mit ge- nommen/ weil er aber beſorgete/ ſich dardurch zu ſehr zu beſchweren/ ließ er es ligen/ und gieng darvon. Wie er kaum 10. oder 12. Schritte fortkommen war/ ſtieß er auf Troll/ der ſich nach der Erden buͤcke- te/ was machet ihr allhier/ O mein getreuer Raͤyßge- faͤhrte/ ſprach er/ wollet ihr mir nicht beſſer beyſtehen? Ecce, ſprach dieſer/ bey dieſem inconſueto Saxo habe ich ſchon alle meine Vires eine geraume Zeit employ- ret/ dieſen wolte den leichtfertigen Nebulonibus auf den F 4

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/99>, abgerufen am 28.11.2024.